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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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einen Posten in der Nähe ihrer Brieffreundin Jane. Der Gedanke munterte Anna auf.
    „Besorgst du mir bitte die Zeitung? Und haben wir Tee im Haus?“ Dank des großzügigen Nadelgelds, das ihr Christopher regelmäßig gegeben hatte und das sie noch nicht ausgegeben hatte, verfügte sie über ein kleines finanzielles Polster.
    Caítlín nickte. „Ich habe Euch Porridge gekocht. In der Vorratskammer stand noch Zucker, und der Milchmann müsste jeden Moment kommen.“
    „Wunderbar“, erklärte Anna.
    Caítlín griff nach der Türklinke, zögerte aber.
    „Miss Anna.“
    Sie blickte ihre Dienstbotin fragend an.
    „Werdet Ihr Euch wieder mit Lord Munthorpe versöhnen?“
    „Unter keinen Umständen!“, erklärte Anna brüsk, das Stechen in ihrem Herzen ignorierend. „Ich werde die Ehe für illegitim erklären lassen und Lord Munthorpe aus meiner Erinnerung streichen.“ Im selben Moment, als ihr die Worte entschlüpften, wusste sie, dass sie einen Mann wie Christopher niemals vergessen könnte. Die Sehnsucht und Trauer schnürten ihr die Luft ab.
    Sie machte eine Handbewegung, um Caítlín aus dem Zimmer zu scheuchen.
    Erst als Caítlín gegangen war, sank sie in sich zusammen. Sie setzte sich auf den Rand ihres Bettes und weinte.
     
    Anna hörte eine geflüsterte Unterhaltung in der Küche, als sie sich der Tür näherte. Doch als sie den Raum betrat, war Caítlín allein.
    Verwirrt blickte sie sich um. „Habe ich nicht eben Stimmen gehört, Caítlín?“
    Caítlín blinzelte und drehte sich zum Kohleherd um. „Stimmen, Miss Anna?“ Sie hantierte geschäftig mit den Töpfen herum. „Ihr müsst den Milchmann gehört haben.“
    Anna setzte sich an den Tisch, und Caítlín stellte ihr die Tasse Tee hin.
    „Ich habe bereits Zucker hineingegeben.“
    „Vielen Dank, Caítlín, du bist ein Engel!“
    Caítlín wurde blass. „Nein, Miss Anna, sagt so etwas nicht!“
    Anna runzelte die Stirn und trank einen großen Schluck. Caítlín hatte es gut gemeint und mehr Zucker hineingetan, als nötig gewesen wäre. Anna entschied, den Tee so schnell wie möglich zu trinken und die nächste Tasse nach ihrem Geschmack zu süßen.
    Sie leckte sich über die Lippen und nahm einen bitteren Geschmack wahr. „Sag, Caítlín, welchen Tee hast du verwendet? Er schmeckt ungewohnt.“
    Caítlín sah Anna nicht ins Gesicht. „Ich … vergebt mir, Miss Anna. Ich kenne Euch, und ich bin mir sicher, Lord Munthorpe hat nichts getan, was Euren Zorn verdient.“
    In Annas Ohren begann es zu rauschen. „Wovon redest du, Caítlín?“
    Das Rauschen verstärkte sich. Graue Schlieren tanzten vor ihrem Sichtfeld. Anna kämpfte dagegen an, doch sie konnte kaum die Augen offen halten. Ihr wurde schwindlig. Ähnlich wie damals im Cottage, als sie zu viel Whisky getrunken hatte. Sie hielt sich an der Tischplatte fest.
    „Um Himmels willen, Caítlín, was hast du getan?“ Es kostete sie enorme Mühe, die Worte zu artikulieren.
    „Ich will nur Euer Bestes, Miss Anna!“, weinte Caítlín.
    Sämtliche Kraft schwand aus Annas Gliedern, und sie fühlte nur noch, wie sie vom Stuhl rutschte.
     
    Als Anna zu sich kam, lag sie auf dem Rücken und glaubte, jemand schüttele sie heftig. Nach wenigen Sekunden verging das Gefühl.
    Sie gestattete sich ein leises Stöhnen und öffnete ihre Augen. Der Raum, in dem sie sich befand, war rundherum vertäfelt. Die Decke so niedrig, dass sie diese mit ausgestreckten Armen berühren konnte.
    Sie setzte sich auf und sah Bao, die an der Wand auf einem einfachen Stuhl saß. Ihre Miene war stoisch auf Anna gerichtet.
    „Bao, was tust du hier?“
    „Achtgeben auf Euch. Alles gut mit taitai ?“
    Annas Kopf fühlte sich immer noch an wie in Watte gepackt. Überhaupt war sie nicht in der Lage, klar zu denken oder zu reagieren. Alles wirkte wie in weiter Ferne. Sie wollte zornig sein, aber es gelang ihr nicht.
    „Was ist mit mir los?“
    „Medizin, die taitai genommen. Machen Gefühle wie gepolstert. Gut, wenn zu traurig oder zu wütend.“
    „Sag, wessen Idee war es, mich zu betäuben und in diesen Raum zu sperren?“ Anna war sich nicht sicher, aber sie glaubte zu lallen.
    Bao betrachtete Anna verständnislos. Also schwang Anna ihre Beine aus dem Bett und schwankte Richtung Tür. Ihre Beine fühlten sich wacklig.
    Die Chinesin war mit wenigen Schritten bei ihr und hielt sie am Arm fest. Anna starrte aus zusammengekniffenen Augen auf Baos Hand.
    „Wenn ich dir deine Hand nicht abbeißen soll, lässt du mich

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