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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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er beabsichtigt hatte.
    Anna starrte ihn verwirrt an.
    „Und ich verbiete dir, Opiumtinktur in dieses Haus zu bringen! Ich weiß, ihr Briten seid ganz verrückt nach dieser Medizin, aber ich versichere dir, das Zeug ist pures Gift. Denk nur an deinen Freund Lord Tinwhistle.“
    „Tenwhestle“, verbesserte ihn Anna.
    Christopher schwieg. Die hämmernden Kopfschmerzen schienen als beständiges Tröpfeln aus seinem Schädel zu schwinden. Er atmete erleichtert aus.
    „Ich hasse Opium. Ich habe in China zu oft erlebt, was dieses Teufelszeug aus anständigen Männern macht und wie es ganze Großfamilien ins Unglück stürzt“, erklärte Christopher.
    „Tut mir leid, das wusste ich nicht. Ich kenne Laudanum nur als hilfreiche Medizin.“
    „Mag sein, aber ich ziehe Long Tians Nadeln vor.“
     
    Anna nickte und betrachtete Christopher mit einer Mischung aus Entsetzen, Neugier und Erleichterung.
    Nachts hatte sie die Demütigung und die Wut über den Besuch der Straßendirnen im Haus verdrängt. Sie hatte an seiner Seite gesessen,  seine Stirn gekühlt und die Wunde gereinigt und verbunden. Sie hatte ihm Laudanum eingeflößt und sich ängstlich gefragt, was aus ihr würde, wenn er starb.
    Gespickt mit teuren silbernen Nadeln sah er aus wie ihr Nadelkissen. Doch davon abgesehen musste sie zugeben, dass ihm die Stiche nicht zu schaden schienen. Seine Gesichtsfarbe nahm einen gesunden Ton an, und seine Stirn glättete sich.
    „Dir scheint es besser zu gehen.“
    Christopher neigte seinen Kopf leicht. „Ja.“
    Anna rutschte auf die Sesselkante.
    „Können wir etwas besprechen?“
    „Etwas Wichtiges?“
    „Für mich schon“, erwiderte Anna.
    Christopher seufzte. „Wenn es sich nicht vermeiden lässt.“
    Hitze stieg in Annas Wangen. „Ich habe deinen Damenbesuch bemerkt.“
    Christopher sah sie unbewegt an. Sie spürte, dass er sich nicht äußern würde und redete hastig weiter. „Es steht dir frei dich zu … amüsieren. Ich bitte dich nur darum, dies nicht hier im Haus zu tun, solange unser … unser Arrangement besteht.“
    Er verschränkte seine Arme. „Ich denke nicht, dass es dich in irgendeiner Art und Weise belästigt, wenn ich Gäste einlade. Noch dazu Besuch, den du nicht zu Gesicht bekommst. Ich schlage dir vor: Schließ dich in deinem Zimmer ein, wenn ich … Damenbesuch habe und sprich nie wieder davon.“
    Anna fühlte sich, als habe er ihr ins Gesicht geschlagen. Ihr Pulsschlag hämmerte bis in ihren Wangenknochen, und das Blut rauschte in ihren Ohren.
    Sie sprang auf.
    „Du hast recht, es belästigt mich nicht. Ich glaube, es ist sogar von Vorteil. Befriedige du deine Lust an den Damen und halte dich von meinem Schlafgemach fern.“
    Anna stürmte hocherhobenen Kopfes zur Tür. Einen Wimpernschlag lang wartete sie, ob Christopher sie zurückhalten würde. Sie verließ sein Privatgemach.
     
    Beleidigt war Anna aus dem Schlafzimmer gerauscht. Kurz darauf schlug die Tür ihres Gemaches zu.
    Christopher fluchte. Ein bedauerlicher Zwischenfall! Anna hätte den Besuch der Straßendirnen nicht mitbekommen dürfen. Nicht jetzt, wo er seinem Ziel so nahe war! Tatsächlich war er für die bedauernswerten Geschöpfe eine Mischung aus Samariter und Teufel. Ihre Not machte es für ihn einfach, sie zu ködern. Diese stinkenden, kranken Kreaturen fraßen ihm förmlich aus der Hand, und jene, die ihn kannten, führten neue Frauen in seinen Dunstkreis. Bei seiner letzten Einladung hatte er endlich einen vielversprechenden Hinweis erhalten.
    Es tat ihm leid, dass Anna Zeugin des Besuches geworden war, doch all seine anderen Versuche, Informationen zu beschaffen und irgendetwas über Margret und sein Medaillon herauszufinden, waren fehlgeschlagen. Seine großzügigen Einladungen öffneten die Münder der Prostituierten zuverlässiger als es seine Geldbörse vermochte. Auf diese Weise hatte er herausfinden können, dass Margret als Prostituierte in irgendeinem Londoner Bordell gelandet war.
    Christopher schloss die Augen. Es war so lange her, er wollte schier nicht glauben, dass es wahr sein konnte. Beth, die Dirne aus Essex, schien der Schlüssel zu sein. Nur ein paar Wochen, und er wüsste, ob sie die Wahrheit gesagt hatte. Christopher zweifelte nicht daran, dass Anna Verständnis zeigen würde, weihte er sie ein, worum es ging. Andererseits verbot ihm seine männliche Eitelkeit, ihr davon zu erzählen. Ein erwachsener Mann, der an Sentimentalitäten hing. Wie jämmerlich!
    Ein schleifendes Geräusch und

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