Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
wie konnte sie ihm jetzt gegenübertreten? Wie konnte sie nach dieser Szene überhaupt irgendjemandem wieder ins Gesicht sehen? Sarah hielt nur mit Mühe die Tränen zurück, drehte sich auf dem Absatz um und floh aus dem Restaurant.
Sarah rannte auf ihr Zimmer, weil sie nicht wusste, wohin sie sonst flüchten könnte. Aber selbst hier fand sie keine Ruhe. Auf dem Bett lagen ein Stringtanga und ein enger, hauchdünner Minirock, der so kurz war, dass ihn höchstens ein Popstar oder ein Mitglied des horizontalen Gewerbes anziehen würde.
Bestürzt sah sich Sarah die fremden Kleidungsstücke genauer an. Gehörten die etwa ihr? Aber sie würde doch niemals so gewagte Sachen tragen!
Genauso wie du niemals jemandem Spaghetti über den Kopf schütten oder mit einem Mann, den du kaum kennst, in einem leeren Restaurant herumknutschen würdest? fragte sie sich.
Sie stöhnte und kroch unter die Bettdecke. Anscheinend war sie zu allem fähig. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie benahm sich so impulsiv und wild, wie sie es noch nie getan hatte. Zum Beispiel hatte sie diesen unanständigen Rock gekauft, obwohl sie eigentlich ihren Lohn für ein Flugticket nach Hause sparen sollte. Sie fluchte und warf das Kleidungsstück quer durchs Zimmer.
Sie musste schlichtweg den Verstand verloren haben. Vielleicht sollte sie einfach ihren Stolz hinunterschlucken und ihren Vater anrufen. Oder zumindest erneut versuchen, Kontakt zu Kim und Lizzy auf dem Schiff aufzunehmen. Sie hatte es bereits einige Male probiert, konnte aber keine Verbindung zum Schiff bekommen. Es war ihr auch ein Rätsel, warum ihre Freundinnen sie nicht suchten.
Bevor sie sich entscheiden konnte, wen sie anrufen würde, klopfte es leise an der Tür.
“Sadie?”
Alex! Oh nein! Sie zog sich die Decke über den Kopf. Sie würde es ihm nicht verübeln können, wenn er ihr an die Gurgel ginge. Sie hatte seinen Zorn wirklich verdient.
Alex klopfte wieder. “Sadie, Süße, ich weiß, dass du da drin bist. Gus hat gesehen, wie du nach oben gelaufen bist. Können wir darüber reden, was passiert ist, bitte?”
Er klingt nicht wutentbrannt, überlegte Sarah und sah unter der Decke hervor. Aber vielleicht war es nur ein Trick, damit sie ihm die Tür aufmachte, und wenn er dann im Zimmer wäre, würde er sich auf sie stürzen.
Der Türgriff bewegte sich, und sie bemerkte bestürzt, dass sie vergessen hatte, die Tür zu verriegeln. Sie sprang aus dem Bett, aber noch bevor sie die Tür erreichen konnte, ging die Tür auf, und sie stand Alex gegenüber.
Sie schluckte. Schnell wich sie ein paar Schritte zurück, bis sie mit dem Fuß gegen einen Pfosten des Himmelbetts stieß, und wappnete sich innerlich gegen seinen Wutausbruch.
Aber anstatt sie anzubrüllen, machte Alex langsam die Tür zu. “Bist du in Ordnung?”, fragte er. Er sah sie an, und in seinen Augen las sie, dass er nicht böse, sondern besorgt war.
Nun verlor sie total die Fassung und brach in Tränen aus.
Alex ging auf sie zu, nahm sie in die Arme und setzte sich auf das Bett, während er sie auf seinen Schoß zog und an seine Brust drückte.
“Ist schon gut, mein Schatz”, murmelte er ihr sanft ins Ohr.
“Nein, ist es nicht.”
“Weine nicht.” Er wischte ihr zärtlich eine Träne von der Wange, und fühlte, dass sein Herz sich schmerzlich zusammenzog.
“Hör auf, so nett zu mir zu sein. Ich habe dir die Chance vermasselt, vier Sterne im Gourmet-Führer zu bekommen. Ich bin schuld, dass du wahrscheinlich nie auch nur einen einzigen Stern bekommen wirst.”
Sie wirkte so verzagt, dass er lächeln musste. “Was? Willst du etwa, dass ich dich anbrülle?”
Sie nickte düster.
Aber er lachte nur leise. “Was soll das bringen? Es würde nichts ändern.”
“Ich verdiene es.”
“Nein, tust du nicht.”
“Na, schrei schon los. Wettere, brülle und tobe. Gib es mir so richtig. Feuere mich. Ich würde es dir nicht übel nehmen.”
“Du wirst nicht gefeuert.”
“Warum nicht? Ich habe der Restaurantkritikerin Spaghetti über den Kopf geschüttet.”
“Um ehrlich zu sein, Sadie, ich war kurz davor, dasselbe zu tun.”
“Wirklich?”
“Wer braucht schon die Anerkennung dieser niederträchtigen Hexe?”
Sadie kicherte, und ihm wurde warm ums Herz.
Es war wahr, dass ihm Sadies Gefühle mehr bedeuteten als der finanzielle Erfolg des “Paradise Inn”. Er brauchte die begehrten Gourmet-Sterne nicht, um aus dem “Paradise Inn” ein gutes Restaurant zu machen. Er brauchte vielmehr
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