Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
brauchte einen Moment, bis ihre Worte in seinen Verstand sickerten. “Hast du gesagt, ich komme zu spät? Wofür?”
“He, du bist fünftausend Kilometer gefahren, um die Hochzeit deiner Schwester zu stoppen. Und jetzt verschläfst du sie. Es ist fast elf.”
Elf Uhr! Die Hochzeit war um zwölf. “Warum zur Hölle hast du mich nicht früher geweckt?”, beschwerte Daniel sich und sauste durchs Zimmer. Er klaubte sein T-Shirt vom Boden auf und zog es sich über den Kopf.
“Meinst du, ich hätte nicht versucht, dich anders wach zu bekommen als mit einem Glas Wasser?” Allerdings hatte sie ihn so lange wie möglich schlafen lassen. “Nick hat den Wagen schon vorgefahren, und Mom hat dir einen Becher Kaffee zum Mitnehmen fertig gemacht. Jetzt fehlst nur noch du.”
Daniel zog seine Turnschuhe an und musterte Baily. “Was trägst du denn da?”
Theodora steckte den Kopf aus der Babytasche, die sie sich vor die Brust gehängt hatte. “Miau!”
“Sie kommt mit.”
“Wieso?”
“Ich hätte sie fast verloren, und jetzt will ich nichts mehr riskieren. Michaels Jüngstes hat flinke Finger und eine Vorliebe für Katzenschwänze. Außerdem ist es nur fair, dass Theodora die Geschichte bis zu Ende mitverfolgt.”
Da ihm keine Zeit mehr für eine Auseinandersetzung blieb, folgte er Baily in die Küche, wo ihrer Mutter ihm den Kaffee und einen Kuss auf die Wange gab.
“Als Glücksbringer”, erklärte sie ihm.
Im Nu war Daniel zur Tür hinaus. Das Quartett fuhr über die Ben Franklin Bridge zum Rathaus, um eine Hochzeit zu stoppen.
“Na, das hat ja bloß eine Stunde gedauert”, murrte Daniel. Jetzt wusste er, woher Baily ihren langsamen Fahrstil hatte. Nick war mit seinem Wagen, einer Corvette immerhin, die ganze Zeit absolut innerhalb der zulässigen Geschwindigkeit geblieben.
“Ich habe Ihnen gesagt, dass ich Polizist bin”, erwiderte Nick. “Und als Gesetzeshüter ist es meine Pflicht, dem Gesetz zu gehorchen.” In dieser Hinsicht war Nick ein Pedant.
“Wenn Sie mich fragen, ist das ein Jammer bei so einem sportlichen Wagen”, meinte Daniel.
“Hört auf”, erklärte Baily. “Wir müssen das Paar finden. In welchem Zimmer sind sie?” Sie standen jetzt in der Eingangshalle des Rathauses und schauten sich um.
“Hier muss es doch eine Art Hinweistafel oder so was geben!”, rief Daniel frustriert.
Nick ging ruhig zu der Angestellten hinter dem Empfangstresen. “Ich bin wegen der Trauung eines Freundes hier. Sie soll um zwölf stattfinden, aber ich weiß nicht, welcher Standesbeamte zuständig ist.”
Mit einem freundlichen Lächeln half die hübsche junge Angestellte Nick bei der Suche.
Daniel sah den beiden wütend zu. Ihn ärgerte die ruhige Art, mit der Nick alles regelte. Aber es war ja auch nicht seine Schwester, die heiratete. Seine Schwester würde nie einem Betrüger ausgeliefert sein, weil sie den nämlich in den Wahnsinn treiben würde, bevor er an ihr Geld herankäme.
Jetzt, als er sie betrachtete, kam sie ihm so unschuldig vor. Sie trug einen hübschen Hosenanzug aus Baumwolle mit einem T-Shirt darunter und war so zierlich, dass man sie fast für eine Zwölfjährige halten könnte. Nur war sie das nicht. Sie war eine Frau. Eine Frau, die heiraten und eine Familie gründen wollte. Bei diesem Gedanken zog sich sein Magen zusammen.
Nicht mit mir, sagte er sich streng. Für mich gibt es weder Ehe noch Familie.
In ein paar Stunden konnte er schon wieder auf dem Heimweg sein. Nein, nicht nach Hause, nach Seattle. Das war ein Unterschied. Einer, der ihm deutlicher bewusst war denn je.
Wenn es ihm gelang, diese Hochzeit zu verhindern, was sollte er dann mit Sarah machen? Sollte er sie mit gebrochenem Herzen zurücklassen, ohne sie zu trösten? Das schien ihm nicht fair zu sein. Er konnte sie bitten, mit ihm nach Seattle zu kommen, aber er bezweifelte, dass sie ihr Zuhause verlassen würde. Immer wenn sie in einer schwierigen Situation steckte, klammerte sie sich erst recht an das Haus und die damit verbundenen Erinnerungen. Doch in einem Haus, in dem es nichts außer Erinnerungen gab, konnte man sich sehr einsam fühlen. Hatte sie sich deshalb an Pierce gewandt?
“Ich hätte öfter hier sein müssen”, murmelte Daniel.
“Das ist wohl kaum möglich, wenn man fünftausend Kilometer weit weg wohnt”, bemerkte Baily. “Besonders wenn man unter Flugangst leidet.”
“Ich leide nicht unter Flugangst”, stellte er zum x-ten Mal klar.
“Du bist von zu Hause geflohen, Daniel. Es
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