Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
dem beeindruckenden schwarzen Monstrum gab es noch mehrere Setzkästen mit Hunderten von winzigen spiegelverkehrten Bleilettern. Sie bemühte sich eine Weile, fehlerfreie Sätze daraus herzustellen. Danach beschäftigte sie sich eingehend mit der Druckerpresse. Es war zum Verzweifeln. Sie hatte keine Ahnung, wie das Ding funktionierte. Und nirgendwo gab es ein Handbuch dafür.
Ab und zu schlenderten Bewohner von Bear Claw auf dem Bürgersteig vorbei und warfen einen Blick in das große Fenster. Sie winkten Jassie zu, der eine oder andere klopfte auch und grinste, aber keiner kam rein und bot Hilfe an.
In einem Kabuff fand Jassie Maschinenöl und begann, jedes Gewinde, das bewegt werden konnte, zu ölen. Es half nichts.
Sie drehte an den Rädern, legte Hebel um, betätigte Knöpfe. Die Presse quietschte, aber nichts tat sich.
Je mehr sich das alte Ding gegen seine Benutzung sperrte, desto ärgerlicher wurde Jassie. Schließlich hatte sie ihren guten Job in New York nicht aufgegeben, um sich hier von einem Dinosaurier der Druckindustrie fertig machen zu lassen. Sie schwor sich, die Zeitung zu drucken, und wenn sie beide dabei draufgingen!
Es wurde langsam Abend. Jassie schaltete das Licht im Erdgeschoss an und arbeitete weiter. Sie lockerte Schrauben und zog sie wieder an. Sie wischte Öl ab und gab neues drauf.
Jassies Magen meldete sich lautstark. Sie ignorierte ihn. Erneut bemühte sie sich, die Bleibuchstaben in Spiegelschrift in brauchbare Sätze zu fügen. Sie hatte keine Übung darin, rückwärts zu lesen. Sie fand Druckerschwärze und schwärzte die Druckplatten damit. Dann rollte sie Papierbogen durch die Maschine, doch heraus kamen nur schwarze schmierige Flecken.
“Verdammt!”, rief sie. “Du Höllenmaschine! Ich gebe dir noch eine einzige Chance, einen sauberen Satz auf weißes Papier zu drucken. Wenn du’s nicht tust, schwöre ich, dass ich dich morgen früh einschmelzen lasse!”
“Das wäre eine Schande”, sagte eine Männerstimme hinter ihr. “Old Paddy war ziemlich stolz auf diese Druckerpresse.”
Jassie fuhr erschrocken zusammen und wirbelte erbost herum.
3. KAPITEL
“Was fällt Ihnen ein, sich hier so heimlich reinzuschleichen!”, schnauzte Jassie J.T. an, erinnerte sich jedoch gleichzeitig daran, dass man das Objekt seiner Begierde eigentlich nicht anschreien sollte.
Na und? dachte sie. Sie war müde und sauer, weil diese elende Druckerpresse nicht so wollte wie sie. Außerdem reagierten Leute, die man erschreckt hatte, nun mal unüberlegt.
Sie seufzte und strich sich das Haar aus der Stirn. “Kann ich Ihnen mit irgendetwas behilflich sein, Sheriff?”, fragte sie zuckersüß.
Er schüttelte den Kopf. Seine Lippen zur Andeutung eines Grinsens verzogen. “Das bezweifle ich.”
“Also, wenn Sie hergekommen sind, um mir zu sagen, dass ich nicht in diesem Haus übernachten darf, dann lassen Sie mich Ihnen mitteilen, dass ich ein Zimmer bei Beryl gemietet habe.”
Er hielt beschwichtigend eine Hand hoch. “Schon gut, ich weiß. Ich wollte nur nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Immerhin ist es bereits nach Mitternacht.”
Jassie sah erstaunt auf ihre Armbanduhr. Tatsächlich. Dabei schien es gerade erst vor Kurzem gewesen, dass die Sonne untergegangen war. “Hm, scheint, die Zeit ist nur so davongeflogen”, meinte sie. Wie auf ein Stichwort begann ihr Magen zu knurren.
Der Sheriff hob eine Augenbraue. “Offensichtlich haben Sie noch nichts gegessen.”
Jassie zuckte die Achseln. “Stimmt. Aber jetzt, da Sie es erwähnen, mache ich hier wohl Schluss und besorge mir was zu essen.”
“Jetzt? Nach Mitternacht?”
“Ja, warum nicht? In New York habe ich oft bis um diese Uhrzeit gearbeitet und bin erst dann was essen gegangen.”
“Nun, Miss New York, was glauben Sie, wo Sie um Mitternacht in Bear Claw noch was zu essen kriegen?”
Jassie zog die Nase kraus. “Heißt das, alles hat zu?”
Der Sheriff nickte. “Allerdings. Beide Restaurants haben längst Feierabend. Und es gibt auch keinen Drugstore, der rund um die Uhr geöffnet hätte.”
“Na gut, es macht mir nichts aus, ohne Essen schlafen zu gehen”, antwortete sie. Was für ein toller Tag, dachte sie. Alles geht schief.
Wenn sie nicht so wütend gewesen wäre, hätte sie vermutlich geheult. Oben hatte sie was zu trinken, aber nichts zu essen. Nicht mal einen Keks. Vielleicht sollte sie sich stattdessen an Onkel Paddys Whiskey halten? Großartig!
Der Sheriff ging um die Druckerpresse herum zu Jassie.
Weitere Kostenlose Bücher