Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
so sehr beeilte er sich, auf die Füße zu kommen. “Guten Abend, Chief. Ich dachte, Sie horchen längst an der Matratze.” Er streckte die Hand aus und stellte den Ton des Fernsehers leiser.
“Es ist etwas dazwischengekommen.” Sam nickte in Haley Jos Richtung. “Das ist Miss Simpson. Sie wird eine Weile bei uns bleiben. Lieutenant Grant hat Schutzhaft angeordnet. Wir nehmen sie in Schutzhaft. Miss Simpson, das ist Chester Smart, einer meiner Deputys.”
Chester richtete seine dunklen, misstrauisch blickenden Augen auf sie. “Guten Abend, Ma’am.” Seine Stimme und seine Körpersprache hatten ungefähr so viel Wärme und Herzlichkeit wie das Bellen eines Hinterhofköters.
“Angenehm, Mr Smart.” Ihr fiel auf, dass er langes Haar hatte, das zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen war. Sie hätte nicht gedacht, dass Mr Law and Order so etwas tolerieren würde.
“Kommen Sie. Ich zeige Ihnen, wo Sie schlafen werden.” Sam berührte sie am Arm und schob sie vor sich her.
Haley Jo zuckte zusammen und rieb die Stelle an ihrem Arm, wo er sie berührt hatte. War das elektrische Energie, die von seinen Händen ausging? “Wohin gehen wir?” Misstrauisch spähte sie in den Flur.
Chester sah Sam missbilligend an. “Soll sie etwa da hinten schlafen, Chief?” Selbst er schien zu denken, dass Sam sich da vertan haben musste.
Aber Sam nickte. “Das ist sicherer, als wenn wir sie im Ort in einem Hotel unterbringen.”
Offenbar völlig unbeeindruckt von den Bedenken seines Deputys bedeutete Sam ihr, ihm zu folgen. Am Ende des Flurs drückte er auf einen Lichtschalter und trat wieder zur Seite, damit sie ihr neues Zuhause betreten konnte.
Der ganze Raum war in grelles Licht getaucht, und Haley Jo wünschte, er möge die Lampe wieder ausschalten.
Es war schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatte. Viel schlimmer.
Das war nicht einfach ein Zimmer am Ende des Flurs im Gebäude der Polizeizentrale. Das war eine Gefängniszelle.
Der Raum war von einer überwältigenden Hässlichkeit. Beigefarbenes Linoleum, graue Betonwände und dicke Eisenstäbe, so sahen die beiden Zellen aus, von denen eine ihr neues Zuhause werden sollte.
In jeder Zelle stand ein Feldbett mit dünner Matratze, einem flachen Gebilde, das wohl ein Kopfkissen darstellen sollte, und einer akkurat zusammengefalteten grauen Wolldecke.
Beide Zellentüren standen weit offen, aber das machte sie nicht anheimelnder.
“Welche darf es sein?”, fragte Sam. “Sie entscheiden.”
Haley Jo legte die Hand auf die Brust. “Oh, sei still, mein Herz. Ich glaube, ich werde damit nicht fertig. Das ist zu viel der Großzügigkeit.”
“Kein Grund, theatralisch zu werden. Suchen Sie sich eine aus.”
Sie schüttelte den Kopf. “Tut mir leid. Ich kann es nicht.” Sie machte eine weit ausholende Geste. “Dieser Komfort, dieser überwältigende Luxus … Das ist zu viel für mich.”
Sam blieb völlig ungerührt. “Na schön, dann entscheide ich für Sie.”
Er ging an ihr vorbei in die linke Zelle und stellte ihr Gepäck auf dem Feldbett ab. “Manchmal ist es selbst im Sommer ein bisschen klamm hier drinnen. Ich hoffe, Sie haben einen warmen Pyjama dabei.”
Haley Jo dachte an ihr hauchdünnes Top mit passenden Shorts. Der gute Mann würde eine Überraschung erleben, wenn er hier morgen früh einen himbeerroten Eiszapfen vorfinden würde.
Sam wartete ihre Antwort nicht ab. “Kommen Sie, ich zeige Ihnen noch das Badezimmer.”
Haley Jo folgte ihm. Sie hatte Tränen in den Augen. Wie hatte sie es nur geschafft, in einer solchen Situation zu landen?
Sie hatte wirklich geglaubt, wenn sie mit Dr. Rocca zu dieser Konferenz fahren und sich seinen Annäherungsversuchen energisch widersetzen würde, dann würde er erkennen, dass seine Anmache sinnlos war. Man brauchte kein Genie zu sein, um sich zusammenzureimen, dass er sie gefeuert hätte, wenn sie nicht mitgefahren wäre. Und wenn das passiert wäre, hätte sie praktisch auf der Straße leben müssen, bis sie einen anderen Job gefunden hätte. Haley Jo hatte bereits im Voraus entschieden, dass sie auf keinen Fall ihre Mutter oder ihre Brüder um Hilfe bitten würde. Mit vierundzwanzig war man alt genug, sein Leben allein zu bewältigen.
Nun ja, sie hatte sich das alles fein ausgedacht, aber in keiner Weise war sie darauf vorbereitet gewesen, dass der dicke kleine Zahnarzt ermordet werden würde und man sie verhaften könnte.
Okay, sie wurde nicht mehr des Mordes verdächtigt, aber dass die Polizei
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