Tiffany Sexy Band 87 (German Edition)
wäre, ist es für die Menschen oft sehr verstörend, nach einem Tsunami oder einem Erdbeben, ihr gewohntes Umfeld in Trümmern liegen zu sehen. Wir studieren alte Bilder und Zeichnungen, um herauszufinden, wie wir ihnen die Orientierung wiedergeben können. Erst dann fügen wir einige Extras hinzu.
Obwohl Shannon den Becher an den Mund hielt, trank sie nicht. Und obwohl sie nicht mal in der Nähe ihrer Mutter stand, beobachtete er sie. Er sah wieder zu Mrs Fitzgerald.
„Es ist sehr anstrengend, aber auch sehr befriedigend.“
„Ich kann es mir noch nicht einmal vorstellen“, sagte Shannon.
Nein, das konnte sie nicht, da war sich Nate sicher. Weder die Bedingungen, unter denen er dort arbeitete, noch die völlige Verzweiflung und das unendliche Leid, das ihn dort umgab. Es war wirklich nicht schön. Und es war gut, wenn sich möglichst viele Leute darüber klar wurden, dass nicht alle Menschen ein angenehmes Mittelklasseleben führten. Zufrieden registrierte er den mitfühlenden Ausdruck auf Shannons Gesicht, doch gleichzeitig hätte er sich am liebsten selbst getreten.
Mrs Fitzgerald brach das Schweigen. „Nimm Nate mit nach oben, Shannon. Er hat noch nicht alle Veränderungen gesehen.“
„Jetzt?“, fragte Shannon.
„Willst du lieber warten, bis das Essen kalt ist?“
„Komm“, sagte sie zu Nate. „Ich führ dich herum.“ Eine Hand umklammerte den Kaffeebecher, die andere hatte sie in die Tasche ihres Morgenmantels gesteckt. „Du wirst begeistert sein, wenn du siehst, was Mom mit Dannys Zimmer gemacht hat.“
„Hey“, sagte Danny. „Er sollte mir beim Tischdecken helfen. Außerdem ist mein Zimmer ein Saustall.“
„Du bist doch erst seit gestern Abend hier“, sagte seine Mutter. „Was hast du wieder angestellt?“
„Nichts, Ma. Jedenfalls nichts, worüber du dich sorgen müsstest.“
Nate hatte kein Problem damit, Danny das Tischdecken zu überlassen. Und noch viel weniger damit, Shannon die Treppen hinauf zu folgen, und dabei ausgiebig den einladenden Schwung ihrer Hüften zu betrachten.
3. KAPITEL
Als Kind hatte sie das Rampenlicht geliebt. Wenn sie singen, tanzen und posieren konnte, war sie glücklich gewesen. Viel zu oft war Nate dazu verdonnert worden, sich ihre Aufführungen und Wettbewerbe anzusehen. Es hatte ihn zu Tode gelangweilt. Doch nicht ein einziges Mal hatte er diesen Hüftschwung bei Shannon gesehen.
Sie führte ihn in Dannys altes Zimmer, indem Nate wohl schon Hunderte von Malen übernachtet hatte. Grinsend stieß sie die Tür auf und spähte vorsichtig hinein, bevor sie eintrat.
„Ein Nähzimmer?“
„Nicht nur das.“ Shannon zog ihn vorwärts. „Bibliothek, Tee-Zimmer, Strickstube und Ruheraum. Vor allem aber Zufluchtsstätte vor den heidnischen Sportfanatikern in diesem Haus.“
„Ich wusste gar nicht, dass deine Mutter näht. Oder strickt. Oder liest.“
„Sie ist dabei … ihren Horizont zu erweitern“, sagte Shannon mit hochgezogenen Augenbrauen, die ihm verrieten, dass mehr dahintersteckte.
„Ist sie im Ruhestand?“
„Ja. Und seit Brady die Druckerei leitet, hat sie beschlossen, ihre freie Zeit mit anderen Dingen zu verbringen als mit Kochen und Wäsche waschen.“
Apropos Wäsche, Dannys Kleidung lag quer verstreut übers ganze Zimmer. Nicht nur auf dem sehr bequem aussehenden Schlafsofa, sogar an dem Türknauf des Kleiderschranks hingen seine Sachen. „Wenigstens scheint dein Bruder noch immer der Alte zu sein.“
Shannon beugte sich zu Nate und senkte ihre Stimme. Er spürte ihren warmen, süßen Atem auf seiner Haut. „Er macht sich ziemlich gut in der Werbeagentur. Er hat wirklich Talent. Aber verrat ihm bloß nicht, dass ich das gesagt habe.“
Viel zu sehr damit beschäftigt, ihren Duft einzuatmen, hätte er beinahe seinen Einsatz verpasst. „Ich glaube ich bin im falschen Haus. Du sagst etwas Nettes über Danny? Bist du dir sicher?“
„Das muss daran liegen, dass ich ihn nicht mehr so oft zu Gesicht bekomme.“
„Was ist mit deinem Zimmer?“, fragte Nate.
„Es ist nach wie vor zu klein.“
„Ich würde es gern sehen.“
Shannon starrte ihn an. Für einen langen Moment waren nur ihre beiden Atemzüge zu hören. Dann öffneten sich ihre Lippen, und sie fuhr mit der Zungenspitze nervös darüber, um sie zu befeuchten. „Warum?“, fragte sie schließlich.
„Warum?“ Verdammt, er kam sich vor, als wäre er wieder zwölf Jahre alt und gerade bei dem Versuch erwischt worden, einen Blick in Mr Fitzgeralds Playboy zu
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