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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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gehört?«
    »Stimmt.«
    Nel zögerte und meinte dann: »Sei froh, dass du ihn los bist. Er ruft ja doch nur immer wieder deine alten, unbegründeten Schuldgefühle in dir wach, weil du meinst, du seist Schuld an ihrem Tod. Ich weiß nicht, wie wertvoll ein solcher Gegenstand wirklich ist. Jetzt ist er weg, und das ist auch gut so.«
    »Es geht nicht um Ingrid«, erwiderte ich.
    »Darauf wollte ich mit meiner Frage von eben hinaus.« CyberNel schwieg einen Moment lang und sagte dann gleichmütig: »Wenn dir so furchtbar viel an dem Holzschnitt liegt, solltest du die Polizei verständigen.«
    »Nein, das ist doch Quatsch.«
    »Ich für meinen Teil glaube, dass das Mädel im Gefängnis besser aufgehoben wäre als auf der Straße. Aber natürlich willst du nicht derjenige sein, der sie hinter Gitter bringt.«
    »Bist du unter die Psychoanalytiker gegangen?«
    Nel lächelte ihr Katzenlächeln. »Hat das Detektivbüro Winter denn nichts Besseres zu tun?«
    »Nur den Fall mit dem toten Brakman.«
    »Kommst du damit voran?«
    »Ich habe mit Bart Simons gesprochen«, sagte ich kopfschüttelnd. »Die Polizei hat sich hauptsächlich auf den Neffen konzentriert, weil der ein Vorstrafenregister hat, aber sein Alibi ist absolut wasserdicht. Inzwischen geht man davon aus, dass es ein Unfall war; der Mann war gerade erst nach einer Knieoperation aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ich habe mit seinem Bruder, Steven Brakman, ein Treffen vereinbart.«
    »Soll ich noch irgendetwas in der Sache unternehmen?«
    »Mir ist da ein brillanter Einfall gekommen. Brakman hat im Krankenhaus gelegen, kam aber früher raus als geplant. Was, wenn der Einbrecher gedacht hat, er läge noch im Krankenhaus und das Haus sei unbewohnt?«
    »Du meinst, er hat vielleicht einen falschen Tipp gekriegt?«
    »Überprüfe doch mal, ob schon öfter bei Leuten eingebrochen wurde, die in diesem Krankenhaus gelegen haben. Vielleicht gibt es da irgendwo einen Komplizen.«
    Sie legte den Kopf schief. »Vom wem stammt denn diese brillante Idee?«
    »Von Bettekoo.«
    Sie kicherte. »Bettekoo?«
    »Keine Panik«, beruhigte ich sie. »Sie ist leider nicht mein Typ.«
    »Leider?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sie kann hervorragend kochen, ist gutherzig und hat ein geregeltes Einkommen.«
    Sie schaute mich einen Augenblick an und sagte dann: »Ich glaube, mehr möchte ich gar nicht wissen.«
    »Aber du könntest das auch alles haben, bis auf das mit dem Kochen vielleicht, wenn du als gleichberechtigte Direktorin mit in die Firma einsteigen würdest. Dann könntest du auch dafür sorgen, dass ich nie mehr auf Abwege gerate. Du hättest mich – deinen besten Freund –, eine abwechslungsreiche Tätigkeit, und, so Gott will, vielleicht sogar ein geregeltes Einkommen.«
    Sie seufzte. »Ich bin noch nicht soweit, Max. Aber ich werde die Geschichte mit dem Krankenhaus überprüfen und herausfinden, ob etwas dahintersteckt, während du Brakman auf den Zahn fühlst. Und das mit dieser Nutte …«
    »Sie heißt Tiffany.«
    »Aha. Na, tschüs dann.« Sie griff nach ihrer Tasche. »Ich streue die Information über deinen Dürer in den Kunsthandelskreisen aus und gucke auch mal bei den Hehlern nach.« Ihr Blick wurde weicher. »Hör mal, wenn sie nicht crackabhängig ist, geht es ihr vielleicht gar nicht so schlecht, wie es letzte Nacht ausgesehen hat. Außerdem müsste sie in diesem Fall auch leichter zu finden sein.« Sie schaute mich tröstend an. »Ich tue mein Bestes, und du erledigst den Rest, okay?«
    Drogenabhängige Prostituierte waren ziemlich unberechenbar, aber ich wusste, dass die meisten von ihnen an einem mehr oder weniger festen Standort auf den Strich gingen und nicht weit davon entfernt ihre Dienste verrichteten. Möglicherweise arbeitete Tiffany allein, trieb sich auf gut Glück in der Stadt herum, ließ sich von Freiern auflesen und bediente sie in der nächstbesten ruhigen Ecke. Doch Bart meinte, so verhielten sich eher Crackhuren.
    Der offizielle Straßenstrich am Theemsweg kam natürlich kaum in Frage, es sei denn, der Freier wäre mit Tiffany durch die halbe Stadt gefahren, bevor er sie in unserer Straße aus dem Auto warf. Das hielt ich aber nicht für wahrscheinlich.
    In meiner näheren Umgebung kam als günstiger Arbeitsplatz besonders eine bestimmte Querstraße in Frage, die in unsere mündete. Dort standen nur auf einer Seite Häuser, auf der anderen verlief der von Bäumen und einem Rasenstreifen gesäumte Kanal, an dem man überall parken konnte.

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