Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Natalie Winthrop kannte und sie vielleicht einen Job annehmen konnte, geschah das Wunder.
Genauer gesagt, Jared Huddleton. Er versprach ihr die Ehe.
Das war die Rettung!
Seit Jared vor knapp einem Jahr nach Houston gekommen war, hatte sie sich in den Kopf gesetzt, ihn zu heiraten. Nicht nur, weil er sehr wohlhabend war und aussah, als wäre er einem Männermagazin entsprungen, sondern auch, weil er sie kaum kannte und es ihm daher nicht möglich war, die fehlenden Meisterwerke an ihren Wänden zu bemerken. Oder dass ihre Sommerkleider noch dieselben waren wie letztes Jahr. Sie hätte nicht glücklicher sein können.
Für eine Weile.
Als der Hochzeitstermin näher rückte, machten sich nagende Zweifel in ihr breit, und zum ersten Mal in ihre Leben hatte sie moralische Skrupel. Obwohl sie über alle Maßen erleichtert und dankbar war, dass Jared sie tatsächlich heiraten und sie zweifellos vor einem Leben voller Schufterei und Sonderangeboten retten würde, war die furchtbare Wahrheit, dass sie den Mann nicht wirklich liebte. In ihrer verzweifelten Lage hätte das ein lachhaftes Hindernis sein sollen. Trotz allem war sie eine Winthrop und stammte von einer langen Linie stolzer Frauen ab, die gleichermaßen aus Vernunft und Liebe geheiratet hatten. Ihre Mutter, die ihren Ehemann von ganzem Herzen geliebt hatte, war nicht so unpraktisch gewesen, dass sie nicht jegliches Zögern einer Frau in Natalies Position verächtlich abgetan haben würde. “Sei kein Dummkopf, Liebes”, hätte sie wahrscheinlich gesagt und würde ihr einen aufmunternden Klaps auf die Schulter gegeben haben.
Aber ihre Mutter war nicht mehr da, um ihr kluge Ratschläge zu erteilen. Natalie war ganz allein, und sie fühlte sich beklommen bei dem Gedanken, Jared zu heiraten. Eine Ehe sollte ein Leben lang halten, und sie hoffte weiterhin, dass ihr Privatdetektiv Braswell aufspüren würde. Sie hatte die Anzeige in “Texas Monthly” schon fast wieder vergessen, obwohl das Ganze sehr seltsam klang. Wer an der Tombola teilnehmen wollte, deren Hauptgewinn ein Haus bei Heartbreak Ridge in den Bergen von West Texas war, wurde aufgefordert, hundert Dollar einzusenden und in einem Aufsatz darzulegen, was er mit dem Haus vorhatte. Als Natalie die Abbildung des malerischen Anwesens gesehen hatte, hatte sie sofort daran gedacht, mit ihrem Talent für die vornehme Lebensart Geld zu machen. Sie könnte ein Hotel eröffnen, für das all ihre Freunde Toppreise bezahlen würden.
Sie sandte hundert Dollar ein, noch bevor sie begonnen hatte, ihre Kleider wegzugeben. Sonst hätte sie nie so viel Bargeld lockermachen können. Die große Neuigkeit erfuhr sie erst vor der letzten Anprobe ihres Hochzeitskleides. Sie hatte gewonnen! In der billigen Kopie eines Designerkleides hüpfte sie jubelnd vor Freude in ihrem Apartment herum. Mit dem Haus glaubte sie, den Schlüssel für ihr zukünftiges Überleben in der Hand zu halten.
Jetzt war ihr das Jubeln vergangen. Der Schlüssel, der ihr ausgehändigt worden war, war der Schlüssel zum Fiasko. Nicht, dass man für das Haus, auf das sie starrte, einen Schlüssel brauchte. Abgesehen von den zerbrochenen Fenstern hatte das Dach ein riesengroßes Loch, das vermutlich ein willkommener Brutplatz für Ungeziefer war, und durch das, wie sie annahm, auch sonst jeder, der es wollte, gut hindurchkrabbeln konnte.
Wie hatte sie solch eine Närrin sein können? Was sollte sie jetzt tun?
Sie schniefte laut vor Selbstmitleid und angelte nach einem Taschentuch, als ein Höllenlärm losbrach. Als wenn sie noch mehr Probleme brauchte! Mopsy jaulte und tollte ärgerlich um das Auto herum. Bootsy und Fritz sprangen bellend vom Rücksitz ins Freie. Und während ihr britischer Kurzhaarkater Winston seiner Verstimmung im Käfig Luft machte, war ihr Kakadu Armand weit weniger zurückhaltend. Er setzte aus voller Kehle zum “Ritt der Walküre” an, seine bevorzugte Opernmelodie.
Was war passiert? Natalies Herz raste. Als ein stampfendes Geräusch näher kam, rannten die Hunde auf die Straße, wo plötzlich ein Mann auf einem Pferd vor ihnen auftauchte.
Natalie hätte fast aufgeschrien. Sie hatte keine Angst vor Pferden, aber der Mann erschreckte sie wahnsinnig. Mit seinen langen, ungebändigten blonden Haaren, dem wild wuchernden Bart und der schäbigen Kleidung war er der verwildertste Mann, den sie jemals gesehen hatte – falls er wirklich ein Wesen aus Fleisch und Blut war und keine Erscheinung. Er hatte ein Profil wie ein
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