Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
zurückziehen.
“Hören Sie, Don”, sagte Jassie. “Ich habe eine Menge zu tun. Ich will rüber zum
Globe
, um mir anzuschauen, in welchem Zustand die Zeitung ist. Es ist schon ziemlich spät. Brauche ich ein Taxi?”
“Ein Taxi?”, erwiderte Don verblüfft. “Hier in Bear Claw gibt’s keine Taxis. Haben Sie kein Auto, Jassie?”
Es war eine rein rhetorische Frage, und Jassie ignorierte sie. “Kann ich mein Gepäck bis morgen irgendwo abstellen? Es ist zu schwer, um alles sofort mitzunehmen. Außerdem weiß ich noch gar nicht, wo ich übernachte. Können Sie mir ein gutes Hotel empfehlen?”
Don schüttelte den Kopf. “In Bear Claw gibt’s auch kein Hotel. Eine Reisegruppe ist im Silver Dollar Motel abgestiegen. Das ist voll. Am Fluss gibt es ein paar Ferienhütten, doch dort wohnen meist nur Touristen, die zum Angeln kommen. Ein anderes Motel liegt etwa eine Viertelstunde entfernt von hier, aber da Sie kein Auto haben …” Er runzelte die Stirn. “Halt mal, ich könnte Ihr Gepäck zum
Globe
rüberbringen, wenn ich heimfahre. Wahrscheinlich werden Sie sich eh dort einrichten, bis Sie eine Wohnung gemietet haben.”
“Dort einrichten?” Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, in einem Büro zu übernachten.
“Klar. Ihr Onkel hat meistens in den Redaktionsräumen gewohnt. Hat sich einen Raum als Wohn- und Schlafzimmer herrichten lassen. Es gibt ein Bett, und sogar einen kleinen Kühlschrank. Ihr Onkel Paddy mochte … Eiswürfel …” Don zwinkerte ihr zu.
Jassie strahlte ihn an. “Sie sind ein Schatz, Don. Vielen Dank. Also, wo finde ich den
Globe
?”
Er deutete die Straße runter. “Gehen Sie die Main Street bis zur großen Kreuzung, dann rechts. Nach etwa hundert Metern sehen Sie ein großes Backsteingebäude. Da ist der
Globe
untergebracht. Sie können sich gar nicht verlaufen.”
“In Ordnung. Vielen Dank noch mal.” Jassie drehte sich um und trottete gehorsam die Straße entlang.
Was zum Teufel war das? Sheriff John T. Stone blieb stehen und schaute an der Außenmauer des großen Backsteingebäudes hoch. Die dunkle Straße wurde nur von einer schwachen Straßenlaterne beleuchtet, so dass es schwierig war zu erkennen, ob sich hinter dem Fenster tatsächlich etwas bewegt hatte oder nicht. So was Blödes! An beiden Enden der Hauptstraße waren die Laternen völlig in Ordnung. Nur hier, wo er Licht brauchte, hatte die Neonröhre beschlossen, ihren Geist aufzugeben.
Er legte seinen angebissenen Hamburger aufs Dach seines Streifenwagens, schirmte die Augen mit einer Hand ab und versuchte zu erkennen, was hinter der Glasscheibe vor sich ging. Da! Eine Bewegung! Irgendjemand befand sich in diesem Gebäude. Es musste ein Eindringling sein, denn er kannte niemanden, der die Berechtigung dazu hatte, das Haus zu betreten. Im Übrigen war es so spät in der Nacht, dass jeder anständige Bürger von Bear Claw längst im Tiefschlaf lag. Zudem hätte jemand, der nichts Böses im Schilde führte, Licht gemacht, statt im Dunklen herumzuschleichen.
Nur gut, dachte Sheriff Stone, dass ich mir noch was zu essen geholt habe, ehe Ma’s Imbiss zumacht. Denn sonst wäre ich nicht hier vorbeigekommen.
Sein Magen knurrte. Er nahm seinen Hamburger, biss herzhaft hinein und legte ihn wieder weg. Dann tastete er nach seiner Dienstpistole. Rasch überquerte er die Straße und probierte, ob der Haupteingang des
Globe
offen war.
Doch er war verschlossen. Der Dieb oder wer immer es war, hatte entweder hinter sich zugeschlossen, oder er war auf anderem Weg ins Gebäude gelangt. Es gab noch eine Hintertür. Stone bog lautlos in einen Seitenweg, fand die Tür und drückte die Klinke. Offen! Er trat ein und schloss geräuschlos die Tür hinter sich. Dann blieb er stehen und lauschte.
Von irgendwo im ersten Stock kamen Geräusche. Dielen knarrten. J.T. entschied, dass es sich wohl nur um eine Person handelte, den Schritten nach zu urteilen. Aber es konnte sein, dass jemand Schmiere stand. Also hieß es auf der Hut sein.
Er wollte seine Taschenlampe anknipsen, doch dann ließ er es. Er wollte den Eindringling nicht vorwarnen. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Er nahm die Pistole aus dem Halfter und schlich zur Treppe.
Sein Herz klopfte. Er grinste sarkastisch. Das hier war nicht New York oder Chicago. Er war keinem grausamen Killer oder kaltblütigen Drogenhändlern auf der Spur. Das hier war Bear Claw. Vermutlich war der Eindringling bloß irgendein Penner, oder ein paar davongelaufene Kids
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