Tiffany Sexy Band 87 (German Edition)
zurückkehrte, desto besser. Sie erreichten die Treppe vorm Haus. Erneut sah er Shannon an. Andererseits: Wenn er schon einmal hier war, konnte er die Zeit auch ebenso gut genießen, oder?
Sie hatte Nate beim Frühstück nicht gesehen. In der Hoffnung, er würde doch noch aufkreuzen, hatte sie so lange getrödelt, dass sie fast zu spät zur Arbeit gekommen wäre. Auf dem Weg zur U-Bahn verfluchte Shannon sich selbst. Was wollte sie eigentlich? Schließlich war das gestern Abend kein Date gewesen.
Obwohl sie zu viel getrunken hatte, war sie noch lange wach geblieben. Ihr Kopf hatte einfach keine Ruhe gegeben. Seine Stimme, sein Geruch, das Bild von ihm im Anzug. Und das war erst der Anfang. Sie hatte sich vorgestellt, wie seine Hand ihren Rücken hinunterwanderte, bis sie auf der Rundung ihres Pos ruhte.
Sein Lächeln. Sein Blick auf ihren Lippen. Sein warmer Atem auf ihrer Haut. Die zarte Berührung eines zögerlichen Kusses. Ein unschuldiger Blick, der sich augenblicklich in glühendes Verlangen verwandelte.
So durfte es nicht weitergehen. Als sie im Büro ankam, stand ihr Entschluss fest: Als Erstes würde sie eine Tauschkarte mit Nate machen, damit sie ihn so schnell wie möglich mit einer ihrer Freundinnen vom Lunch Club verkuppeln konnte. Dann wäre er während der nächsten Wochen, in denen er noch bei ihnen wohnte, anderweitig beschäftigt. Und für sich selbst würde sie auch ein oder zwei neue Karten ziehen. Vielleicht brachte sie das endlich wieder zur Vernunft.
Sie schloss ihre Bürotür ab, setzte sich an den Schreibtisch, und öffnete die Vorlage für die Tauschkarten auf ihrem Computer. Als Erstes der Text.
Sein Beruf? Einfach: Architekt und Stadtentwickler. Sein humanitäres Engagement würde sie sich für die persönliche Vorstellung auf dem Treffen aufheben.
Heirat, Date oder One-Night-Stand? Wieder einfach: Date. Obwohl … Vielleicht doch One-Night-Stand? Nein. Aber Heirat? Ganz sicher plante er nicht, sich in absehbarer Zeit fest zu binden. Sonst würde er nicht so schnell wie möglich nach Bali zurückkehren wollen, oder? Also doch One-Night-Stand? Sie würde es später entscheiden.
Sein Lieblingsrestaurant? Bestimmt war es irgendwo in Paris, Hongkong oder Monaco. Aber der Einfachheit halber würde sie das Molly’s nehmen. Nein, lieber doch nicht. Dafür war sie selbst viel zu oft dort. Bei dem Gedanken, ihn mit einer anderen Frau zu sehen, wurde ihr ganz übel. Was natürlich dumm war. Trotzdem, am besten ließ sie das Restaurant erst mal aus.
Als Nächstes war seine geheime Leidenschaft an der Reihe. Shannon atmete laut aus, dachte kurz daran, Comics zu schreiben, entschied sich dann jedoch dagegen und stand auf, um eine Pause einzulegen und sich einen Kaffee zu holen.
Auf dem Weg in den Pausenraum begegneten ihr mehrere Mitarbeiter auf dem Flur, denen sie zunickte. Sie waren gerade dabei, eine hohe Auflage von Universitäts-Lehrbüchern zu drucken. Das war gut. Auch die anderen Maschinen waren fast ausgelastet und druckten Baseball-Tauschkarten. Es schien ganz so, als sei die Auftragslage der Druckerei ausgezeichnet. Doch Shannon wusste, wie hart sie der Verlust einiger großer Kunden getroffen hatte und wie schlecht es langfristig tatsächlich aussah.
Und auch ihre Mitarbeiter wussten es. Sie konnte die Angst in deren Augen lesen, wenn sie ihnen auf den Fluren oder in den Hallen begegnete.
Besonders hart war für Shannon, wie sehr dies ihre Beziehung zu zwei ihrer Druckerinnen, Daphne und Melissa, belastete. Früher hatten sie sich ziemlich nahegestanden, heute gingen die beiden ihr aus dem Weg und sprachen hinter ihrem Rücken über sie.
Nur Shannons Eltern, die nicht mehr aktiv ins Tagesgeschäft involviert waren, hatten offenbar keine Ahnung, wie ernst die Lage war. Und Shannon war froh darüber. Denn wenn alles so lief wie geplant, brauchten sie es auch nie zu erfahren. Shannon war bereits dabei, einen Schlachtplan für die Neukundenakquise zu machen.
Doch daran würde sie später arbeiten. Sie schenkte sich einen Kaffee ein, setzte ein Lächeln auf und kehrte an ihren Schreibtisch zurück. Wenn die Tauschkartentexte geschrieben waren, würde sie die Fotos einscannen und nach Feierabend die Vorlagen erstellen. Wenn sie die Karten über Nacht druckte, würden sie genau rechtzeitig für das Treffen in der St.-Markus-Kirche fertig. Und sie konnte endlich damit aufhören, in Nate mehr als nur einen Freund der Familie zu sehen, und sich auf ihre Arbeit
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