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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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die ihr Colette reichte.
    Colette musterte sie prüfend. „Der besondere Blickfang fehlt noch.“ Sie kaute nachdenklich auf ihrer Wangeninnenseite herum. Ihre Miene erhellte sich, und sie kehrte mit dem Stoffgürtel von Annas blassgelbem Abendkleid zurück. Sie schlang das Band um Annas Haar, besah sich das Ergebnis aus einigen Schritten Entfernung und nickte wohlwollend. Anna sah in den Spiegel und musste Colette beipflichten.
    „Vielen Dank, Colette.“
    Die Zofe strahlte. Offenbar kam es nicht allzu oft vor, dass sie gelobt wurde. Sie knickste und verließ Anna.
    Eine Weile trödelte Anna herum. Dann trat sie an das Fenster und sah auf die Rasenfläche hinaus. Die Dienstboten hatten einen Tisch und Stühle hinausgetragen und das Teeservice aufgelegt. Auf einem kleinen Servierwagen türmten sich Sandwiches, Gebäck und eine Torte. Lady Winchester und eine weitere Frau, vermutlich die Viscountess Sheldon, schlenderten durch die Blumenrabatten am Ende der Rasenfläche. Wegen der Entfernung konnte Anna nur erkennen, dass die andere Dame einen Hut und ein dunkles Kleid trug.
    Von Christopher war weit und breit nichts zu sehen.
    Anna entschied, schnell hinunterzugehen und sich den Ladys anzuschließen. In deren Gegenwart wagte Christopher sicher nicht, ihr zu nahe zu treten.
     
    Sie hatte gerade das Ende der Treppe erreicht, als Christopher sie erwischte. Seine Stimme kam aus einem dunklen Gang, und Anna erschrak, als er so plötzlich auftauchte.
    „Anna, meine Liebe, ich vermisste dich bereits.“
    Anna presste ihre Lippen aufeinander. Er hatte sich ebenfalls frisch gemacht, trug Hemd, Weste und Culotte und hatte auf einen Frack oder ein Jackett verzichtet. Er wirkte entspannt und gefährlich attraktiv.
    „Du nimmst mir doch meinen Besuch bei dir nicht immer noch übel?“ Er reichte ihr den Arm, und Anna starrte darauf wie auf ein ekliges Insekt. Dass er so offensichtlich keinen Fehler bei sich sah, machte Anna wütend.
    „Hast du überhaupt eine Ahnung, was dein Vorschlag für Folgen hätte?“
    Er blickte sie freundlich an, sodass es für jeden Beobachter wirken musste, als sei Anna eine keifende Xanthippe, während Christopher der arme, geduldige Gentleman war. Er hob ihre Hand an seine Lippen, und Anna fühlte sich so überrumpelt, dass sie es geschehen ließ.
    „Tigerlilie, ich sehe grundsätzlich nur die Vorteile eines Geschäfts. Deshalb bin ich so erfolgreich.“ Sein warmer Atem strich über ihre Haut. Er drehte ihre Hand und liebkoste ihr Handgelenk. Dort, wo die Haut am dünnsten war.
    Tigerlilie? Glaubte er, sie kannte die Bedeutung von Tigerlilien nicht? Er hielt sie für stolz? Dieser unverschämte Mensch!
    „Du riechst gut“, erklärte er und brachte sie damit vollkommen aus dem Konzept.
    Anna entriss ihm ihre Hand, rieb sich ihr Gelenk und funkelte ihn zornig an. Ungerührt nahm er ihren Arm und führte sie hinaus, was Anna nur deshalb zuließ, weil man nie wissen konnte, wo sich Dienstboten aufhielten und alles beobachteten.
    „Ich importiere aus Indien unter anderem duftende Essenzen, die die Devadasis benutzen. Ich denke, die Düfte würden deinem Wesen ebenfalls schmeicheln“, plauderte Christopher.
    Annas Arm spannte sich an, und die Verkrampfung wanderte ihre Schulter hinauf. Um sich abzulenken, ging sie auf die Konversation ein. „Was sind Devadasis?“
    „Priesterinnen der Liebe“, hauchte Christopher ihr ins Ohr. Als er sich so vorbeugte, berührte eine seiner Haarsträhnen ihren Hals. Das und der exotische Geruch seines Rasierwassers riefen wohlige Schauer bei Anna hervor. Frustriert bemerkte sie die betrügerischen Reaktionen ihres Körpers auf Christopher. Offenbar hatte er seine Anziehungskraft auf Anna nicht eingebüßt.
    „Priesterinnen?“, krächzte Anna.
    „Ja, man findet auch in Afrika und im Orient Kultur und Bildung.“
    Sein Tonfall brachte Anna dazu, ihn anzusehen. „Behauptet jemand etwas anderes?“
    Christophers Miene erhellte sich. „Du teilst also die Ansicht nicht, dass nur Großbritannien Kultur besitzt?“
    „Wieso sollte ich das? Ich war noch nie außerhalb Englands. Mein Stiefvater sagte stets, um sich eine Meinung zu bilden, muss man erst einmal Feldforschung betrieben haben.“ Dankbar griff Anna den Themenwechsel auf. Ihr Körper schien sich wieder zu beruhigen. Wenigstens tobte in ihrem Unterleib nicht länger ein Inferno.
    Christopher lachte spöttisch. „Hat er das gesagt, ja? Klingt nicht nach dem Ernest, den ich kannte.“
    „Meine Mutter

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