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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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freundlich. „Weil meine Argumente besser waren als deine?“, schlug er vor.
    Anna zog es vor, ihm keine Antwort zu geben, schon weil die Wände Ohren hatten. Statt dessen erwiderte sie sein Lächeln und ließ sich am Ende des Stückes an den Rand der Tanzfläche führen.
    „Hast du jemandem den nächsten Tanz versprochen?“
    „Nein.“
    „Hervorragend!“ Er packte sie und zog sie zurück in die Mitte der Tanzfläche.
    „Was soll das? Das gehört sich nicht!“
    Er trieb das Spiel auf die Spitze und küsste ihre Hand. „Es ist Zeit, dass die prüde Miss Anna in der Öffentlichkeit als Lady Munthorpe wahrgenommen wird.“
    „Ich bin nicht prüde!“
    „Ich weiß das!“, entgegnete Christopher provozierend.
    Unmut stieg in Anna hoch. „Ging es dir nicht darum, eine Frau an der Seite zu haben, deren Umgangsformen und Leumund makellos sind?“
    Ein feines Lächeln lag auf seinen Mundwinkeln. „Meine Liebe, selbst dein skandalösestes Benehmen lässt dich immer noch als Dame mit bester Erziehung wirken.“
    Anna unterließ es, ihm zum wiederholten Male zu erklären, wie schockierend ihre Scharade war.
    Sie seufzte. „Man wird über uns tuscheln. Es ist nicht üblich, seine Zuneigung so zur Schau zu stellen!“
    „Du gehörst mir“, erklärte Christopher hochmütig.
    „Ich gehöre nur mir!“ Sie wollte sich losmachen, doch Christopher hielt sie fest.
    „Denk daran, man beobachtet uns. Wenn du von der Tanzfläche stürmst, werden wir über Tage das Thema des ton sein.
    Anna versuchte sich an einem breiten Lächeln, doch es lag auf ihrem Gesicht wie das Zähnefletschen eines wilden Hundes.
    „Ein bisschen freundlicher, meine Liebe, du machst mir Angst!“
    Anna starrte in Christophers Miene. Da war kein Anzeichen von Unbehagen, geschweige denn Angst. Sein Mund näherte sich ihrem Ohr.
    „Du darfst mir gerne heute Nacht beweisen, wie wütend du auf mich bist.“ Seine Stimme, rau und verheißungsvoll, ließ Anna einen erotischen Schauer über den Rücken laufen.
    Sie schluckte, kämpfte gegen das Beben ihrer Glieder an, gegen die Schmetterlinge in ihrem Bauch, die sein Blick aufscheuchte, und lachte leise.
     
    Christopher betrachtete Anna mit einer Mischung aus Verwirrung und Wärme. Sie hatte ihren Kopf leicht in den Nacken gelegt und gab ein perlendes Lachen von sich, als hätte er eine Bemerkung gemacht, die ihr gefiel. Sie klopfte ihm spielerisch auf die Schulter und lächelte, während er sie auf der Tanzfläche herumwirbelte.
    „Morgen wird ganz London davon reden, wie verliebt wir seien“, erklärte sie ihm.
    Sie mochte nur widerwillig seine Gemahlin spielen, doch sie verstand es, zu denken und zu handeln wie eine Strategin.
    Sie schmiegte sich an ihn, soweit es die Etikette zuließ, und zu seiner Achtung für sie gesellte sich ein Gefühl vollkommen anderer Art. Sein Herz pochte schneller. Er beherrschte normalerweise seine Emotionen und seinen Geist. Dass sich eines von beiden verselbstständigte, war nicht geplant.
    Er rang die Gedanken nieder. Es lag am Tanzen. Die Musik, die Berührungen, die Gerüche. Genau aus diesen Gründen tanzte er für gewöhnlich nicht. Tanz besaß eine eigene erotische Magie. Er verwirrte den Verstand und berauschte die Sinne.
    Die Musik verstummte, und Christopher führte Anna von der Tanzfläche.
    „Soll ich uns etwas Punsch holen?“, erkundigte er sich.
    Anna nickte. „Ja, bitte.“ Sie deutete auf eine der Sitzgelegenheiten zwischen mannshohen Palmen. „Ich werde dort auf dich warten.“
    Anna ordnete ihre Röcke, ehe sie sich auf die Bank setzte, die förmlich in den Grünpflanzen verschwand. Ein lauschiges Plätzchen inmitten einer Gesellschaft, wie geschaffen für sie. Hier konnte sie sitzen und die anderen Gäste beobachten, während sie selbst unsichtbar blieb.
    „Marisa, habt Ihr die beiden gesehen? Sie sind bis über beide Ohren verliebt!“, sagte eine Frauenstimme.
    Vor den Pflanzen postierten sich zwei Damen. Eine der beiden, eine zierliche Frau in einem pastellfarbenen Kleid, wandte Anna den Rücken zu.
    „Wo die Liebe hinfällt“, erwiderte die grazile Dame. „Bei den beiden bewahrheitet sich wieder einmal, dass sich Gegensätze anziehen.“
    Die Marisa genannte Frau seufzte verträumt. „Hast du die Blicke gesehen, die Lord Munthorpe seiner Gattin zugeworfen hat? Einem Mann, der mich so ansieht, würde ich alles verzeihen!“
    Amüsiert lehnte Anna sich zurück. Ein Glas wurde ihr gereicht.
    „Dein Punsch.“
    „Danke.“
    Christopher

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