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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Wäscheschrank, und als sie begann, sie aufzuziehen, half er ihr.
    Dela lächelte überrascht, als sie die Laken glatt zogen. Es wirkte seltsam intim, zusammen das Bett zu machen, und ihr kam der Gedanke, dass sie das auch jeden Tag genießen konnte... Einen Vorwand zu finden, die Laken zu zerwühlen, und sie dann abzuziehen und mit Haris Hilfe das Bett wieder neu zu beziehen.
    Sie arbeiteten schweigend, bis das Bett frisch gemacht war und auf einen warmen Körper wartete. Hari knöpfte Delas Jeans auf und schob sie über ihre Hüfte nach unten. Dann zog er ihr die Bluse über den Kopf.
    Schließlich stand sie nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet vor ihm. Hari küsste ihre Stirn, ihre Wangen, ihren Mund. Sie roch den Wald auf seiner Haut.
    »Schlaf«, flüsterte er und streichelte sie, bis sie sich unter den Decken ausstreckte. Dann zog er sie bis zu ihrem Kinn hoch und hüllte sie darin ein. »Ich werde auf dich aufpassen.«
    »Ich liebe dich.« Sie hielt seine Hand fest. Sie musste diese Worte einfach laut aussprechen, musste es ihm sagen, jeden Tag, für den Rest ihres Lebens. Ihre Beziehung war so merkwürdig. Neu und erfüllend und wild. Sie hatte Angst, ihn aus den Augen zu lassen. Er war magisch - und würde sich vielleicht in einen Traum verwandeln.
    Hari lächelte, seine goldenen Augen glühten einmal kurz auf. »Ich liebe dich auch, Delilah. Und jetzt schlaf.«
    Das tat sie.
    *
    Artur stand im Wohnzimmer, als Hari Delas Schlafzimmertür leise hinter sich schloss. Die beiden Männer betrachteten sich schweigend, zwei Jäger unter sich.
    »Du bist ein sehr gefährlicher Mann«, sagte Artur gelassen.
    »Ja«, stimmte Hari ihm zu. »Aber du auch.«
    Artur lächelte, obwohl seine dunklen Augen kühl und abschätzend blieben. »Vielleicht, aber auf eine ganz andere Art. Unsere Leben waren nicht einfach, Hari, obwohl ich glaube, dass ich das bessere Ende erwischt habe.«
    Hari lehnte sich an die Wand. »Was hast du gesehen, als du mich berührtest?«
    »Genug. Ich sehe immer mehr, als mir lieb ist.« Artur hob seine behandschuhten Hände. »Deshalb schütze ich mich.«
    »Musst du dich vor allem schützen?«
    »Vor so viel, dass es mir wie alles vorkommt. Aber ich bin daran gewöhnt, und meine Gabe hat mir schon öfter das Leben gerettet, als ich zählen kann.« Artur hob eine Braue. »Ich habe dich getestet, als ich dir die Hand schüttelte. Das mache ich immer, um die Sicherheit meiner Freunde und meine eigene zu gewährleisten. Dela hat einen guten Instinkt für Menschen, aber ich bin immer vorsichtig.«
    »Als ich so viele von Delilahs Freunden versammelt sah, habe ich eine Art Prüfung erwartet. Ich hätte dasselbe getan.« »Gut.« Artur reckte sich, und Hari fühlte sich an einen Wolf erinnert, einen schlanken, ruhigen Wolf. »Ich will nicht so tun, als könnte ich dein Leben verstehen, Hari. Es ist zu viel und viel zu schmerzhaft. Außerdem muss ich meine eigenen Schatten im Zaum halten, auch ohne zu versuchen, deine zu erfassen.«
    »Mein Leben wünsche ich niemandem.«
    »Das sagst du, aber die Vergangenheit versteht es, uns im Schlaf zu umkreisen.«
    »Du klingst wie ein Mann, der weiß, wovon er redet.«
    »Und als ein solcher Mann sage ich dir eines: Erlaube deiner Vergangenheit nicht, Dela wehzutun. Frauen wie sie sind immer diejenigen, die für unsere Verfehlungen zahlen müssen.«
    »Wer hat für deine gezahlt?« Hari erkannte die Bresche in Arturs Fassade.
    Für einen Moment glaubte er, er wäre zu weit gegangen. Er roch Arturs Schmerz, eine alte Qual. Als der Russe schwieg, nickte Hari.
    »Es ist deine eigene Geschichte. Verzeih, dass ich gefragt habe.«
    »Du hattest das Recht dazu«, räumte Artur widerwillig ein. »Ich habe dir die Worte förmlich in den Mund gelegt. Es ist ein alter Schmerz, Hari. Du hast deinen eigenen. Wir lernen, damit zu leben. Die Alternative ist ein gebrochenes Leben.«
    »Und ein gebrochenes Herz?«
    Artur legte den Kopf in den Nacken und lachte leise. »Nun sieh uns an! Da stehen wir hier und diskutieren über das Leben und die Liebe. Das ist doch einfach lächerlich. Ich habe nichts weiter dazu zu sagen, Hari. Und ich muss schlafen.«
    »Natürlich«, erwiderte Hari. »Schlafe.«
    Artur warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, nickte jedoch.
    Dann verschwand er im letzten Gästezimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Hari schüttelte den Kopf. Artur erinnerte ihn an einen entfernten Cousin: Das war ein ruhiger, zurückhaltender Mann, dem es immer gelang, seine

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