Tiffany Sexy Band 85
Herz konnten sich nicht einigen, was zutiefst verwirrend war. Den ganzen Abend hatte sie das Gefühl, unter Strom zu stehen, und hoffte, dass nicht irgendwann die Sicherung durchbrannte.
„Wollen wir gehen?“
Charlies Mund war so nahe an ihrem Ohr, dass sie seine Wärme spürte. Er musste gebrüllt haben, weil die Musik so laut spielte, trotzdem fühlte es sich wie eine Liebkosung an.
Sie nickte, und er legte einen Arm um ihre Schultern, als sie aus dem überhitzten Saal in die eisige Kälte traten, wo eine endlose Schlange von Limousinen auf ihre Besitzer wartete.
„Und wie war’s?“, wollte er wissen. „Besser? Schlechter?“
„Sag du’s mir. Du hast mich doch die ganze Zeit beobachtet.“
Forschend schaute er sie an, und einmal mehr irritierte es sie, wie sehr ihr sein Gesicht gefiel. Seine Augen waren riesig – nicht übertrieben riesig wie in einem Comic, aber ausgeprägt. Das war das Erste, was einem an ihm auffiel.
Bedeutungsvoll zog er eine Augenbraue hoch. „Heute hat’s dir besser gefallen, obwohl du arbeiten musstest. Wahrscheinlich auch deshalb, weil du wusstest, was dich erwartet – und weil du die Gelegenheit hattest, mit einigen deiner Lieblingsdesigner zu reden.“
Ins Schwarze getroffen, aber nur fast. Sie lächelte. „Hast du ein Problem damit?“
„Was meinst du?“
„Dass ich nicht so unschuldig bin, wie du mich geschildert hast? In spätestens zwei Wochen bin ich eine eiskalte Zynikerin. Wart’s nur ab!“
Charlie lachte, sodass sich kleine Fältchen um seine Augen bildeten, die sie am liebsten berührt hätte. Es waren keine tiefen Linien, schließlich war er erst Anfang dreißig, und sie machten ihn auch nicht älter. Vielleicht lag es daran, weil Linien und Falten, selbst wenn sie vom Lachen herrührten, in dieser perfekt gestylten, vom Jugendwahn besessenen Welt verboten waren. Der Gedanke, dass er diesen angeblichen Makel mit Botox wegspritzen könnte, war entsetzlich. Sie wirkten authentisch und schienenihn zugänglicher zu machen.
„Glaub mir, du bist clever und man sollte dich nicht unterschätzen. So schnell wirst du nicht abstumpfen. Bald kommt es dir nicht mehr märchenhaft vor, berühmte Leute zu treffen, aber das Kribbeln wird bleiben.“
„Wie schön.“ Sie wollte dieses Kribbeln – zumindest, wenn es von Promis ausgelöst wurde. Was Charlie anbetraf, da durfte es ruhig ein bisschen weniger kribbeln. „Du bist doch nicht wegen mir so zeitig gegangen? Bestimmt gehörst du sonst immer zum harten Kern, der bis zum Schluss ausharrt.“
„Überhaupt nicht. Ich bleibe, bis ich genügend Material habe, und dann haue ich ab. Schließlich muss ich früh aufstehen, um den Blog ins Netz zu stellen.“
„Wie ist das mit den Fotos?“
„Die mailen mir die Fotografen heute Nacht, ebenso wie die freien Mitarbeiter ihre Beiträge und den neuesten Tratsch. Ich fasse alles zusammen und schicke es meiner Assistentin Naomi, die den Blog vormittags um zehn online stellt. Falls du ein paar Bemerkungen auf die Seitenleiste setzen willst, brauche ich sie bis neun.“
Nun wurde ihr doch ein bisschen mulmig zumute, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Sie beabsichtigte ihren Beitrag zu liefern, dann würde man sehen, ob sie Talent hatte. Offenbar spürte Charlie ihre Bedenken, denn er tätschelte ihr beruhigend die Schulter.
„Keine Sorge, du schaffst das. Schreib einfach, was du empfindest und wie du dich fühlst. Wie es ist, eine Prinzessin zu sein, wenn man aus dem Nichts kommt und mit den Sternen um die Wette funkelt.“
„Aus dem Nichts? So siehst du mich also? Als biedere Provinzmaus?“
„Unsinn. Du weißt schon, wie ich das meine.“
Sein Lächeln war so offen, dass er es wirklich nicht böse gemeint haben konnte. Sie musste sich zusammenreißen, um ihm nicht in die Arme zu fallen und ihm für einen weiteren großartigen Abend zu danken. Stattdessen sagte sie: „Versuche ja nicht, mich über den Tisch zu ziehen. Du würdest es ein Leben lang bereuen.“
„Davon bin ich überzeugt.“ Plötzlich war er ernst.
Bevor sie dazu kam, etwas zu erwidern, stürmte eine Meute von Fotografen auf sie beide zu und bombardierten sie mit einem Blitzlichtgewitter, sodass sie kaum etwas sehen konnte, als der Spuk nach wenigen Sekunden vorbei war. Charlie grinste.
„Beklag dich nicht. Du hast es so gewollt.“
Auf dem Weg zu seiner Limousine sprachen sie über die nächsten Termine.
„Mit Sveta triffst du dich am Donnerstag, nicht wahr?“, fragte
Weitere Kostenlose Bücher