Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
Mann. Ein Traummann. Nicht schön, aber auf eine raue Weise sinnlich.
Oh, mach, dass er nicht verheiratet ist, betete sie im Stillen. Sie legte eine Hand auf seinen Arm. Das Hemd, stellte sie fest, war nicht gebügelt. Es hatte zwar auch keine Knitterfalten, sondern wirkte auf den ersten Blick ordentlich. Nur der zweite Blick verriet einer erfahrenen Frau die leicht raue Textur, die davon kommt, wenn ein Hemd direkt aus dem Trockner glatt gestrichen und zusammengelegt wird. Jassie fand, ungebügelte Hemden deuteten auf unverheiratete Männer hin. Und unverheiratete Männer waren zu haben.
“Danke, dass Sie mich so geschickt aufgefangen haben”, sagte sie und schaute lächelnd zu ihm auf. Doch die verführerische Geste misslang etwas, weil die Sonne sie wieder blendete und sie die Augen zusammenkneifen musste, um überhaupt was zu sehen.
Er trat einen Schritt zur Seite. “Keine Ursache, Ma’am.”
Seine Augen waren von einem traumhaften, tiefen, ausdrucksvollen Grün, wie sie aufgeregt registrierte. “Ich bin Jassie McQuilty.” Sie streckte ihm die Hand hin.
“Ma’am.” Er berührte kurz seinen Hut, nickte und ging davon. Jassie starrte ihm verblüfft nach und sie konnte nicht umhin, seinen geschmeidigen Gang zu bewundern. Der Mann war mindestens einsfünfundachtzig groß und durchtrainiert. Und zwar auf eine Art, die nicht aus dem Fitness-Studio stammte.
Und er hatte grüne Augen! Ihre neue Lieblingsfarbe.
Ritas Ratschlag, eine Affäre zu haben, fiel ihr ein.
“Sagen Sie”, wandte sie sich an den Busfahrer, “wer war der einsame Wolf?”
“Was?”, kam es von dem schrulligen Alten zurück. “Welcher Wolf?”
“Der Mann da.” Sie wies mit dem Kopf in die Richtung des Fremden.
Don lachte leise. “Ah, Sie meinen Sheriff Stone? Um diese Uhrzeit kehrt er meistens dort drüben bei Ma ein.”
“Sheriff Stone …” seufzte Jassie, dann bemerkte sie, dass der Busfahrer sie neugierig anschaute. Sie sprang auf.
“Sind Sie sicher, dass wieder alles in Ordnung ist, Ma’am?”, fragte Don.
“Mir geht’s prima, dank Sheriff Stone”, versicherte Jassie. “Ich muss mich bei Gelegenheit richtig bei ihm bedanken. Das hätte ein widerlicher Sturz werden können.”
Sie zögerte, weil sie nicht genau wusste, wie sie ein paar Informationen aus Don herauskitzeln sollte, ohne allzu plump mit der Tür ins Haus zu fallen.
“Ich werde ihn und … Mrs. Stone … mal zum Dinner einladen.” Sie warf dem Busfahrer einen auffordernden Blick zu und hoffte, dass er sie über den familiären Status des Sheriffs aufklärte.
Don grinste wissend. “Sie haben wohl vor, eine Weile zu bleiben, was?”
Jassie erkannte, dass er bewusst Informationen zurückhielt. Sie hatte vergessen, dass sie sich in einer Kleinstadt befand. Doch sie war als junge Reporterin nicht umsonst in der Wildnis von New England unterwegs gewesen. Kleinstädter waren genau wie Großstadtjournalisten. Echte Neuigkeiten waren Gold wert. Und deshalb nie umsonst zu haben. Don würde ihr erst sagen, ob Sheriff Stone verheiratet war, wenn sie damit herausrückte, was sie eigentlich in Bear Claw wollte.
“Eine ganze Weile”, gab sie zurück. Er brauchte nicht zu wissen, dass sie nach einem Jahr spätestens abhauen wollte. In einer kleinen Stadt wie dieser hier würde ihr das nur zum Nachteil gereichen.
“Wollen Sie hier arbeiten?”, fragte er überrascht.
Sie nickte. “Beim
Globe
.”
Er runzelte die Stirn. “Sind Sie Maklerin? Ich hab gehört, die Zeitung soll verkauft werden, jetzt, nachdem Paddy Kelly tot ist.”
Jassie lächelte. Sie konnte seine Besorgnis gut verstehen.
The Globe
war in diesem Achthundertseelen-Nest die einzige Zeitung und erschien seit 1880 wöchentlich.
“Nein”, erwiderte sie. “Ich hoffe, dass der
Globe
noch lange erscheinen wird.” Wenigstens ein Jahr. Was danach geschah, lag ganz beim neuen Eigentümer.
Sie hatte ihren Köder ausgeworfen. Nun wartete sie. Don räusperte sich. Offensichtlich platzte er fast vor Neugierde. Jassie warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu.
“Sheriff Stone ist nicht verheiratet”, sagte Don schließlich. “Ich hab gehört, dass er mal eine Frau hatte, aber …” Er zuckte die Achseln. “Ist wohl schiefgegangen.”
“Hat er eine Freundin? Eine Partnerin? Sie wissen schon – ich müsste sie dann auch einladen”, erkundigte sich Jassie betont beiläufig.
Dabei wirbelten die Gedanken in ihrem Kopf. Er war nicht verheiratet! Der dunkle, seltsam attraktive Mann hatte sie
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