Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)

hinunter.
    Er war absolut ratlos. Seine gesamte Zukunft stand auf dem Spiel, und statt daran zu arbeiten, saß er hier im Jahr 1875 fest.
    Melina erschien mit einem großen Topf, stellte ihn auf den Boden, stieg wieder die steile Treppe hoch und schloss die Falltür.
    Logan biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Dann versuchte er, langsam bis zehn zu zählen. Er kam nur bis sechs, dann explodierte er.
    “Heißt das, Sie warten, bis Ihre Batterien leer sind und Ihr Generator kein Diesel mehr hat? Und jetzt sitze ich hier in dieser elenden Hütte fest, ohne eine einzige Möglichkeit, zurück in die Stadt zu gelangen?” Ihm war klar, dass es nicht ganz fair war, Melina anzubrüllen, da sie ihm immerhin das Leben gerettet hatte. Aber irgendwie machte sich sein Temperament gerade selbstständig.
    “
Sie
waren doch derjenige, der mich verhaftet hat”, protestierte sie und stellte den Topf auf den Gasherd.
    “Leider gegen meinen Willen.”
    Melina stand plötzlich ganz still und umklammerte die Henkel des Topfes so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Logan fuhr sich mit der Hand durchs Haar und verfluchte sich, weil er sich so unmöglich benahm. Das kam davon, wenn man ständig mit Kriminellen und harten Polizisten zu tun hatte. Wie hatte er ihr Haus genannt? Eine elende Hütte?
    Er trat hinter Melina und senkte die Stimme. “Es tut mir leid.”
    Sie schüttelte den Kopf, schwieg aber. Ihre Hände zitterten leicht, als sie die Gasflamme anzündete.
    Logan fragte sich, ob sie weinte. “Es tut mir wirklich leid”, wiederholte er. Einen verrückten Moment lang hatte er das Bedürfnis, Melina in die Arme zu nehmen und zu trösten. Er fühlte sich, als hätte er mutwillig das Wintermärchen zerstört und die Fee verscheucht.
    “Essen Sie Eintopf?”, fragte sie mit leiser Stimme, in der jedoch kein Schluchzen war.
    “Gern.” Er beugte sich vor, um ihr Profil zu mustern. Sie hatte extrem hübsche Ohren, so zierlich und zart. Und die Sommersprossen auf ihren Wangen waren hinreißend. Beinah hätte er sie mit einem zärtlichen Finger berührt. Er musste den Verstand verloren haben.
    “Es tut mir sehr leid, Melina”, flüsterte er. “Das Einzige, was ich zu meiner Entschuldigung vorbringen kann, ist, dass ich eine ziemlich scheußliche Woche hinter mir habe.”
    Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. Sie sah so süß aus, so verletzlich. Er hoffte, nie wieder schuld daran zu sein, dass sie so traurig dreinschaute.
    “Meine Woche war ziemlich gut. Bis vor ein paar Stunden”, erwiderte sie stockend.
    “Sind Sie enttäuscht, dass Sie die Party verpasst haben?” Er ballte die Hände zu Fäusten, um sich daran zu hindern, Melina zu berühren. Ihre roten Lippen waren leicht geöffnet. Er spürte, wie sich etwas in ihm regte.
    “Ich hatte gar nicht erwartet, überhaupt auf die Party zu gehen.”
    “Hat man Sie nicht vorgewarnt, dass man Sie verhaften würde?” Er trat zurück, weil er Abstand brauchte. Seine Gefühle irritierten ihn.
    “Nein. Ich hoffe, Elaine hat Sie großzügig bestochen.”
    “Wer?”
    “Elaine. Die Frau, die Ihnen Geld dafür gegeben hat, dass Sie mich verhaften.” Sie nahm einen großen Löffel von einem Haken an der Wand.
    Logan war froh, dass sie ihn nicht mehr ansah. Dann konnte er wieder klarer denken. “Niemand hat mir Geld gegeben. Ich dachte, die Festival-Königin würde immer verhaftet.”
    “Wird sie auch.” Melina rührte im Eintopf.
    “Was meinen Sie damit?” Er verspürte plötzlich dasselbe Gefühl wie während einer Ermittlung, die schiefgelaufen ist, sodass klar wird, dass der Täter entkommt.
    “Ich verstehe Ihre Frage nicht.” Sie bedeckte den Topf mit einem Deckel und wandte sich wieder Logan zu. Die wilden Locken, die ihr Gesicht umrahmten, waren feucht vom tauenden Eis. Logan sehnte sich danach, die schimmernden Tautropfen zu berühren.
    Aber er beherrschte sich. “Ich dachte,
Sie
wären die Festival-Königin.”
    “Was hat Sie auf diese Idee gebracht?”
    “Ihre lila Jacke.” Logan fuhr sich erneut durchs Haar und versuchte, sich an Keepers genaue Worte zu erinnern. “Er hat zu mir gesagt, ich solle mir die hübsche Frau in Lila vor dem Futtermittelladen schnappen.”
    Melina lächelte überrascht, und ihre türkisfarbenen Augen strahlten.
    “Ich meine …”, stammelte er.
    “Scheint, als ob ich Ihnen den Wutausbruch verzeihe”, sagte sie.
    Die hübsche Frau in Lila, dachte Melina glücklich, als sie eine dicke Daunendecke über das Bett im