Tiffany Valentinsband Band 1
Stunde wieder draußen zu sein.
„Bist du bereit?“
Sie atmete tief durch, dann nickte sie. Ihr hübscher, wenn auch schmutziger Mund zuckte leicht und obwohl Raine nicht der gefühlsbetonte Typ war, der zu ständigem Körperkontakt neigte, konnte er nicht anders, als ihre Hand zu nehmen und sie sacht zu drücken. „Alles geht gut, das verspreche ich dir.“
Ihr gelang ein kleines Lächeln. „Danke.“
Ihr Blick war vertrauensvoll, und Raine gestand sich, dass er alles, aber wirklich alles tun würde, um dieses Versprechen zu halten. Er würde sie beschützen, und wenn es das Letzte war, was er tat.
In stillem Einverständnis gingen sie schließlich los. Noch immer Hand in Hand, als wären sie nur ein stumpfsinniges, übergewichtiges, verlaustes Bauernpaar mittleren Alters.
Es funktionierte.
Zu Ashlynns Überraschung waren sie und Raine nicht gleich aus dem Dorf gejagt worden, weil sie so schmutzig waren. Im Verhältnis zu einigen anderen Leuten sahen sie sogar ausgesprochen gut aus – von den Gerüchen ganz zu schweigen. Selbst ihr fiel es schwer, in diesem abgerissenen, verdreckten Kerl neben ihr den goldhäutigen Gott wiederzufinden, der sich ihr beim Umkleiden vorhin präsentiert hatte.
Natürlich hatte sie gar nicht hinstarren wollen, und als er sie dabei ertappte, wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. Aber kaum etwas hätte sie davon abhalten können, diese unglaublich breiten Schultern, die muskulösen Arme und die gebräunte Haut anzustarren. Solche kraftvollen, muskulösen Männer hatte sie in der anderen Welt nur selten gesehen, denn dort schienen alle nur im Anzug herumzulaufen, nutzten Busse und Züge und hatten vermutlich noch nie in ihrem Leben einen Tag im Freien gearbeitet. Raine war anders. Offenbar forderte ihn sein Job, Dinge zu finden, zu beschützen und zu behalten, ganz schön heraus.
„Alles in Ordnung?“, fragte er, während sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten.
„So weit …“
Sie hoffte nur, dass sie ihre Maskerade aufrechterhalten konnten. Bisher würdigte sie niemand eines zweiten Blickes oder musterte sie gar skeptisch. Sie selbst entdeckten auch niemanden, der aussah wie die Muskelpakete, von denen sie eines gestern Abend am Rand des Dorfes gesehen hatten.
„Denkst du, sie haben aufgegeben und sind verschwunden?“, fragte sie, als sie den Marktplatz erreichten.
Raine, der stehen geblieben war, um etwas Obst zu kaufen, schüttelte den Kopf. Er reichte ihr einen Apfel und murmelte: „Mach das nicht so auffällig, aber sieh dir mal die Bäckerei an. Dideldoof lehnt da an der Wand. Ich schätze, die andern beiden schlafen.“
Sie warf einen Blick in die Richtung und wäre am liebsten auf dem Absatz umgekehrt, als sie sah, wie groß und furchteinflößend der Mann war. Sie rückte etwas näher zu Raine und war nur heilfroh, ihn dabei zu haben, ganz egal, wie sehr es sie vorher geärgert hatte, dass er so darauf beharrt hatte.
Wenig später, als sie bei einem Käsehändler standen, konnte Ashlynn eine Unterhaltung belauschen, die bestätigte, was Raine ihr erzählt hatte.
„Noch keine Spur von ihr, was?“, sagte eine alte Frau, die große Fleischstücke zerlegte und auf Spieße steckte.
„Glaubst du, die kommt heut Nacht?“, meinte eine andere. „Ich könnt die Belohnung gut gebrauchen!“
„Denk schon. Die Jäger scheinen sich ziemlich sicher.“
Ashlynn spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Als hätte Raine es bemerkt, hakte er sie bei sich unter und schlenderte mit ihr von dannen, als wären sie, wie alle anderen Bauern auch, nur für einen gemütlichen Rundgang hergekommen. Als sie außer Hörweite waren, sagte er leise: „Ich möchte wirklich gern wieder hier weg, also lass uns loslegen.“
„Gib mir fünf Minuten“, sagte sie, als sie die Wirtschaft erreichten.
„Du bist der Boss.“
Bevor sie eintrat, legte er eine Hand auf ihren Arm. Seine Finger schienen auf ihrer Haut Funken zu sprühen und unwillkürlich fragte sie sich, wie es wohl wäre, ihn ohne jegliches Hindernis zwischen ihnen zu spüren. Ohne Schmutz. Ohne Karte. Ohne Gefahr.
Ohne Kleidung .
Es lag ganz in ihrer Entscheidung. Vielleicht war es verrückt, aber sie wollte, dass es passierte. Sie konnte nicht leugnen, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Die Gefährlichkeit und prickelnde Nervosität angesichts ihres Vorhabens hatte dieses unbändige Verlangen in ihr nur verstärkt. Und sobald das hier vorbei war und sie für ihn nicht mehr nur ein
Weitere Kostenlose Bücher