TIFFANY SEXY Band 59
nennen Sie mich Cleo“, sagte sie ausweichend. „Heute steht die geplante Müllsammelstelle für die West Side auf der Tagesordnung.“ In den nächsten fünfzehn Minuten erklärte sie den Anwohnern, weshalb deren Wunsch nach einem Park nicht berücksichtigt werden konnte. Dennis Torrino, einer der anderen sieben Stellvertreter des Bürgermeisters, war ebenfalls anwesend, doch er hielt sich feige zurück und überließ Cleo das Feld. Ihr schien die Aufgabe allerdings richtig Spaß zu machen.
Sean bewunderte die Art, wie sie mit den unzufriedenen Zuhörern umging. Er sah Cleo heute zum ersten Mal in Aktion und fand sie großartig. Wenn nötig, war sie bestimmend und fest, dann wieder beantwortete sie geduldig Fragen oder wich geschickt Vorwürfen aus. Innerhalb von drei Minuten hatte sie das gesamte männliche Publikum verzaubert. Bei den weiblichen Besuchern waren ein wenig mehr Finessen erforderlich, aber allmählich besänftigte sie auch deren Unmut.
Doch niemals sah sie zu ihm herüber. Sean überlegte, was er falsch gemacht haben könnte. Er wusste, dass er manchmal nicht besonders sensibel war und dass Frauen leicht verletzt reagierten. Dabei war er der Meinung, dass man niemanden verletzen konnte, wenn man von vornherein ehrlich sagte, was man wollte.
Er räusperte sich. Langsam drehte Cleo den Kopf in seine Richtung. Endlich.
„Haben Sie eine Frage, Sir?“ Es war dieselbe Stimme, die am vergangenen Abend in sein Ohr geflüstert hatte. Bei dem Gedanken hatte er Mühe, sich an seine Frage zu erinnern.
Ah, richtig . „Sicher lässt sich ein Kompromiss finden. Die Menschen hier bitten nicht um Unmögliches. Nur um ein wenig Platz für Blumen, Rasen und ein paar Bäume.“ Er setzte sein charmantestes Lächeln auf.
„Wir befinden uns in Manhattan. Hier gibt es keinen Platz“, erwiderte sie, völlig unbeeindruckt von seinem Lächeln, was ihn beunruhigte.
„Sie haben sich die Pläne noch nicht angesehen. Sie lehnen den Vorschlag ab, ohne sämtliche Fakten zu kennen.“ Eigentlich sollte es ein intelligenter Einwand sein, aber es klang wie: Warum bist du sauer auf mich?
„Selbst wenn es machbar wäre, ließe das Budget der Stadt es nicht zu“, erklärte sie. Feindselig stemmte sie die Hände in ihre sexy Hüften.
„Miss Hollings“, erwiderte Sean eine Spur zu gönnerhaft. Kein Wunder, dass sie ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. Es überraschte ihn, wie stark ihr Temperament ihn erregte.
Sie kniff die Augen zusammen. „Glauben Sie nicht, dass Sie nur mit den Fingern zu schnippen brauchen, und schon springen alle für Sie“, wies sie ihn eisig zurecht.
Ihr Verhalten irritierte ihn. Er musterte sie scharf. „Wie bitte?“ Gestern Abend hatte alles zwischen ihnen gestimmt. Seit er wusste, dass es gar keinen Mark gab, hatte er gehofft, dass es noch besser kommen würde.
Cleo lehnte sich ans Rednerpult. Ihre Stimme klang fest. „Man kann nicht immer alles haben, was man will. Ein Park wäre sicher wunderbar, doch die Menschen können nicht erwarten, dass die Stadt dem ohne Weiteres zustimmt, nur weil sie so … so … fordernd sind.“
Sean bemühte sich um Beherrschung. Es war schwierig, aber er schaffte es. „Es muss kein großer Park sein. Die Bitte ist nicht übertrieben. Wir wollen ja keinen zweiten Central Park. Nur etwas Platz für eine Grünanlage.“
„Es gibt in diesem Punkt offensichtlich zwei gegensätzliche Standpunkte, und wir werden heute nicht zu einer Einigung kommen. Also lassen Sie uns weitermachen, okay?“
Sean schaute sich um, bemerkte die Blicke der West Side Ladies auf sich und wurde prompt rot. Dennoch blieb er für den Rest der Veranstaltung still. Das mochte ein schlechtes Licht auf seine Qualitäten als Anwalt werfen – auch wenn er sich in dieser Sache nur ehrenamtlich engagierte –, doch er würde es wiedergutmachen.
Nach der Versammlung holte er Cleo im Flur ein und zog sie beiseite. Er fühlte, wie sie unter seiner Berührung erschauerte. Das machte ihm Hoffnung. „Was habe ich verbrochen? Wir haben uns gestern Abend gut verstanden. Alles war in Ordnung. Und jetzt dies?“
Sie wich seinem Blick aus. „Du hast mich vor allen Leuten angestarrt. Wie bei einer Fleischbeschau. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, dabei weiß ich sonst immer, was ich tun soll.“
Sie redete schnell und abgehackt. Sean war überrascht. Vor zehn Minuten noch war sie souverän mit zweihundert verärgerten Bürgern fertig geworden. Jetzt zitterte sie wie ein Blatt im Wind.
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