Tiffany Valentinsband Band 1
selbstbewusst und ein guter Geschäftsmann. Aber wenn es um diesen Schriftsteller ging, galten andere Regeln. Sie wusste, was dessen Bücher für den Red Fox Verlag bedeuteten, trotzdem wünschte sie sich, Stephen würde diesem widerlichen Kerl irgendwann einmal so richtig die Meinung sagen.
„Du musst dich wirklich gegen ihn durchsetzen“, sagte sie, dann runzelte sie die Stirn. „Alles okay?“
Während die Bahn anfuhr und Tempo aufnahm, schaute er verbissen aus dem Fenster, eine dünne Schweißschicht glänzte auf seiner Stirn. Es waren nicht viele Leute im Waggon, aber sie wollten sich sowieso nicht setzen. Ginger klammerte sich an die Haltestange.
Als er, statt auf ihre Frage zu antworten, nur ihre Hand fester drückte, wuchs ihre Sorge.
„Stephen“, drängte sie. „Was ist los? Du siehst ein bisschen … krank aus.“
„Krank.“ Er lachte leise und fuhr sich erneut mit einer Hand durchs Haar. „Ja, so was in der Art. Also, dieser Pfefferkuchenmann, den du gegessen hast …“
„Der, nebenbei bemerkt, sehr lecker war. Du musst das Café mal ausprobieren.“
„Bin dabei. Aber glaubst du wirklich, dass er dir deinen Wunsch erfüllt hat? Also, dass sämtliche Männer verrückt nach dir sind?“
Sie überlegte, wie das gewesen war. „Den Beweis dafür findest du im Blick jeden Mannes, auf den ich getroffen bin, seit ich das Café verließ. Es ist, als hätte ihnen ein kleiner Amor seinen Pfeil in die Brust geschossen. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber ich schätze, wenn ich gewollt hätte, hätte ich jeden von denen haben können.“
„Das ist nicht so schwer zu glauben.“
Es lag etwas in seiner Stimme, was sie aufblicken ließ. „Stephen, was hast du …?“
Sie konnte den Satz nicht beenden. In der nächsten Sekunde hatte er sie schon bei den Oberarmen gepackt, sie an sich gezogen und seinen Mund auf ihren gepresst. Überrascht keuchte sie auf.
Während sie seinen Kuss wild erwiderte, stieg glühendes Verlangen in ihr auf.
Was war das? Er benahm sich völlig untypisch. Der Stephen, den sie kannte, packte sie nicht und küsste sie. Er … er wahrte immer eine gewisse Distanz. Er war freundlich, aber beherrscht und professionell. Er war …
Gott, konnte er küssen! So richtig küssen. Leidenschaftlich, dass einem die Knie weich wurden. Was hieß hier Verlangen? Es war Lust, pure Lust, die sie wie ein Schlag traf, sie durchdrang, intensiver als sie es je erlebt hatte.
Der Pfefferkuchen . Es war nur ein flüchtiger Gedanke, der vage auftauchte, sich aber immer deutlicher manifestierte, und dann wurde es ihr klar.
Die Magie des Kekses … Stephen war auch davon betroffen, und deshalb wollte er sie jetzt. Es kam nur von diesem dämlichen Zauber.
Denn er wollte sie nicht wirklich. Nicht so, wie sie ihn wollte – seit so langem wollte …
Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Im Jack and Lucy’s . Er war damals am Boden zerstört gewesen, weil seine Exfreundin ihn ziemlich mies behandelt hatte. Die Ex, der Ginger, wenn sie ihr über den Weg liefe, noch heute liebend gern den Hals umdrehen würde. Stephen hatte sich ganz gewaltig betrunken.
Danach war er so entsetzt und beschämt über sein Verhalten – nicht so wie die meisten anderen Kerle, die es einfach abgetan und darüber gelacht hätten –, dass sie ganz hingerissen war. Sie hätte es ihm nie vorgeworfen. Jeder hatte solche Nächte, in denen man hinterher bereute, was man getan hatte. Bei Stephen kamen solche Nächte, wie sie später herausfand, nur äußerst selten vor.
Wie er mit der Situation umgegangen war, hatte ihr viel bedeutet. Und über die Monate war daraus etwas erwachsen, etwas viel Tieferes als Freundschaft.
Verdammt, dachte sie, warum muss ich mir immer die rauspicken, die ich nicht haben kann? Warum konnte mir Brad nicht gefallen?
Als Stephen den Kuss schließlich enden ließ, hielt er sich entsetzt eine Hand vor den Mund und sah Ginger an, wie er sie an jenem Morgen angesehen hatte, als ihm klar geworden war, dass die Frau, vor der er sich am Abend zuvor in seiner Betrunkenheit so komplett blamiert hatte, von nun an eng mit ihm zusammenarbeiten würde, Tag für Tag.
Beschämt. Verlegen. Völlig schockiert.
Der Blick fuhr ihr wie ein Messerstich direkt ins Herz.
„Also“, meinte sie unsicher. „Das kam überraschend.“
„Ich weiß nicht, wieso ich …“ Gierig betrachtete er sie von Kopf bis Fuß, und wo sein Blick sie traf, schien er sie zu
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