Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
noch wie betäubt. Tatsächlich schien es mit jeder Stunde schlimmer zu werden. Er starrte aus seinem Fenster auf all die Leute, die auf dem Weg zum Lunch waren. Wahrscheinlich hätte er auch etwas essen sollen, aber das interessierte ihn wenig. Vor ein paar Tagen war ihm alles so vielversprechend erschienen, aber jetzt wirkte es leer und hohl.
Er strich sich übers Gesicht. Seine Partner bei Taft, Hobson und Brown lobten ihn in höchsten Tönen. Dracmeyer liebte die Pläne für sein Haus. Ryans Bonus war sicher, und es gab schon mehrere mögliche Geldgeber für das Kunstzentrum. Er hätte begeistert sein sollen. Stattdessen war er ruhelos.
Unglücklich.
Verdammt, so konnte es nicht weitergehen!
Er ging zu seinem Schreibtisch und holte eine Geschäftskarte aus der obersten Schublade. Dann starrte er sie eine Weile an, aber eigentlich gab es da gar nichts zu entscheiden. Er wusste was er wollte. Jetzt musste er nur noch überlegen, wie er es bekommen konnte. Darüber dachte er mehrere Minuten lang nach. Schließlich lächelte er, griff vom Telefon und wählte.
“Killer, ich bin es, Ryan”, sagte er, sobald er die tiefe Stimme am anderen Ende hörte.
“Hallo, Kumpel. Was gibt’s? Wollen wir noch eine Kneipentour machen?”
“Ich soll mir noch einen höllischen Kater holen? Nein, danke. Aber ich würde gern über etwas reden, das Sie erwähnt haben. Können Sie irgendwann heute in mein Büro kommen?”
Lynne hatte seit ihrer einen gemeinsamen Nacht nichts mehr von Ryan gehört.
Am späten Freitagnachmittag betrat sie ihr Bürogebäude. Sie bemühte sich, nicht enttäuscht zu sein, aber das gelang ihr nicht. Sie wurde die Hoffnung einfach nicht los, dass Ryan anrufen würde. Natürlich war es besser, dass er es nicht tat. Er hielt sich an ihre Abmachung. Und doch hoffte ein Teil von ihr, dass ihre kurze Affäre ihm genauso viel bedeutet hatte wie ihr.
Sie trat durch die Drehtür und ging zu den Fahrstühlen. Ihr Treffen mit den neuen Eigentümern eines Restaurants war sehr gut gelaufen. Es waren nur unwesentliche Änderungen der Pläne nötig. Lynnes Chefs würden zufrieden sein. Sobald Lynne in ihr Büro zurückkam, würde sie das Material bestellen, und falls alles planmäßig lief, konnte der Umbau des Speisesaals Ende nächster Woche beginnen.
Die Fahrstuhltür ging auf. Lynne stieg ein und drückte auf den Knopf für das zwanzigste Stockwerk. Dann sah sie auf die Uhr. Ihre Telefonate würden weniger als eine halbe Stunde dauern, und sonst gab es nichts zu tun. Es bestand kein Grund, Überstunden zu machen, aber sie fürchtete sich davor, in ihr leeres Apartment zurückzukehren. Dort war nichts, das sie von Ryan ablenken konnte. Sie hatte bereits absolut alles sauber gemacht, und alle Schränke und Schubladen waren perfekt organisiert. Ja, in den letzten Wochen hatte sie eine Menge gearbeitet, in ihrem Job und zu Hause. Sogar die gesamte Wäsche war gewaschen. Alles hatte sie erledigt.
Bis auf eins.
Und daran dachte sie den ganzen Tag, jeden Tag. Es hielt sie nachts wach und bestimmte ihre Träume, wenn sie doch einmal einschlief.
Und während dieser langen, einsamen, schlaflosen Nächte hatte sie festgestellt, dass sie genau das getan hatte, was sie nicht gewollt hatte. Sie hatte sich verliebt. Und noch dazu in einen eleganten Großstadttypen. Sie hatte versucht, sich das auszureden – hatte sich gesagt, ihre Gefühle für Ryan wären nichts als Lust oder Vernarrtheit, aber das war unmöglich.
Doch was sollte sie nun tun? Gar nichts. Es war vorbei. Ryan hatte nur eine Nacht gewollt, und wenn er es sich anders überlegt hätte, dann hätte er angerufen.
Natürlich hatte sie sich selbst zahllose Male vorgestellt, wie sie zum Hörer griff und ihn anrief, hatte sich Dutzende von Gesprächen ausgemalt …
Hi, Ryan. Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht.
Hi. Ich habe eine Karte für die Boston Pops übrig …
Hey! Würdest du dir gern mit mir den neuesten James-Bond-Film ansehen?
Rat mal, was los ist! Ich bin bis über beide Ohren in dich verliebt und will dich so sehr, dass es schon wehtut.
Sie presste die Finger an ihre Schläfen und seufzte. Jetzt hatte sie zwei Möglichkeiten: Sie konnte sich einem Mann an den Hals werfen, der offensichtlich keine Beziehung mit ihr wollte, oder sie konnte einen Weg finden, über ihn hinwegzukommen. Ihr Stolz hielt sie davon ab, eine Zurückweisung zu riskieren, aber konnte das denn mehr wehtun als das, was sie bereits durchmachte?
Die Fahrstuhltür
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