Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
sei.
Zwischendurch erkundete Jassie das Verlagsgebäude. Es war ein großes Haus, in dem viele Räume leer standen. Sie könnten gewinnbringend untervermietet werden, dachte Jassie. Als Büros zum Beispiel. Unten war genug Platz, um beispielsweise eine Geschäft oder ein Museum unterzubringen. Immerhin lag Bear Claw in einem touristisch gut erschlossenen Gebiet. Aber zuerst musste sie dafür sorgen, dass die Zeitung pünktlich herauskam.
“Hm, Ma’am?” Ein junger, schlaksiger Mann stand in der Tür. “Sie müssen Paddy Kellys Nichte sein.”
Jassie nickte.
“Ich bin Jeff Bassett, Ma’am. Ich komme immer donnerstags, um die Exemplare zu bündeln. Danach liefere ich sie aus. In meinem Pick-up.” Er wies auf ein klappriges Gefährt mit offener Ladefläche, das auf der Straße stand.
Jassie machte eine verbindliche Bemerkung, und Jeff trollte sich. Jassie ging die Treppe hoch zum Büro ihres Großonkels. Es war Zeit, seine Akten durchzugehen.
Gegen drei Uhr nachmittags erschien ein schmächtiger Junge, der sich als Tommy Stewart vorstellte. Jassie schien er vielleicht vierzehn oder fünfzehn zu sein. Vielleicht ein Laufjunge?
“Und was ist deine Aufgabe beim
Globe
, Tommy?”, fragte sie ihn. Sie wusste nicht genau, wie man mit Teenagern dieses Alters umging. Jedenfalls wollte sie nicht überheblich klingen.
Er starrte sie an. “Wissen Sie das denn nicht?”
“Nein.” Sie lächelte ihm aufmunternd zu.
“Ich hab mit Old Paddy halt die Sachen gemacht. Dienstags und mittwochs, nach der Schule.”
Jassie runzelte die Stirn. “Sachen?”
“Genau.”
“Und was für Sachen waren das?”
Er zuckte die Achseln. “Halt das Übliche. Wollen Sie nun, dass ich Dienstag wiederkomme?”
Jassie wusste es nicht, stimmte aber zu. Sie würde schon herausfinden, wie der Laden lief. Es konnte schließlich nicht so schwer sein, eine Zeitung herauszubringen. Anscheinend war der
Globe
sogar erschienen, während Onkel Paddy im Sterben lag. Es war eine ziemlich dünne Wochenzeitung, in der mehr Werbung erschien als Artikel.
“Wer arbeitet sonst noch hier?”, erkundigte sie sich bei Tommy. Journalisten, Fotografen, Drucker zum Beispiel. Von denen hatte sie bisher noch niemanden getroffen. Und genau die brauchte sie.
Tommy sah sie verständnislos an. “Haben Sie die alte Mrs. Johnson kennengelernt?”
Jassie nickte.
“Und Bassett?”
“Ja.”
“Tja, das sind alle.”
“Was meinst du damit? Wer schreibt denn die Artikel?”, fragte Jassie verblüfft.
“Das hat früher immer Old Paddy gemacht.”
“Alle Artikel?”
Tommy nickte. “Nur die Klatschkolumne nicht. Die hat Dora Klein geschrieben.”
“Oh.” Jassie war einen Moment sprachlos. Ein einziger Journalist, der sämtliche Artikel für die Zeitung schrieb. Obwohl es ja kein umfangreiches Blatt war, bedeutete das immer noch eine ganze Menge Arbeit. “Was ist mit den Fotos?”
“Die hat Old Paddy auch gemacht.”
Jassie war entsetzt. Ihre Kenntnisse in Fotografie waren begrenzt bis nicht vorhanden. “Hm. Wer hat die Zeitung gedruckt?”
“Old Paddy natürlich. Wer sonst?”
“Du machst Witze! Er war immerhin siebenundsiebzig Jahre alt! Du behauptest wirklich, er habe alle Artikel geschrieben, sämtliche Fotos gemacht und das Blatt auch noch gedruckt?”
Tommy hob die Schultern. “Ich hab ihm geholfen.”
“Heißt das, er hat auch den Satz gemacht und das alles?”
Tommy runzelte die Stirn. “Was ist ein Satz?”
Jassie seufzte. “Schon gut.” Der Junge hatte offensichtlich keine Ahnung. Wahrscheinlich hatte er Old Paddy bei der Ablage geholfen.
Jassie verbrachte den Rest des Nachmittags damit, herauszufinden, wie die Druckerpresse funktionierte. Wenn sie nächsten Donnerstag eine neue Ausgabe des
Globe
herausbringen wollte, musste sie sich sputen. Solange sie nicht drucken konnte, brauchte sie mit dem Artikel schreiben gar nicht anzufangen.
Die Druckerpresse stand unten im Foyer hinter einem Panoramafenster, durch das die ganze Stadt das gute Stück bewundern konnte. Eine dicke rote Kordel trennte den Bereich von der Eingangshalle.
Es handelte sich um eine riesige alte gusseiserne Presse, schwarz, massiv, mit Hebeln und Rädern. So eine, wie Jassie sie in alten Western gesehen hatte – kurz bevor der arme Zeitungsmann von dem korrupten Sheriff erschossen wurde, weil er die Wahrheit über ihn geschrieben hatte. Nun wünschte sie, der Maschine mehr Aufmerksamkeit geschenkt zu haben als den attraktiven Schauspielern.
Neben
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