Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Houston wäre, oder zumindest irgendwo, wo es öffentliche Verkehrsmittel gab. Zugegeben, sie hatte in Houston nie auch nur einen Fuß in einen Bus gesetzt … aber sie würde es tun, wenn sie in einer Patsche wie dieser saß. Ihr ganzes Leben erschien ihr jetzt wie ein einziges Fiasko. Ihr Haus war nicht bewohnbar, ihr Auto war nicht einsatzfähig, und sie hatte sich in einen Mann verliebt, den man, nach allen praktischen Erwägungen, nicht lieben konnte.
Zumindest wollte er nicht geliebt werden.
Auf jeden Fall nicht von einer Frau wie ihr.
Eine Frau wie sie! Sie trommelte ärgerlich mit den Fingernägeln aufs Lenkrad. Jetzt verstand sie all seine Anspielungen auf “ihre Art” und “ihren Typ”. Als ob er sie in die Form seiner Exfrau gepresst hätte! Jedes Mal, wenn sie daran dachte, machte es sie rasend, dass er sie einfach eingestuft hatte als eine …
Plötzlich, als ihr die entsetzliche Wahrheit dämmerte, zitterte sie am ganzen Körper. Er hatte sie als verwöhnte, wankelmütige, hilflose Frau aus der Großstadt eingestuft.
Er hatte recht!
Oh, sie dachte, sie hätte sich geändert, aber in der Minute, als sie mit einem platten Reifen konfrontiert war, hatte sie prompt versagt. Sie badete in Selbstmitleid. Alles, was sie gedacht hatte, war, zurück nach Houston zu gehen. Alles, was sie getan hatte, war, sich ins Auto zu setzen, die Batterie zu verschwenden und auf Rettung zu hoffen.
Die Rettung, die nicht kam.
Wann würde sie jemals etwas dazulernen? Sie holte tief Luft und tat etwas, was sie noch nie in ihrem ganzen Leben getan hatte. Sie griff ins Handschuhfach, holte die Gebrauchsanleitung für den Wagen heraus und begann sie zu studieren. Egal, wie lange es dauerte, sie würde diesen verdammten Reifen wechseln!
Natürlich versuchten die Verfasser dieser Gebrauchsanleitung sicherzustellen, dass Natalie die Sache durch die unverständlichen und verwirrenden Anleitungen nur ja nicht zu leicht gemacht wurde. Aber sie ging das Problem Schritt für Schritt an. Tatsächlich war es am schwierigsten, den Wagenheber zu finden und die genaue Stelle zu identifizieren, wo er anzusetzen war.
Als sie es begriffen hatte, war es nicht so schwer, die Reifen zu wechseln. Wirklich nicht halb so schwer, wie ein Haus zu decken. Alles in allem konnte der gesamte Vorgang nicht mehr als eine Stunde gedauert haben … nachdem sie erst einmal den Hintern hochbekommen hatte.
Als sie ihre Aufgabe erledigt hatte, wischte sie sich die Hände an den Hosen ab und betrachtete ihr Werk mit Vergnügen. Sie konnte es nicht erwarten, das Cal zu erzählen!
Cal war fassungslos. Aber nicht in der Art, wie sie es sich vorgestellt hatte.
“Was hast du erwartet?”, fragte er sie. “Eine Medaille?”
Natalie stand mit Dreck und Öl verschmiert und trotzdem irgendwie strahlender vor ihm, als er sie je zuvor gesehen hatte. Doch ihr Gesicht verfinsterte sich, als er sie einfach beleidigte. “Verstehst du nicht? Ich habe alles allein getan. Ohne Hilfe.”
“Natalie, du hast einen Reifen gewechselt. Das machen die Leute jeden Tag.”
“Ich nicht”, beharrte sie.
Er schnaubte frustriert. Das schlug alles. Wenn er jemals einen Beweis dafür gebraucht hatte, dass Natalie hoffnungslos verwöhnt und nicht die Richtige für ihn war – und er merkte, wie er jeden Tag verzweifelter nach einem solchen Beweis suchte – hier war er. Sie hatte lediglich einen Reifen gewechselt, führte sich aber auf, als hätte sie gerade das Ei des Kolumbus gefunden. “Hör mal, ich will dir nicht in die Parade fahren, aber einen Reifen zu wechseln ist nichts, was von besonderer Reife zeugt.”
“Was weißt du schon über Reife?”, parierte sie.
Er blickte flehend zum Himmel. “Hör mir zu, können wir nicht sach…”
“Du bist so emotional verkrüppelt, weil dich eine Frau verlassen hat, dass du Liebe selbst dann nicht annehmen kannst, wenn sie dir auf dem Silbertablett serviert wird!”
Er starrte sie entgeistert an. Da war es wieder, dieses schicksalhafte Wort! Gestern Abend hatte er nicht denken wollen, dass ihr Vorschlag wirklich so gemeint war – dass er ihr so viel bedeutete. Der Himmel wusste, dass Natalie ihn auch so schon in Versuchung führte, ohne dass Liebe im Spiel war. Das Einzige, was ihn davon zurückgehalten hatte, eine Beziehung mit ihr anzufangen, war die Überlegung, dass er für sie nichts weiter als eine nette kleine Abwechslung war. Jemand, mit dem man eine Affäre hatte, mehr nicht.
Aber Liebe? Wann war das
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