Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Fingerkuppen.
“Können Sie Stuvey hier rüber zum Zaun bringen?”, fragte er Melina daraufhin, denn er wusste genau, dass er ohne Trittbrett nicht auf den Rücken des Pferdes gelangen würde. Nicht nur, weil ihm dazu die Übung fehlte. Die Uniformhose war einfach zu eng.
“Klar.” Sie führte das Pferd zu ihm. Stuvey schüttelte seine rotbraune Mähne und beäugte Logan misstrauisch.
“Keine Angst”, sagte Melina munter. “Stuvey ist ein sehr nettes Pferd. Er wird alles tun, um Sie am Runterfallen zu hindern.”
“Freut mich”, entgegnete Logan knapp. Wäre doch ein reizendes Ende für eine wunderbare Woche, vom Pferd zu fallen.
“Er ist ein Pferd, das im Tross mitgeht, kein Leittier. Sie brauchen ihn nicht zu dirigieren. Er wird mir einfach folgen.” Sie brachte Stuvey dazu, neben dem Zaun stehen zu bleiben. Die Pferde auf der anderen Seite des Zauns wieherten enttäuscht.
Logan balancierte auf dem Gatter und griff nach Stuveys Mähne. Er hoffte nur, die anderen Pferde waren nicht zu sauer, da sich sein Hintern eindeutig in Bissweite befand. Er schob vorsichtig ein Bein über Stuveys Rücken, bis er einigermaßen bequem saß.
Das Tier bewegte sich unter ihm. Logan hielt sich an der Mähne fest. Die enge Uniformhose hielt die ungewohnte Position nicht aus. Logan hörte, wie eine Naht riss, und fühlte gleich darauf kalte Luft an einer Stelle, an der ein Mann auf Frostbeulen normalerweise gern verzichtet.
Melina ließ Stuvey los und wandte ihr Pferd mit einem Schenkeldruck. Dann schnalzte sie mit der Zunge und ritt die dunkle Straße entlang. “Nur ruhig Blut”, rief sie über die Schulter. “Verspannen Sie sich nicht.”
Wunderbar. Bloß nicht verspannen, auch wenn man ohne Sattel und Zaumzeug auf einem halbwilden Tier saß, das mehr als eine halbe Tonne wog. Außerdem der kalte Luftzug an delikatem Ort. Klar. Er würde völlig entspannt bleiben.
3. KAPITEL
Eine halbe Stunde später, als es am Fluss nicht mehr weiterging, wendeten sie die Pferde windwärts und ritten einen steilen, mit Büschen bewachsenen Abhang hinunter. Logan spürte, wie sein Gewicht ihn nach vorne zog. Er griff noch fester in die Mähne des Pferdes und versuchte, die Balance zu halten. Irgendwann kamen sie wieder auf ebenes Gelände, und er atmete erleichtert auf.
Sie kamen in offenes Weideland, und Logan sah eingezäunte Koppeln, die ein kleines Holzhaus umgaben. Das ganze Haus war etwas windschief, aber aus dem Schornstein stieg eine dünne Rauchfahne in den mitternachtsblauen Himmel. Und diese Rauchfahne schien Logan nun das Schönste zu sein, was er je gesehen hatte.
Die Pferde beschleunigten ihren Schritt. Logan, begierig nach Wärme, fand sich damit ab, noch mehr durchgeschüttelt zu werden. In ein paar Minuten war alles vorbei.
Aus dem Augenwinkel sah er einen dunklen Schatten in einem Busch. Ehe er noch die Chance hatte zu erkennen, was es genau war, stürzte sich ein großer Wolf auf ihn. Er schnappte knurrend nach Logans Füßen. Logan brachte sein Bein in Sicherheit. Das Pferd scheute und machte einen Satz zur Seite. Logan schwankte, rutschte am Bauch des Pferdes entlang, und fiel gleich darauf in den dicken Schnee.
Sein Po und seine Schulter fingen den Fall auf, sodass ihm zwar alles wehtat, aber nichts verletzt war.
Neben seinem Kopf hörte er ein gefährliches Knurren. Er sah in die Richtung und begegnete den glühenden Augen des Wolfs. Seine gefletschten Zähne waren nur Zentimeter von seinem Hals entfernt.
“Shadow, aus!”, befahl Melina.
Das Tier ließ sofort von Logan ab, warf ihm aber noch einen warnenden Blick zu, ehe es sich schwanzwedelnd zu Melina begab. Die Verwandlung war verblüffend.
“Was ist passiert?”, fragte sie von hoch oben. Ihre Stimme klang ein wenig vorwurfsvoll. Neben ihr stand Stuvey und peitschte nervös mit dem Schweif.
Logan hatte nicht vor, in seiner peinlichen Position zu bleiben, und rappelte sich auf. Er rieb seine Schulter. Irgendwie erstaunte es ihn überhaupt nicht, dass Melina einen Wolf als Haustier hatte. “Ihr Wolf hat mein Pferd erschreckt.”
“Shadow ist harmlos. Außerdem ist er nur zur Hälfte Wolf. Der Rest ist Husky.”
Logan, der endlich wieder auf den Füßen stand, konnte jeden einzelnen Muskel seines Körpers schmerzhaft spüren. Harmlos? Wenn Melina nicht gewesen wäre, hätte dieses niedliche harmlose Tier ihm vermutlich in Windeseile die Kehle durchgebissen.
“Schaffen Sie es zurück aufs Pferd?”, fragte sie.
Zu gern hätte Logan Ja
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