Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)
Sein Verlangen wich der frustrierenden Erkenntnis, dass sie gar nicht ihn meinte, sondern Harry. Einen Mann, den sie selbst kreiert hatte. Einen Mann, den es gar nicht gab. Wie oft schon hatte er sich für eine Frau interessiert, nur um festzustellen, dass sie einen anderen Mann wollte, seinen Bruder Sam.
“Was ist los?”, flüsterte sie verwirrt, als er sich zurückzog.
“Nichts”, presste er hervor und stand abrupt auf.
“Harry?”
Dexter antwortete nicht, sondern ging ins Badezimmer und machte die Tür hinter sich zu. Sein Körper war heiß vor Verlangen. Er stützte sich aufs Waschbecken und starrte in den Spiegel. Beinah hätte er alles riskiert. Für eine Frau, die gar nicht ihn wollte, sondern ein Phantom.
Er holte tief Atem und begriff, wie dicht er davor gewesen war, das oberste Gebot seiner Arbeitgeberin zu brechen. Ganz abgesehen von dem Gebot, das er für sich selbst aufgestellt hatte. Das letzte Mal, als wieder eine Frau ihn für Sam stehen ließ, hatte er versucht, sich radikal zu ändern. Er wollte wie sein Bruder sein. Charmant, locker, unbekümmert. Das war natürlich schiefgegangen.
Danach hatte er sich geschworen, sich selbst treu zu bleiben, egal was passierte. Er war Dexter Dependable Kane und stolz darauf. Er wünschte nur, dass auch Kylie stolz auf ihn sein könnte. Er wünschte, sie würde ihn begehren – und nicht sein Alias Harry Hanover.
Ein Wunsch, der niemals in Erfüllung gehen würde …
Kylie lag fast zehn Minuten auf dem Bett, ehe sie einsah, dass Dexter nicht zurückkommen würde. Zuerst hatte sie gedacht, er wollte ein Kondom aus dem Bad holen, doch dann hörte sie die Dusche rauschen und begriff.
Sie setzte sich verwirrt auf. Als Dexter sie geküsst hatte, hatte sie aufgehört zu denken. Sie begehrte ihn mit nie gekannter Leidenschaft. Und er wollte sie doch auch. Das hatte sie genau gespürt. Und dann …
Dann hatte er sich abrupt zurückgezogen.
Sie kaute auf ihrer Unterlippe und fragte sich, ob dieses Verhalten typisch für Männer mit seinem Job war, weil sie glaubten, damit irgendetwas zu erreichen. Mehr Hingabe? Mehr Leidenschaft? Sie hatte keine Ahnung. Als Dexter sie küsste, hatte sie überhaupt nicht mehr daran gedacht, dass er für eine Begleitagentur arbeitete. Sie hatte in ihm einfach nur einen Mann gesehen. Ihren Mann.
Kylie strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht. Sie begann, sich über sich selbst zu ärgern. Dexter gehörte ihr doch gar nicht. Er ging mit Dutzenden von Frauen aus, die vermutlich wesentlich mehr Erfahrung hatten als sie. Lag da das Problem? War er der Meinung, sich mit ihr abzugeben, sei Zeitverschwendung?
Sie errötete, als sie daran dachte, wie sie in seinen Armen dahingeschmolzen war. Dieser aufregende Mann hatte es geschafft, sie zu entflammen, und dann ließ er sie einfach allein mit ihrem Verlangen.
Kylie hörte, dass die Dusche abgestellt wurde. Hastig stand sie auf und glättete ihre Kleidung. Sie wollte vermeiden, dass Dexter merkte, wie sehr sein Verhalten sie verletzt hatte.
Als er aus dem Badezimmer kam, saß sie ordentlich frisiert an dem kleinen Tisch am Fenster und sah die Fanpost durch. Dexter trug nur seine Jeans. Er hatte das feuchte Haar zurückgestrichen. Auf seiner nackten Brust glitzerten Wassertropfen. Kylie musste den Blick abwenden, weil sein Anblick sie erregte.
Dexter rückte seine Brille gerade. “Ich dachte, du wärst gegangen.”
“Ich wollte mir deine Fanpost anschauen.” Sie nahm einen Umschlag und schlitzte ihn sorgfältig auf. Dabei vermied sie es, Dexter anzuschauen. Sie wollte nicht über das reden, was gerade geschehen war. Sie wollte auch keine lahme Entschuldigung von ihm hören.
“Irgendwas Nettes dabei?”, fragte er und kam zum Tisch. Offensichtlich wollte auch er das Thema vermeiden.
“Die Briefe sind alle nett”, erwiderte sie und schob einen bereits geöffneten Stapel zur Seite. “Manche sind sogar mehr als nett.” Sie roch Dexters Aftershave und war schon wieder auf dem besten Weg, sich in Träumereien zu verlieren. Sie räusperte sich verlegen. “Lies doch ein paar.”
Dexter setzte sich ihr gegenüber und las den ersten Brief laut vor: “
Ich bin heiß auf Dich, Harry. Meinen Motor kannst du jederzeit starten. In Liebe, Kiki.”
“In dem da war auch ein Foto”, sagte Kylie, während sie weitere Briefe öffnete.
“Wo ist es?”
“Ich habe es in den Papierkorb befördert. Kiki hatte es nicht für nötig gehalten, etwas anzuziehen. Du kannst es ja wieder
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