TIFFANY SEXY Band 59
Ihr Blick verriet Nervosität – und große Müdigkeit.
Beruhigend strich er mit dem Daumen über ihre Handfläche. Er musste sie einfach berühren. „Ich hatte keine Ahnung, dass du so durcheinander bist.“
„Das ist sonst auch nicht meine Art. Ich habe keine Probleme mit Sex. Wir fühlen uns zueinander hingezogen. Wir wollen Sex miteinander. Das ist alles.“
Das ist alles?
Sean schaute sie an. Er hatte noch nie wegen einer Frau schlecht geschlafen. Noch nie hatte eine Frau ihn derart verwirrt, obwohl er die Frauen zu kennen glaubte. Und das alles nach nur einem Tag. Er war ihretwegen eifersüchtig nach nur einem einzigen Tag.
Das war alles?
„Benutzt du mich?“, fragte er, tödlich beleidigt.
Offenbar hatte er das Falsche gesagt.
„Ob ich dich benutze? Dir eilt ein Ruf voraus, Sean. Du schläfst mit den Frauen, die dir nützlich sein können.“
„Ich schlafe nicht mit ihnen – jedenfalls nicht immer“, fügte er hinzu, weil er ehrlich zu Frauen war. Immer.
„Sean …“
Er ließ ihre Hand los. „Ich gebe zu, ich mag Sex. Aber ich mache nie falsche Versprechungen. Niemand wird verletzt.“
Sie rieb sich die Augen. „Ich kann mich nicht darauf einlassen“, sagte sie müde.
Panik regte sich in ihm. „Doch, das kannst du.“
Stur schüttelte sie den Kopf. „Nein. Ich kann kein Haushaltsgeld aus dem Hut zaubern.“
Übergangslos sprach sie auf einmal vom Parkprojekt. Sean verstand den Wink. Dann würden sie eben nicht über den vergangenen Abend reden.
„Können wir keine Fördermittel vom Bund bekommen?“
„Vielleicht.“ Jetzt strahlte sie auf einmal wieder Gelassenheit aus. Über Sex konnte sie reden. Über Stadtangelegenheiten konnte sie reden. Nur wenn es persönlicher wurde, reagierte sie empfindlich. Er würde sich das merken.
„Na also“, meinte er besänftigend.
„Ich sagte ‚vielleicht‘.“ Sie lächelte beinahe.
„In meinem Vokabular ist ‚vielleicht‘ ein Ja. Hast du noch ein paar Minuten Zeit?“ Er hatte noch eine halbe Stunde, bis das Gericht schließen würde, und er wollte neunundzwanzig Minuten davon mit Cleo verbringen.
„Vielleicht.“
„Kannst du mir den stillgelegten U-Bahnhof unter der City Hall zeigen? Ich würde mir diesen Ort liebend gern ansehen.“
„Vielleicht.“ Diesmal lächelte sie wirklich. Ganz eindeutig.
4. KAPITEL
Der alte U-Bahnhof lag drei Treppen unterhalb der City Hall und war seit vierzig Jahren nicht mehr in Betrieb. Trotzdem wurde er in museumswürdigem Zustand erhalten und zu besonderen Anlässen geöffnet. Die Wände waren grün gekachelt, die verschmutzten Fenster an der Decke mit Amethyststeinen verziert und mit verschnörkeltem Schmiedeeisen eingerahmt. Cleo war seit Jahren nicht mehr hier unten gewesen, aber heute gab sie damit an, einen Schlüssel für das Tor zu haben. Sie wollte Eindruck auf Sean machen – ein spontaner, eigenwilliger und vermutlich dummer Entschluss.
Sie war in jeder Hinsicht ein leidenschaftlicher Typ. Genau wie Sean. Was ein großer Teil ihres Problems war. Wenn sie mit ihm zusammen war, hatte sie das Gefühl, als würde sie sich außen an der Tür eines fahrenden U-Bahn-Waggons festklammern und im Dunkeln durch einen Tunnel rasen. Einerseits hatte sie Angst, andererseits hatte sie die beste Zeit ihres Lebens.
Während der Bürgerversammlung hatte er sie verwirrt. Sie hatte nicht nur Lust verspürt. Sean O’Sullivan weckte etwas in ihr, das sie schon vergessen hatte. Bis vor Kurzem hatte sie nicht gewusst, wie einsam sie war.
Während der letzten vier Jahre hatte sie ihr Privatleben völlig ihrem Beruf und der Betreuung ihrer Mutter untergeordnet. Man konnte eben nicht alles haben. Eine unbeschwerte Stunde mit Freunden bedeutete eine Stunde weniger mit ihrer Mutter. Alles hatte seinen Preis, und meistens war sie nicht bereit, ihn zu zahlen. Einmal war sie es gewesen, und der Preis hatte einen Namen gehabt: Danny De Blasio.
Sie und Danny waren drei Jahre lang ein Paar gewesen und hatten sogar schon scherzhaft von Heirat gesprochen. Alles lief bestens, bis ihre Mutter erste Anzeichen von Alzheimer zeigte. Zunächst hatte Danny kein Problem mit der Situation, doch als Cleo beschloss, bei ihr einzuziehen, begriff er schnell, dass Opfer erforderlich waren.
Er hatte das Weite gesucht, noch bevor sie sagen konnte: Ich kann heute Abend nicht. Das Letzte, was sie gehört hatte, war, dass er eine Börsenmaklerin geheiratet hatte und mit ihr in einem Loft im Village wohnte. Sie wünschte ihm
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