Tiffany Valentinsband Band 1
bezahlter Job war, hoffte sie, dass sich eine Chance bei ihm ergeben werde.
„Sei vorsichtig“, mahnte er.
Ashlynn nickte, dann ging sie zum Eingang. Sie straffte ihre Schultern und betrat den dunklen Raum und bliebe einen Moment lang stehen, damit sich ihre Augen an das Licht gewöhnten. Im Inneren sah es genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte: die gleichen verstaubten Gemälde an den Wänden, der gleiche schmutzige Boden und die gleiche gelangweilte Bedienung.
Das wird schon gut gehen . Oder wie man auf der Erde sagte: ein Klacks.
Sie schaute zu dem Tisch in der hintersten Ecke – ihrem Tisch – und spürte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte. Nicht nur, dass der Tisch besetzt war, die Gestalten waren ihr auch noch äußerst vertraut. Der eine war der Jäger von letzter Nacht. Der andere, tja, sie würde ihn Dideldum-Schlagetot nennen … passte zu dem Typen, der draußen Wache hielt.
Panik erfasste sie, trotzdem blieb sie an der Tür stehen und überlegte, wie die beiden sie sahen: als was die beiden sie wohl wahrnehmen würden. Als einfache Bäuerin, nicht als Ashlynn Scott, führende Wissenschaftlerin und Verwalterin des Grand Elatyria Museums.
Einer von ihnen sah zu ihr. Ihr Puls begann zu rasen. Würde er sie erkennen? Glücklicherweise wandte er den Blick wieder ab, nachdem er sie einmal flüchtig gemustert hatte. Sie atmete einmal tief durch, dann ging sie wieder nach draußen.
„Was ist los?“, fragte Raine.
„Die sind beide da drin.“
„Verdammt.“ Er griff sie beim Arm und zog sie mit sich um die Hausecke. „Okay, das war’s, wir können das nicht machen.“
„Du verstehst das nicht! Ich muss es tun.“
Wenn die Kerle nicht genau dort säßen, wo sie die Karten versteckt hatte, würde sie vielleicht erwägen, die Sache zu verschieben und abzuwarten, bis sich alles beruhigte. Aber wie konnte sie? Vielleicht hatten sie das Päckchen längst gefunden und warteten nur darauf, dass sie mit dem dritten Teil zurückkam! Wie zwei Katzen vor einem Mauseloch warteten, vor dem ein Stück Käse lag, um das Tier herauszulocken.
Aber diese Maus konnte trotzdem nicht weggehen. Nicht ohne herauszufinden, ob alles verloren war. „Wenn wir sie nur für ein paar Minuten weglocken könnten!“
Stirnrunzelnd fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. Selbst der Schmutz konnte ihn nicht weniger attraktiv machen. „Minuten? Bist du sicher?“
Er sah aus, als hätte er eine Idee. „Wenn es dir gelingt, sie da wegzuholen, könnte ich alles in weniger als zwei Minuten erledigt haben.“
Er murmelte etwas vor sich hin, dann sagte er: „Gut, du hast gewonnen.“
„Was hast du vor?“
„Egal. Bleib hier stehen. Wenn du sie rauskommen siehst, warte dreißig Sekunden, bis sie außer Sicht sind, dann komm mir schnell hinterher.“
Er wandte sich zum Gehen.
„Raine“, sagte sie und griff seine Hand. „Danke.“
Er lächelte schief. „Was soll ich sagen? Ich habe eine Schwäche für Herausforderungen. Ich hoffe nur, dass es das auch wert ist.“
4. KAPITEL
Um nichts in der Welt war es das wert.
Denn als Raine in die Gaststube trat und die zwei vernarbten Typen in der Ecke sitzen sah, stellte er nicht nur den Plan infrage, sondern auch seinen eigenen Geisteszustand. Zurückzuschlagen, wenn man keine andere Wahl hatte, war eine Sache. In die Schlangengrube zu springen und „Beißt mich“ zu schreien eine ganz andere.
Er widerstand dem Drang, sich einfach wieder umzudrehen, und sah sich im Raum um. Möglichst unauffällig forschte er nach den besten Fluchtmöglichkeiten – die Tür hinter ihm oder ein Fenster gegenüber – und bedachte seine Chancen, ohne einen gebrochenen Knochen hier wieder rauszukommen.
Eins zu fünf, schätzte er. Nicht ganz schlecht … aber nur, wenn das hier reibungslos über die Bühne ging.
Wie ein müder, ängstlicher Bauer schlurfte er langsam an den verkratzten, leeren Tischen vorbei, musterte die Männer, während er näher kam, und machte sich ein besseres Bild von ihnen.
Der eine sah furchteinflößend aus, der andere einfach nur erschreckend. Beide hatten Narben, die auf frühere Kämpfe hinwiesen. Der Jäger, den er gestern gesehen hatte, trug ein Messer am Gürtel und ein weiteres am Arm befestigt. Zu dumm, dass der nur der erschreckende war.
Wenn das hier ein Disneyfilm wäre, würden jetzt beide ein Liedchen darüber trällern, dass sie doch so nette Kerle wären und von allen nur missverstanden würden. Leider ist das hier kein Disneyfilm
Weitere Kostenlose Bücher