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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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bedeutet, dass ich zu sehr Gentleman bin, um zuzulassen, dass Ihr Eure Gesundheit ruiniert.“
    Marie mischte sich ein. „Ihr seid zu gütig, Mylord.“
    Er lächelte die alte Frau an und gab ihr einen Handkuss, als wäre sie eine Ebenbürtige auf einer Teeparty.
    „Erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Mistress Marie.“
    Ein Strahlen überzog das faltige Gesicht der Buckligen. „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
    „Lucas St. Clare, Earl of Pembroke.“
    Marie blinzelte überrascht, zeigte ansonsten jedoch keine Reaktionen. Sie deutete auf das Dorf. „Wir müssen dorthin. Ich wohne in einer Kate am Ortsrand.“
    Sie wandte sich um und wollte ihren Weg fortsetzen, doch Lucas hielt sie zurück.
    „Erweist Ihr mir die Ehre, auf dem Rücken meines Pferdes nach Hause zurückzukehren?“
    „Ich weiß nicht …“ Marie zögerte und sah das Vollblut zweifelnd an.
    Schließlich setzten die drei ihren Weg fort. Marie war mit Lord Lucas‘ Hilfe auf das Reitpferd geklettert und saß mit in der Mähne des Tieres vergrabenen Fäusten und sichtlich nervös dort oben, während Anna und Lucas einträchtig nebeneinander hermarschierten.
    Schließlich erreichten sie das Heim von Marie, eine schäbige Hütte. Anna unterdrückte ihr Mitleid und setzte ein munteres Gesicht auf, als Lucas Marie vom Pferd half. Ihren Versuch, den Korb an sich zu nehmen, wehrte er ab. Stattdessen brachte er Marie dazu, ihm zu sagen, wo sie das Holz aufbewahrte, um das Brennholz aufzuräumen. Anna half ihr unterdessen in der Hütte. Auch das hatte Marie anfangs abwehren wollen.
    Zum ersten Mal betrat Anna die Behausung eines Menschen, der um so vieles ärmer war als selbst die Waisenkinder, die Anna unterstützte. Sie ließ sich ihr Entsetzen nicht anmerken und setzte Wasser auf dem winzigen Kohleöfchen auf.
    Sie zwang Marie auf einen alten Hocker, der an einem robusten, aber einfachen Tisch stand. In der Ecke befand sich ein Bettlager, auf dem statt richtigem Bettzeug ein Strohsack und eine Reihe zerschlissener Decken lagen.
    Anna durchforstete das Regalbrett über dem Ofen nach Teeblättern und kam sich gleich darauf sehr dumm vor. Sie wusste doch, wie teuer der Schwarztee war, der aus China importiert wurde. Also begann sie nach etwas Ähnlichem zu suchen und wurde in Form vom nach Minze duftendem getrockneten Kraut fündig.
    Sie deutete auf die alte, zerschrammte Blechdose. „Ist das Pfefferminz?“
    Marie nickte. „Wächst hinter dem Haus. Üppig und unzerstörbar wie Unkraut.“ Sie legte ihren Kopf schief und betrachtete Anna aufmerksam. „Ihr erinnert mich ein bisschen an die Minze. Nach außen versucht Ihr, wie eine dieser Zuchtrosen zu sein, die die hohen Herrschaften so lieben; gezähmt und gestutzt und charakterlos. Aber in Wahrheit seid Ihr ungezähmt und robust. Keiner, der Euch nahekommt, Mylady, wird Euch jemals wieder vergessen.“
    Anna lächelte verlegen und wandte sich der Kräuterdose zu. „Die Pfefferminze riecht wunderbar!“
    Sie warf eine Handvoll in den Wasserkessel und stellte drei alte, abgenutzte Tassen auf den Tisch.
    „Lebt Ihr allein?“ Die Frage war überflüssig, in der Hütte gab es keinerlei Anzeichen für weitere Bewohner. „Habt Ihr jemanden, der gelegentlich nach Euch schaut?“
    Marie schüttelte den Kopf. „Ich lebe zurückgezogen. Ich habe mich immer gut um mich selbst kümmern können.“
    Lucas trat ein. Seine Miene war stoisch, eine einzelne blonde Locke fiel ihm in die Stirn. Anna deutete stumm auf einen wackligen Hocker, und er ließ sich darauf nieder.
    Anna schenkte ihnen allen Pfefferminztee ein und plauderte unbekümmert mit Marie. Sie fühlte die Blicke von Lucas auf sich ruhen und hatte Mühe, nicht unruhig auf ihrem Stuhl herumzurutschen.
     
    „Ihr habt ein gutes Herz, Miss Anna“, begann Lucas, als sie später einträchtig die Auffahrt zum Anwesen der Winchesters hinaufgingen.
    „Wie gelangt Ihr zu der Erkenntnis, Lord Lucas?“ In Anna stieg ein warmes Gefühl hoch. Natürlich war sie für Komplimente empfänglich. Wie jeder normale Mensch.
    „Ihr habt Euch der verkrüppelten Alten angenommen. Nicht viele Damen des ton wären so weit gegangen, der Frau den Korb abzunehmen.“
    „Es war das einzig Richtige. Das Einzige, was ich in diesem Moment tun konnte“, entgegnete Anna schlicht.
    Lucas hielt inne, und sie tat es ihm gleich. Anna sah ihn an. Sein Blick musterte sie voller Ehrfurcht. „Ist Euch bewusst, wie besonders Ihr seid, Miss Anna?“
    In seinen grauen Augen

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