Tiffany Valentinsband Band 1
von der Landküche und der Arbeit auf der Farm seines Vaters. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihn heimlich von ihrem Fenster aus beobachtet hatte, wenn er mit nacktem Oberkörper auf dem Traktor saß und über die Felder der MacMillans fuhr. Jetzt, in der braunen Hose und dem langärmligen Hemd, war er ganz der kultivierte Geschäftsmann. Sie dagegen fühlte sich ein wenig befangen in ihrem Baumwollkleid, barfuß, mit noch feuchten Haaren.
Truman sprang an Andrew hoch, um ihn abzulecken und an ihm zu schnüffeln. Der Mann wuschelte ihm eine Weile durch das Fell, ehe er den Hund sacht zur Seite schob. „Platz, Junge.“
Seine Stimme klang genau wie die seines Vaters. Das musste auch Truman erkannt haben, denn er legte sich auf das Kommando sofort hin, nur sein Schwanz klopfte aufgeregt den Boden.
„Andrew, bist du okay?“, fragte sie.
Nickend stemmte er die Hände in die Hüften. „Ja, bin ich.“ Er musterte sie von oben bis unten. „Hallo.“
Verlegen bohrte sie ihre Zehen in das faserige Wintergras. Der Boden war viel kälter als die Luft. „Hi. Ich bin Summer.“
Er lächelte. „Ich erinnere mich.“
Als sich ihre Blicke trafen, stockte ihr der Atem und irgendwie schien die Luft plötzlich dünner zu werden, so leer fühlte sich ihr Kopf an. Eine Windböe erfasste ihre Haare und wehte Andrew die Spitzen ins Gesicht. Er blinzelte, und sie packte die lockigen Strähnen. Andrew machte eine ausweichende Geste, wohl um ihr zu helfen, dann spürte sie einen schmerzhaften Ruck an ihrem Haaransatz.
„Autsch“, murmelte sie und neigte den Kopf, damit es nicht so ziepte.
„Tut mir leid, deine Haare … sie haben sich in meiner Uhr verfangen.“
„Au, au, au.“ Das Ziepen wurde immer schlimmer, sodass sie sich immer weiter zu Andrew beugte, bis sie ganz dicht beieinander standen.
Scharf sog sie die Luft ein. Seine Augen waren hinreißend. Sie hatten die Farbe von flüssigem Karamell und waren von dichten, dunklen Wimpern umgeben. Dunkle Brauen akzentuierten die Augenpartie. Er öffnete die Lippen, dann lachte er leise. „Ich glaube, ich mache alles nur noch schlimmer.“
Nicht aus meiner Sicht, dachte sie spontan, aber sie schien kein Wort über ihre Lippen zu bekommen.
„Vielleicht sollte ich einfach die Uhr abnehmen“, meinte er und hob schon seinen Arm, aber Summer schrie vor Schmerz auf.
Andrew zuckte zusammen. „Entschuldigung!“
„Lass mich versuchen“, schlug sie vor. Vorsichtig neigte sie den Kopf dorthin, wo der Knoten war, und begann systematisch, die Strähnen zu entwirren … jedoch waren sich ihre Köper so nah, dass sie sich nicht mehr konzentrieren konnte.
Er hatte schöne Hände – groß und kräftig, aber äußerst gepflegt. Von Barber wusste sie, dass Andrew nicht verheiratet war, aber mit eigenen Augen zu sehen, dass an seinem Ringfinger kein Ring steckte, tat irgendetwas mit ihrem Magen. Während sie ihre Haare aus seiner Uhr zu befreien versuchte, fiel ihr auf, dass es wahrscheinlich ein ziemlich teures Stück war. Sie hoffte nur, sie würde nichts daran kaputt machen. Sie wollte schon vorschlagen, eine Schere zu holen, als endlich die letzte Strähne nachgab und sie frei war.
„Tut mir leid.“, sagte sie, drehte ihr Haar wie zu einer Kordel zusammen und hielt es fest. „Es war so ein schöner Tag, da wollte ich die Haare in der Sonne trocknen lassen.“
„Macht nichts“, sagte er, trat aber einen Schritt zurück, als fürchtete er, sich wieder zu verfangen.
Was sie etwas verwirrte, immerhin trug seine protzige Uhr zumindest einen Teil der Schuld. Die Luft zwischen ihnen knisterte nach der erzwungenen Nähe immer noch.
Hinter ihnen wieherte der graue Wallach, als wolle er sie daran erinnern, dass eigentlich er im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen sollte.
„Ruhig, Max“, sagte Summer.
Andrew zog die Brauen hoch. „Ist das dein Pferd?“
„Nein, das ist Max. Er gehört deinem Vater.“ Sie stutzte einen Moment und korrigierte sich: „Gehörte deinem Vater. Dein Verlust tut mir sehr leid, Andrew.“
Er nickte, sein Blick düster. „Danke. Und danke, dass du den Nachruf geschrieben hast. Mr Hadley hat mir eine Kopie gegeben.“
„Das ist das Mindeste, was ich tun konnte. Barber hat vielen Menschen hier sehr viel bedeutet.“
Er wandte den Blick ab, aber nicht schnell genug, um den Schmerz und die Verwirrung vor Summer zu verbergen. Sie hatte damit nicht unterstellen wollen, dass Barber MacMillan dem Dorf mehr bedeutet hatte als seinem eigenen
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