Tiffany
sie neckisch aus. »Wie nett! Möchtest du dir vielleicht meine neue CD von Eric Clapton anhö ren? Papi, das ist John de Groot. Von einer Stelle für Rechtsberatung, wie hieß sie gleich wieder, Lex Libra, nicht wahr?«
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte der General verwirrt.
Flora war nicht zu bremsen. »Er wollte Joris sprechen«, erklärte sie und fragte mich: »Hast du ihn noch erreicht?«
»Ja, vielen Dank«, antwortete ich.
»Und, ist er einverstanden?«
»Einverstanden womit?« Der General blickte mich mit Unheil verkündender Miene an, und Flora goss noch ein wenig Öl ins Feuer, bevor ich auch nur den Mund aufma chen konnte.
»Joris war nicht zu Hause. John wollte ihn fragen, ob er Lust hätte, ehrenamtlich zu arbeiten. Ich habe ihm erklärt, dass Joris in Leiden sei, aber dass er wahrschein lich sowieso seine Zeit verschwende, weil Joris noch nie viel für unbezahlte Arbeit übrig hatte.« Ihre Augen fun kelten. Sie genoss ihre Rache. »Und, hast du es geschafft, ihn zu überreden?«
»Jetzt halt endlich mal die Klappe«, befahl der General wenig höflich. Seine Augen erinnerten mich an wassergekühlte, koaxiale 50-Millimeter-Maschinengewehre. »Wer sind Sie?«
»Ich mache nur meinen Job«, antwortete ich. »Manch mal habe ich allerdings mit Gegenwind zu kämpfen, und dann komme ich nicht so recht weiter.«
Fred erwachte aus einer Art Betäubung und wühlte in seiner Tasche herum. »Der Meneer ist als mein Recher che-Assistent tätig«, erklärte er. »Hier, meine Karte. Mein Name ist Frederik Brendel.«
»Recherchen«, kicherte Flora prompt. »Am besten be herrscht er die Schlüsselsuche.«
Ich musste mich beherrschen, um nicht zu erröten wie ein Schuljunge unter den Blicken des gestrengen Vaters einer Nymphomanin.
»Ich habe Sie nach Ihrem Namen gefragt«, wiederholte der General. »Und ich kann es nicht leiden, wenn man versucht, mich für dumm zu verkaufen.«
»Mein Name ist Max Winter«, sagte ich und reichte ihm meinen Meulendijk-Ausweis.
Er musste meinen Namen schon gehört haben, aber er ließ sich nichts anmerken, als er mir meinen Ausweis zurückgab. Die Einzige, die Gefühle zeigte, war Flora. Ihr Blick verriet Enttäuschung und ihre fleischigen Wangen zitterten. Ich fühlte mich schuldig, genau wie beim letz ten Mal. Sie trug wieder so ein weites, wallendes Kleid, diesmal aus kastanienbrauner Seide, und dazu einen hell braunen Schal, der mit einer goldenen Brosche zusam mengehalten wurde.
»Flora, geh rein«, sagte der General. »Ich kann dich hier nicht gebrauchen.«
Seine Tochter warf mir einen letzten, gekränkten Blick zu und verschwand im Eingangsflur.
Fred sagte: »Vielleicht können wir jetzt …«
Der General unterbrach ihn mit einer knappen Hand bewegung und schaute mich durchdringend an. »Sie sind unter falschem Vorwand in mein Haus eingedrungen«, sagte er in einem Ton, als würde mich das noch teuer zu stehen kommen.
»Es tut mir aufrichtig Leid«, antwortete ich. »Aber, wie ich schon sagte, manchmal muss ich gegen ungünstige Winde ansegeln.«
»Was soll heißen, ungünstige Winde? Versuchen Sie nicht, sich mit dummem Geschwätz aus der Affäre zu ziehen!«
»Affäre?« »Unerlaubtes Eindringen in meinen Privatbereich!«
»Ich wollte mir Ihrem Sohn sprechen.«
»Worüber?«
»Ich habe ihm seine Brieftasche zurückgebracht.«
Der General erwiderte nichts, doch es zuckte ein wenig in seinen Augenwinkeln, als ob ihm erst jetzt klar würde, was er eigentlich längst wissen musste, nämlich, wen er vor sich hatte.
Fred sah sein Interview ins Wasser fallen, das im Grunde schon von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen war. Er wagte einen verzweifelten Versuch, erneut die Initiative zu übernehmen und packte den Stier bei den Hörnern. »General, es geht um den serbisch-bosnischen Polizeikommandanten Davor Zukic«, sagte er. »Sie haben ihn gut gekannt.«
Der General hatte sich wieder in der Gewalt und verzog keine Miene. »Wer sagt das?«
»Dutchbat-Angehörige, die 1992 in Bosnien gedient haben. Sie sind damals als Verbindungsoffizier dort gewesen.«
»Und warum soll ich diesen Mann gekannt haben?«
»Unseren Quellen nach waren Sie sogar mit ihm befreundet. Ich vermute deswegen, weil er die Muslime genauso sehr hasste wie Sie.«
»Na und? Ich nehme an, dass ich da nicht der Einzige bin, selbst wenn man leider Gottes die gesamte NATO-Luftwaffe und die Armee da runtergeschickt hat, um diese Typen im Kosovo zu beschützen.«
Ich wurde übermütig
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