Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
statt früher Abend zu sein schien. “Was hast du denn geglaubt? Dass ich wieder gehen werde, wenn du nicht die Tür öffnest?”
“Der Gedanke wäre mir niemals gekommen”, erwiderte Jay trocken. “Aber ich habe mich gefragt, warum ich so dumm war, dir meinen Hausschlüssel zu geben. Wie wäre es denn, wenn du ihn mir zurückgibst?”
Sherry drückte in dramatischer Pose den Schlüssel an ihre Brust. “Auf keinen Fall. Wenn du meine Anrufe nicht beantwortest und die Tür nicht aufmachst, muss ich eine Möglichkeit haben, dich aufzuspüren. Lace Foundation braucht dich.”
“Du kannst allein mit Lace Foundation fertig werden.”
“Du machst Witze. Ich bin gut darin, die Geschäfte abzuwickeln, aber wir wissen beide, dass die Zukunft des Unternehmens von deiner Kreativität abhängt. Du hast einen besseren BH konstruiert. Denk doch nur einmal daran, was du bei Miederhöschen alles verbessern könntest.”
Gegen seinen Willen wurde Jay bei diesen Perspektiven zunehmend enthusiastisch. Er hatte bereits eine Vorstellung, wie er die Lifting-Technologie bei Miederhöschen anwenden könnte. Aber er zügelte entschlossen seine Begeisterung. “Ich dachte, du hättest entschieden, dass sich Lace Foundation auf BHs spezialisiert.”
“Für den Augenblick, aber es gibt keinen Grund, unsere Produktpalette nicht weiter auszubauen, wenn du dafür erst einmal Prototypen entworfen hast.” Während Sherry geredet hatte, war sie im Wohnzimmer auf und ab gelaufen, doch jetzt blieb sie abrupt vor dem Sofa stehen, wo Jay seinen rechten Knöchel auf Kissen platziert hatte. Sie deutete auf den Fuß. “Hast du dich verletzt?”
“Sagen wir mal, mein Fuß hatte eine anstößige Begegnung mit einem Bettfuss.”
Sherry sah ihn scharf an. “Warum sitzt du hier eigentlich im Dunkeln?”
“Ich habe nachgedacht”, erwiderte er kurz angebunden.
Sie zog ihre Jacke aus, setzte sich auf einen Sessel neben dem Sofa und schenkte ihm ihre volle Aufmerksamkeit. “Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du trotz meiner vielen Nachrichten auf dem Anrufbeantworter keinen Gedanken daran verschwendet hast, in welchen Farben wir den Impeccabra produzieren sollen?”
“Ich habe an Tara gedacht”, gab er zu, weil sie es ihm ohnehin früher oder später aus der Nase gezogen hätte. “Sie wird Samstag heiraten.”
“Sie kann nicht heiraten. Du hast Mr Patterson doch versprochen, dass du es nicht zulassen wirst, dass sie heiratet. Wir stehen in seiner Schuld.”
“Das weiß ich.” Jay rieb sich die Stirn. “Ich habe mir wirklich das Gehirn zermartert, wie ich sie von diesem Schritt abhalten kann, aber mir ist nichts eingefallen.”
Sherry presste die Lippen aufeinander und verschränkte die Arme vor der Brust. “Wenn du nicht wärst, wie du nun einmal bist, würde ich vorschlagen, man sollte den Kerl einfach vertreiben”, sagte sie nach einem Moment. “Aber das wird in deinem Fall nicht funktionieren.”
“Warum nicht?”, fragte Jay beleidigt. Er hatte doch auch George Merrimack und Robby Fairchild eingeschüchtert, oder etwa nicht? Dass er Billy Trotter nicht im Mindesten in Angst und Schrecken versetzt hatte, ließ er für den Moment einfach mal außer Acht. “Und wie, meinst du, bin ich?”
“Du bist ein Softie, Jay. Es liegt einfach nicht in deiner Natur, jemanden zu verletzen. Sicherlich siehst du sehr männlich aus, sodass man dich auf den ersten Blick für einen Macho halten könnte, aber der bist du nicht.”
“Du meinst, die Leute können erkennen, dass ich kein Macho bin?”
“Natürlich können sie das.” Sie musste seinen verletzten Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn sie beeilte sich, ihm zu versichern: “Aber nur die Leute, die dich näher kennengelernt haben. Du kannst ihnen lange Zeit etwas vormachen, kleiner Bruder.”
“Irgendwie habe ich das befürchtet”, murmelte Jay. “Aber vielleicht kann ich mich ändern. Billy ist wirklich ein netter Kerl, aber wenn ich mir vorstelle, dass er Tara auch nur anfasst …” Er verstummte und ballte die Hände zu Fäusten. “Ich glaube, ich könnte ihn schlagen. Wenn es nicht anders geht.”
Sherry stieß einen langen, bedeutungsvollen Pfiff aus. “Du lieber Himmel! Jetzt wird die Geschichte erst richtig spannend.”
“Wie meinst du das?”, fragte Jay irritiert.
“Du bist bis über beide Ohren in sie verknallt.” Sherry lehnte sich im Sessel zurück und lächelte wissend. “Gib dir erst gar nicht die Mühe, es zu leugnen. Es steht dir im
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