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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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verstehen können, warum dir kein respektabler Mann den Hof machen wollte.“
    Anna zog es vor zu schweigen. Anständig und anständig waren völlig unterschiedliche Dinge, wie sie gelernt hatte.
    „Sag, ist Bertram zu sprechen?“
    „Bertram? Ich weiß nicht.“ Sophie runzelte die Stirn. „Gibt es ein Problem?“
    Anna zuckte mit den Schultern. Sophie war ihre älteste und treuste Freundin. Wenn sie ihr nicht vertrauen konnte, dann gab es niemanden auf der Welt.
    Sie legte ihre Hand an das Dekolleté. „Gestern wurde ich auf dem Fest mit einem schrecklichen Gerücht über Kit konfrontiert.“
    Sophie räusperte sich. „Aber es sind doch eine Menge Klatschgeschichten über ihn im Umlauf. Das hat dich nie gestört.“ Sie versuchte, dem Ganzen einen belanglosen Klang geben, doch Anna hörte die Besorgnis heraus.
    „Dieses Gerücht ist neu und … beunruhigend.“
    Dass Anna ein Gespräch zwischen Christopher und seinem Lagerhaus-Sekretär belauscht hatte, wollte sie Sophie nicht verraten.
    Sophie stellte ihre Teetasse auf den kleinen Tisch vor sich ab.
    „In diesem Fall wird Bertram sich die Zeit nehmen!“ Entschlossen erhob sich Sophie, und Anna tat es ihr nach.
    Sophie führte Anna in den Westflügel des Hauses. Ihre Absätze klackten auf den Holzdielen. Vor einer dunklen Tür blieb sie stehen und klopfte energisch an, ehe sie eintrat, ohne auf die Zustimmung zu warten.
    Bertram stand am offenen Fensterflügel und schrak sichtlich zusammen, als er Sophie erkannte. Er warf einen braunen Stumpen aus dem Fenster und drehte sich um.
    „Habe ich dich etwa beim Rauchen ertappt?“, fragte Sophie mit zusammengekniffenen Augen. Sie hob ihren Kopf und schnupperte. „Natürlich, und wieder dieses ekelhafte Kraut, das zu rauchen ich dir untersagt hatte!“
    Bertram, ein rundlicher, aber nicht unattraktiver Mittdreißiger, wurde rot. „Verflucht, Sophie, warum stürmst du hier herein wie eine feindliche Armee?“
    Er blinzelte nervös und bewies damit, dass seine harsche Antwort nicht ganz seinem Naturell entsprach. Bertram verschränkte seine Hände auf dem Rücken. Erst jetzt bemerkte er Anna und grüßte sie. „Anna, wie schön, Euch zu sehen.“ Seine Wangen glühten wie Kohlestückchen.
    Anna knickste. „Guten Tag, Bertram!“
    Sophie machte eine wedelnde Geste. „Ich werde dir noch einmal verzeihen!“ Huldvoll nickte sie ihrem Gatten zu, dem das Ganze sichtlich unangenehm war. „Aber nur unter einer Bedingung: Anna sind neue Gerüchte über Kit zu Ohren gekommen. Sie muss jede Einzelheit darüber wissen.“
    Bertram räusperte sich. „Ich denke nicht, dass diese Dinge für die zarten Gemüter der Damen geeignet sind.“
    „Unsinn!“, widersprach Sophie. „Du wirst Anna alles erzählen, was über ihren Gatten geplaudert wird.“
    Bertrams Blick wanderte zwischen Anna und Sophie hin und her. Schließlich deutete er seufzend auf die Ledercouch am Kamin. Er selbst setzte sich in den Ohrensessel. Er strich sich den Lockenschopf zurück, legte die Fingerspitzen aneinander und berührte mit den Daumen sein Kinn. Sein Kopf machte nachdenkliche Wippbewegungen, während er Anna und seine Gemahlin musterte.
    „Die Gerüchte um Kit“, begann er langsam und ließ seine Hände sinken.
    Anna nickte. „Bitte, Bertram, es lässt mir keine Ruhe. Ich muss wissen, was erzählt wird und ob etwas Wahres daran ist!“
    „Mit Tratsch ist es so eine Sache.“ Bertram zuckte mit den Achseln. „Im Grunde solltet Ihr Euren Gatten danach fragen. Nur er wird die Wahrheit kennen.“
    Anna runzelte die Stirn. „Entsprächen die Gerüchte der Wahrheit, so würde er doch nur alles leugnen.“
    Bertram seufzte und warf Sophie einen flüchtigen Blick zu, ehe er sich Anna zuwandte.
    „Seit Kurzem erzählt man sich, Lord Munthorpes Importhandel diene als Tarnung für Opiumhandel in großem Stil.“
    Annas Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, und Bertram sah sie entschuldigend an. „Ich für meinen Teil halte das Ganze für eine üble Verleumdung. Ich habe mich umgehört. Kits Geschäfte laufen hervorragend. Es gibt keine Veranlassung, sich mit etwas so zweifelhaftem wie Opiumhandel abzugeben. Andererseits“, schickte er hinterher, „gab es Männer, die aus weniger Gründen alles aufs Spiel setzten.“
    „Woraus könnte man denn schließen, dass Kit tatsächlich mit Opium handelt?“
    Bertram beugte sich vor. „Sein Lagerhaus befindet sich in einer, sagen wir einmal, unpassenden Gegend. Außerdem beschäftigt er eine Menge

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