Tiffany Valentinsband Band 1
offene Stalltür des roten, verwitterten Gebäudes. Auf beiden Seiten des Ganges reihten sich Pferdeboxen aneinander, zehn insgesamt. Die Stalltür am anderen Ende stand ebenfalls offen, davor war Summer gerade dabei, ein braunes, müde dreinblickendes Pferd zu striegeln, dessen Beine mit Bandagen umwickelt waren. Sie summte leise vor sich hin … und sah einfach umwerfend aus.
Hinter ihr fiel die Spätnachmittagssonne in den Stall und umfing ihre schlanke Gestalt wie eine goldene Aura. Sie trug enge Jeans, die in kniehohen Stiefeln steckten, und ein weißes Hemd, das durch das Licht fast durchsichtig wirkte. Ihr Haar hatte sie im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden, dessen Ende bis zu ihrem Po reichte, als sie sich reckte, um das Pferd zu striegeln, das seine große Augen voller Zufriedenheit halb geschlossen hielt. Acht weitere Köpfe in sämtlichen Größen und Farben betrachteten über die Boxentüren hinweg ihre Retterin. Max wieherte leise, als Andrew näher kam.
Summer drehte sich um und lächelte. „Hallo.“
„Hi.“ Seine Jeans fühlte sich plötzlich enger an. Konnte jemand noch schöner sein?
„Du warst fleißig“, meinte sie. „Der Hof sieht gut aus.“
„Sagen wir, er sieht besser aus“, korrigierte er sie. „Ich hab bisher nur wenig geschafft.“
„Kann ich irgendwie helfen?“
„Nein, du hilfst schon genug, indem du dich um die Pferde kümmerst.“ Er warf einen Blick zu der hoffnungslosen Truppe. „Woher kommen die alle?“
Sie nickte zu der Eckbox. „Als Max’ Besitzer gestorben ist, hat Barber ihn übernommen. Bei Fila hier war es das gleiche; der kam in ziemlich schlechtem Zustand zu uns, genau wie Pippen, die kleine Stute da hinten. Jax und Henna wurden nach einer Überschwemmung gefunden, sie hatten sich in Stacheldraht verfangen. Es hat sich nie ein Besitzer gemeldet. Kuppa ist blind, sie gehörte einem Kunden von Barber. Die Dame konnte sie einfach nicht mehr versorgen. Genau wie die Besitzer von Striker, Topper und Atlas, auch sie baten deinen Vater, die Tiere zu übernehmen.“
Andrew sah von Pferd zu Pferd. Ihre Geschichten gingen ihm ans Herz. Es war eine gute Tat gewesen, die Tiere aufzunehmen … aber es hätte seinem Vater fast die Farm gekostet.
„Ich weiß, du hast viel um die Ohren“, sagte Summer, „aber hattest du Zeit, über dieses Rezept deines Vaters nachzudenken?“
„Ein bisschen“, begann er, „ich …“
„Juuuhuuu!“, rief eine Frauenstimme. „Irgendjemand zu Hause?“
Als er sich umdrehte, sah er Tessa Hadley um die Ecke kommen. Sie steckte in einem reichlich knappen, roten Kleid.
„Andrew, da bist du ja!“ Ihre Augen weiteten sich beim Anblick seines nackten Oberkörpers, und sie fächerte sich mit der Hand Luft zu. „Herrje … ich wusste nicht, dass die Werbebranche so viel körperliche Arbeit bedeutet.“
„Hallo, Tessa“, begrüßte er sie und zog sich das T-Shirt über. „Kennst du Summer Tomlinson?“
Tessa sah zum Ende der Stallgasse und versteifte sich unmerklich. „Natürlich. Hallo Summer.“
„Hi“, erwiderte Summer. „Was treibt dich denn hierher?“
Andrews Magen verkrampfte sich.
„Andrew hat mich gebeten, die Farm seines Vaters zu verkaufen“, antwortete sie, während sie auf ihren hohen Hacken näher stakste.
Summer wich zurück und starrte Andrew vorwurfsvoll an. Er wollte sich verteidigen, aber was sollte er sagen?
„Ich habe die Verträge zum Unterzeichnen mitgebracht“, fuhr Tessa fort, dann deutete sie auf eine Schüssel, die sie bei sich trug. „Und weil dir mein mexikanischer Dip so gut geschmeckt hat, habe ich zum Abendessen meinen mexikanischen Auflauf mitgebracht!“ Sie biss sich auf die Lippe und warf Summer einen abwägenden Blick zu. „Es würde auch für drei reichen, wenn du willst.“
„Nein, danke“, sagte Summer und lächelte schwach. „Aber ich habe von deinen Aufläufen gehört – ich bin mir sicher, Andrew wird ihn lieben.“ Sie warf ihm einen finsteren Blick zu und führte Fila zurück in die Box.
Andrew war frustriert. Er wollte Summer nicht alleine lassen, er wollte, dass sie verstand, weshalb er die Farm verkaufen musste. „Brauchst du Hilfe bei den Pferden?“
„Nein, ich hab alles im Griff“, sagte sie angespannt. „Habt einen schönen Abend.“
„Werden wir“, flötete Tessa und schwankte leicht auf ihren hohen Absätzen.
Andrew griff nach ihr, damit sie nicht stolperte, und merkte leider zu spät, dass das seine Chance gewesen wäre, den Auflauf los
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