Tiffany Lieben & Lachen Band 0010

zu Hause”, sagte Sam und bereute seine Worte im selben Moment. Er wollte auf keinen Fall, dass sie sich wie zu Hause fühlte. Sie sollte so bald wie möglich aus seinem Haus – und aus seinem Leben – verschwinden. Doch bevor er noch etwas hinzufügen konnte, um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, klingelte das Telefon.
    Sam nahm es und brummte in die Sprechmuschel: “Du hast jetzt besser eine wirklich gute Erklärung parat, Andy.”
    Sein Freund lachte herzlich. “Sie ist also schon bei dir, was?”
    “Das weißt du genau. Deine Helfershelfer haben sie vor etwa zehn Minuten hier abgesetzt und sich davongeschlichen wie Diebe. Immerhin haben sie mich noch darüber informiert, dass du mich anrufen würdest, um alles zu erklären. Also, ich höre.”
    “Ich habe mal kurz ihren Boss, diesen Dr. Benjamin Rocca, überprüft.”
    “Und?”
    “Der Kerl konnte die Hände nicht von den Frauen lassen – na ja, das war uns mehr oder weniger klar. Aber er hatte noch eine Schwäche, nämlich Pferdewetten. Er war so hoch verschuldet, dass er kurz vor dem Bankrott stand.”
    Sam blickte hinüber zu Haley Jo. Sie hatte es sich in der Ecke seines riesigen Sofas bequem gemacht und ihre schönen Beine untergeschlagen. Die hochhackigen Sandaletten lagen in der Mitte des Raumes auf dem Teppich. King Kong hatte sich vor Haley Jo hingesetzt und den Kopf in ihren Schoß gelegt. Der Kerl hatte es noch nie so gut gehabt. Zärtlich streichelte sie seine Ohren, während sie mit der anderen Hand die Fernbedienung des Fernsehers bediente und sich durch die Kanäle zappte.
    “Die gute Miss Haley Jo war also nur eine von vielen?”
    “Also, es sieht ganz danach aus, als ob sie die Wahrheit gesagt hätte. Laut Aussage mehrerer Kolleginnen, die in der Praxis arbeiten, hat Dr. Rocca seit drei Monaten intensive Annäherungsversuche bei ihr gemacht. Sie alle sagen, dass sie sich konsequent ablehnend verhalten und ihm klipp und klar gesagt hätte, sie sei nicht interessiert.”
    “Warum hat sie ihn dann zu dieser Konferenz begleitet?”
    “Offenbar hatte er eine andere Schöne eingeplant, die jedoch in letzter Minute abgesagt hat.”
    Sam lehnte sich mit der Hüfte gegen den Küchentresen, sodass er hinüber ins Wohnzimmer spähen konnte. “Und wie kam es nun dazu, dass Miss Simpson zur Lückenbüßerin wurde?”
    Grant stieß einen Seufzer aus. “Ich habe mehrfach die Aussage erhalten, dass er drohte, sie zu feuern, wenn sie nicht einwilligte.”
    “Das würde bedeuten, dass unser Dr. Rocca ein wirkliches Herzchen war.”
    “Was du nicht sagst”, erwiderte Grant. “Je mehr ich über ihn erfahre, desto mehr kotzt er mich an.”
    Eben fingen die Elf-Uhr-Nachrichten an. Haley Jo hatte begonnen, dem Hund Brezeln zuzuwerfen. “Und jetzt sind wir bei dem Punkt angelangt, wo ich erfahren werde, wieso Miss Simpson auf meiner Couch sitzt, in meinem Wohnzimmer.”
    “Du musst sie in Schutzhaft nehmen, nur für kurze Zeit.”
    Der Wasserkessel auf dem Herd begann zu pfeifen. Sam schaltete die Herdplatte aus, gab Instantkaffee in zwei dicke Steingutbecher und goss heißes Wasser darüber. “Und diesen Gefallen tue ich dir, weil …?”
    Andy lachte. “Weil du mir einen schuldest.” Dann wurde er ernst. “Und wir wissen nicht, ob er ihr irgendetwas erzählt hat auf der Fahrt zum Hotel. Die Pralinen waren jedenfalls mit einem starken Beruhigungsmittel versetzt, und sie waren an sie geliefert worden, nicht an ihn. Ich will erst den Verdacht ausräumen, dass sie möglicherweise auch ermordet werden sollte.”
    “Das erscheint mir unwahrscheinlich.” Sam rührte langsam den Kaffee um. “Zumal du ja schon festgestellt hast, dass sie mit dem Kerl eigentlich nichts zu tun hatte.”
    “Ja, schon, aber ich will kein Risiko eingehen. Du vielleicht?”
    Sam blickte wieder hinüber ins Wohnzimmer. Haley Jo redete leise auf King Kong ein und jetzt schmiegte sie auch noch die Wange an seinen Kopf. Der glückliche Hund!
    “Nein, ich will kein Risiko eingehen.”
    “Na also! Ich wusste, ich kann auf dich zählen. Ich halte dich auf dem Laufenden. Sorg du dafür, dass man möglichst nichts von ihr hört und sieht.”
    “Ja klar. Das ist, als ob man eine Popdiva dazu bringen wollte, sich für die Verleihung eines MTV-Awards dezent zu kleiden.”
    “Wow, ich wusste gar nicht, dass du so hip bist. Das beweist nur, dass ich Recht hatte, dich mit diesem Job zu beauftragen.” Andy brach rasch das Gespräch ab, bevor Sam ihm noch weitere Beweise