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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Handgelenk befestigt war, mit einer lächerlich keuschen Gebärde auf ihre Oberschenkel. »Wenn ich’s dir auch noch besorgen soll, kostet’s das Doppelte«, sagte sie.
    Ich sah, dass sie unruhig wurde, als ich, ohne ihr zu antworten, losfuhr. Ein paar Minuten später hielt ich an einer ruhigen Stelle am Lozingskanaal an.
    »Was soll das?«, fragte sie nervös, als ich den Motor ausschaltete.
    »Wie heißt du?«, wiederholte ich.
    »Madonna.«
    »Okay, Madonna. Ich bin auf der Suche nach einer Kollegin von dir.« Ich raschelte mit dem zusammengefalteten Geldschein in meiner Hand, die auf dem Steuer lag. »Sie heißt Tif, oder Tiffany.«
    Madonna schwieg, aber ich bemerkte eine leichte Veränderung in ihrem Gesichtsausdruck.
    »Sie arbeitet an derselben Stelle wie du«, fuhr ich fort. »Du kannst mir nicht erzählen, dass ihr euch nicht kennt.«
    »Was willst du von Tif? Ich bin besser.«
    »Darum geht es nicht«, erklärte ich geduldig.
    »Hat die vielleicht Honig am Arsch?«
    »Wieso?«
    »Weil du heute schon der Zweite bist, der nach ihr fragt.«
    »Wer war denn der andere?«
    »Ein Straßendealer.« Sie sah, dass ich die Stirn runzelte. »Einer, der dealt, um sich selbst Stoff besorgen zu können.«
    »Ich weiß, was ein Straßendealer ist. Was wollte er von Tif?«
    »Er hat sie im Auftrag von jemand anderem gesucht. Jemand, der bereit war, ’ne Menge Kohle dafür abzudrücken. Was willst du denn von ihr?« Sie schnitt ein Gesicht und sah aus wie ein alter Clown. »Hat sie dir vielleicht was geklaut?«
    »Wieso, ist sie gut darin?«
    Sie schnaufte und es klang irgendwie neidisch. »Tif mit den flinken Fingern.«
    »Wo verkauft sie ihre Beute? Hat sie einen Stammhehler?«
    Madonna richtete den Blick in die Ferne.
    »Schon gut«, sagte ich beschwichtigend. »Seit wann arbeitet ihr hier?«
    »Tif ist nur abends da.«
    Ich dachte nach. »Woher wusste dieser Straßendealer, wo ihr steht?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich kam einfach nicht weiter. »Wo wohnt Tif?«
    Sie schaute den Geldschein an. Ich gab ihn ihr. Sie steckte ihn zu dem anderen in ihre Tasche, die sie mit zwei Fingern einen Spalt öffnete und sofort wieder schloss. »Weiß ich nicht«, sagte sie dann.
    »Jetzt komm schon, Madonna.«
    »Sie hat ein Hausboot, ich weiß aber nicht, wo. Frag mal Patty oder Fleur, die hängen mit ihr rum. Dann müsstest du aber heute Abend noch mal wiederkommen.«
    »Wie sehen die beiden aus?«
    Sie schaute mich mitleidig an.
    »Ich werde euch nicht belästigen, und die Polizei hat nichts mit dieser Sache zu tun«, beteuerte ich. »Ich will noch nicht mal dem Hehler zu nahe treten, ich möchte nur etwas zurückkaufen, das ist alles.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich gehöre nicht zu dieser Clique. Die haben ihren eigenen Hehler.«
    »Zu welcher Clique gehörst du nicht?«, fragte ich.
    »Zu der von Tiffany.«
    Steven Brakman war ein Rentner um die siebzig, mit leb haften blauen Augen, einem viereckigen, leicht geröteten Gesicht, dichten, grauen Augenbrauen und einer Glatze. Sein Aussehen passte zu seinem früheren Beruf: Er war Sergeant bei der Armee gewesen, bevor er mit fünfzig eine halbe Million in der staatlichen Lotterie gewann. Neben ihm wirkte seine Frau wie eine schreckhafte Vo gelscheuche, die wenig zu melden hatte.
    »Aber Steven«, wandte sie vorsichtig ein, »wenn die Polizei doch auch glaubt …«
    »Ich bezahle Meneer Winter dafür, dass er selber denkt«, entgegnete Brakman. »Es war kein Unfall.« Dabei blickte er mich an, als wünschte er, ich würde ihm widersprechen.
    »Ich wollte Ihnen ja nur mitteilen, zu welchen Ermitt lungsergebnissen die Polizei gekommen ist.« Bettekoos Idee behielt ich zunächst noch für mich, um CyberNel nicht in die Quere zu kommen. »Wir haben das Alibi Ihres Neffen ebenfalls überprüft. Er hat zwar ein Vorstra fenregister, aber …«
    »Er ist nicht mein Neffe!«, blaffte der Sergeant. »Er ist der Enkel eines Bruders von Gerbens verstorbener Frau.
    Das ist eine ganze Familie von lauter Taugenichtsen. Mir war von Anfang an schleierhaft, was Gerben an diesem Weibsbild gefunden hat.«
    »Gott sei ihrer Seele gnädig«, flüsterte die Vogelscheu che. »Möchten Sie vielleicht ein Tässchen Tee?«
    »Nein, vielen Dank, Mevrouw«, antwortete ich höflich. Das Wohnzimmer mit dem schwarzen Ledersofa, den blank polierten Büfetts, dem eingerahmten Lottoschein und den gerahmten Fotos vom Sergeanten auf Panzerübung in der Leusderheide fing an, mir auf die Nerven zu gehen.
    »Ich möchte

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