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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Der Rest der Gäste wagte nur einen kurzen Blick, um sich dann wieder ihren Vergnügungen hinzugeben.
    Christopher legte seine freie Hand auf Annas Unterarm und tätschelte sie beruhigend.
    „Vergiss nicht, fordere auch einige Damen des Hochadels zum Tanz auf“, sagte Anna.
    „Was kümmern mich die anderen? Du bist meine Frau, ich werde dich so oft zum Tanz holen, wie es mir beliebt. Die anderen Damen sollen mit ihren eigenen Männern tanzen.“
    Anna warf ihm einen tadelnden Blick zu. „Denk an die Etikette!“
    „Zum Teufel damit!“
    „Kit!“
    Er hob ihre Hand an seine Lippen und lachte.
    Anna sah aus den Augenwinkeln, dass die Damen, die sie zuvor noch so kritisch beäugt hatten, wohlwollend zu ihnen herüberblickten.
    Aus der Menge schälte sich eine junge pausbackige Frau in einem grünen Ballkleid. Ihre silberne Stola lag elegant auf ihren Ellenbogen.
    „Sophie!“ Anna machte sich von Christopher los und reichte ihrer Freundin beide Hände.
    „Anna!“ Lächelnd ergriff Sophie Annas Hände. „Du siehst hinreißend aus!“
    Ihr Blick glitt über Annas rubinrotes Satinkleid. Sie hatte das Kleid nur auf Christophers Wunsch hin angezogen, unsicher, ob die Farbe sich nicht mit ihrem Haar beißen würde. Dass es Sophies Zustimmung fand, gab Anna ihre Selbstsicherheit zurück.
    „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“
    „Und ich stimme Anna zu.“ Christopher trat neben die Frauen, und Sophie begrüßte ihn mit einem Knicks. „Lord Munthorpe.“
    „Bitte nennt mich Christopher, Anna ist immerhin Eure beste Freundin!“
    Sophie lächelte. „Dann müsst Ihr mich Sophie nennen!“, erwiderte sie.
    Anna wandte sich an Christopher. „Wolltest du nicht ein paar alte Bekannte begrüßen gehen?“
    Christopher nahm Annas Arm und hakte ihn bei sich ein. „Wie könnte ich zwei so hinreißende Damen sich selbst überlassen?“
    „Indem du Fuß vor Fuß setzt und dich in die andere Richtung bewegst?“
    Christopher lachte. „Sie ist ein richtiger Kobold“, sagte er zu Sophie.
    Die zierliche Brünette strahlte. „Ich wusste, dass eines Tages ein Mann erkennen würde, wie wundervoll Anna ist!“
    Anna spürte Verlegenheit in sich aufsteigen. „Sophie!“
    „Was wahr ist, muss wahr bleiben!“, erklärte Sophie. Sie beugte sich ein wenig vor. „Hast du die Sache mit dem ältesten Sohn des Dukes of Canterbury gehört?“
    Anna runzelte die Stirn. „Nein, was ist mit Lord Tenwhestle?“
    Sophie rückte näher. „Laudanumsüchtig, so erzählt man sich.“
    „Ernsthaft? Bist du sicher?“
    Sophie zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn seit Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Es heißt, er habe den Verstand verloren.“
    Ein Schauer rieselte über Annas Rücken. Sie mochte den jungen Lord gut leiden, hatte aber schon lange das Gefühl gehabt, dass seine geistige Verfassung nicht die robusteste war.
    „Wie furchtbar! Wie konnte das nur geschehen?“ Am Rande nahm sie wahr, wie Christopher sich versteifte.
    „Ach Anna, du weißt doch, dass man uns Frauen Derartiges nicht berichtet! Bertram erzählte mir nur, dass Tenwhestle nach seiner Grand Tour in üble Gesellschaft geriet.“
    „Dürfte ich die Damen allein lassen? Mir ist ein alter Freund aufgefallen. Ich möchte mit ihm ein paar Worte wechseln.“ Christopher berührte Annas Arm vertraulich.
    „Ja, geh nur.“ Anna wedelte ungeduldig mit der Hand.
    Christopher wandte sich um und verschwand die Stufen zum Ausgang.
    Anna beobachtete ihn stirnrunzelnd. Wo ging er hin? Die Aussage, einen Bekannten sprechen zu wollen, war kaum die Umschreibung dafür, die Toilette aufzusuchen oder eine Zigarre schmauchen zu wollen.
    Sie entschied, Christophers Benehmen zu vergessen und sich mit Sophie zu unterhalten.
     
    Als Christopher zurückkehrte, hatten die Matronen den Tanz eröffnet. Er entführte Anna aus dem Kreis der Damen, mit denen sie plauderte, und brachte sie auf die Tanzfläche.
    „Du musst das nicht tun“, erklärte sie ihm, als er sich mit ihr drehte.
    „Wenn dem so wäre, täte ich es auch nicht.“
    Anna seufzte, war aber gezwungen zu warten, weil ein Partnerwechsel sie hinderte, auf Christophers Bemerkung zu antworten.
    „Warum bist du gegen alle Konventionen?“
    „Konventionen sind das Schwarzpulver für Dummheit und Arroganz.“
    „Ach? Und die Gesellschaft ist dann wohl die dazugehörige Kanone?“
    Erneut trennte sie eine Figur des Tanzes.
    „Ich weiß nicht, warum ich mich auf dich eingelassen habe!“
    Christopher lächelte

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