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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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und bemerkte: »Es ist wirklich ein Trauerspiel.«
    Fred fummelte in seiner Tasche herum. Ich erkannte deutlich, dass er es schon seit geraumer Zeit bereute, mich mitgenommen zu haben. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich dieses Gespräch gerne aufzeichnen«, sagte er und hielt das Aufnahmegerät hoch.
    »Ganz gewiss habe ich etwas dagegen«, antwortete der General. »Vor allem, weil das Gespräch hiermit beendet ist.«
    Er wollte die Tür schließen, aber Fred sagte noch schnell: »Zukic wird als Kriegsverbrecher gesucht. Er hat in einem Bauernhof ganz in der Nähe ihres Standortes Muslime erschossen.«
    Der General hielt in seiner Bewegung inne. »Sie reden, als seien Sie dabei gewesen«, sagte er. Aus seinem Gesicht war nichts abzulesen, kein Muskelzucken, kein veränderter Ausdruck in seinen Augen, nichts, das verriet, was in ihm vorging. Die Erwähnung des Bauernhofs, über den niemand Bescheid wissen konnte, schien ihn nicht zu berühren.
    »Nicht ich, aber jemand anderer war dabei«, erwiderte Fred.
    »Dann sollten Sie sich vielleicht an denjenigen wenden, und nicht an mich.«
    »Zukic ist entkommen«, fuhr Fred fort. »Er hat unter falschem Namen ein Restaurant in Haarlem eröffnet. Man vermutet, dass er von einem hochrangigen Offizier unterstützt wurde, und zwar sowohl bei der Beschaffung falscher Papiere als auch bei seiner Flucht neulich, kurz bevor die Staatsanwaltschaft Arnheim ihn verhaften konnte.«
    »Und?«
    »Ich wollte Sie um einen Kommentar dazu bitten.«
    »Was Sie von mir kriegen können, ist eine Anzeige wegen übler Nachrede.«
    Sein erster und einziger Fehler.
    Fred zog prompt eine Augenbraue hoch. »Üble Nachrede? Ich arbeite an einem Artikel, in der Hoffnung, dass daraufhin eine Untersuchung in Gang kommt. Sie sind doch in Bosnien gewesen, und ich habe Sie lediglich um einen Kommentar zu den angesprochen Dingen gebeten.«
    »Kein Kommentar.« Er schloss noch immer nicht die Tür. Er wollte wissen, was wir wussten, zuhören, ohne selbst etwas preiszugeben.
    Das war auch Fred klar. »Es gibt mehrere Dutchbat-Angehörige, die dabei gewesen sind.« Fragend schaute er mich an. »Wie heißen sie doch gleich?« Er schnippte mit den Fingern. »Klaas Battenberg, Poelman, und dieser andere, dieser …, dieser … Jan van Nunen, nicht wahr?«
    »Jan van Nunen ist tot«, sagte ich.
    »Ja, das stimmt, er ist in seinem Wohnwagen verbrannt«, fügte Fred hinzu. »Aber kennen wir nicht noch ein paar andere?«
    Die Hand des Generals fuhr unwillkürlich an seine Hüfte, als greife er nach seinem Säbel, oder nach der Waffe, an die er sich als Offizier alter Garde vielleicht noch als »Seitengewehr« erinnerte.
    Ich verlor alle Hemmungen und sagte, als führten wir einen Dialog als Komikerduo für das Fernsehen auf: »Ach ja, natürlich, beinahe hätte ich diesen Sergeanten vergessen!« Ich schnippte mit den Fingern. »Genau, Theo Stolz! Marchaba kifak!«
    Ich sah es Freds Augen an, dass er noch etwas hinzufügen wollte, in derselben Was-macht-es-schon-aus-Stimmung wie ich, über Stolz und tote Huren, über Stolz, den man in der Veluwe gesehen hatte. Ich dachte an Stolz auf Besuch bei CyberNel, aber noch bevor wir uns zwischen den diversen Möglichkeiten entscheiden konnten, wurde uns die Tür vor der Nase zugeknallt.
    »Na dann«, murmelte Fred. Als wir im Auto saßen, schaute er mich seufzend an. »Vielen Dank für deine Mitarbeit.«
    »Was hattest du denn erwartet? Ein Geständnis?«
    Er startete den Jaguar und fuhr rückwärts, dass der Kies nach allen Seiten wegspritzte. »Du hättest mir wenigstens sagen können, dass du schon mal hier gewesen bist«, beschwerte er sich, als wir aus der Allee hinausfuhren.
    »Du hast mich nicht danach gefragt.«
    »Wie soll ich denn nach Dingen fragen, die ich nicht wissen kann?«
    Ich grinste. »Ich finde, eben warst du ziemlich gut darin. Hast du irgendetwas davon auf Band aufgenommen?«
    »Ja, alles, aber ich kann nichts davon verwenden, und außerdem hat er ja im Grunde gar nichts gesagt. Soll ich dich irgendwo hinbringen?«
    »Du kannst mich zu Hause absetzen. Was willst du jetzt machen?«
    Er fuhr denselben Weg zurück, den wir gekommen waren. »Mein Material ordnen, überlegen, an wen ich noch alles herantreten kann, einen zusammenhängenden Be richt schreiben. Wenn du damit einverstanden bist, würde ich nächste Woche gerne als Erstes zur Staatsanwaltschaft in Arnheim fahren.«
    »Nimm einen Leibwächter mit.«
    Brendel schwieg, bis er kurz vor meinem

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