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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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für alte Knochen. Er hat Pathologie-Kurse in San Diego und Los Angeles besucht. Er hält private Sprechstunden in seiner Klinik in Mexicali, aber er arbeitet auch für amerikanische Gerichte. Er ist Berater der Staatsanwaltschaft. Er ist klein und dick.«
    »Und sein Name?«
    »Saúl López Hidalgo. Ein guter Arzt und ein prima Kerl.«
    Jimmy pries unermüdlich die Vorzüge dieses Spezialisten für Röntgendiagnostik und Leichen.
    »Weiß er, worum es geht?«
    »Er weiß, dass es eine nicht offizielle Ermittlung ist und er den Mund halten muss. Er ist ein guter Kumpel. Einmal hat er Toño geholfen. Er hatte einen Schuss in die Schulter abbekommen. Hidalgo hat ihn operiert, ohne es den Behörden zu melden. Der hält dicht. Mach dir keine Gedanken.«
    Der Radiologe entpuppte sich als Mann mittleren Alters mit völlig ergrautem Haar, dem es in jeder Hinsicht gut zu gehen schien. Ein Profi-Golfspieler, dachte Morgado. Mit einem Bankkonto in den Vereinigten Staaten.
    »Ich habe die Klinik grundlegend umbauen lassen. Das Originalgebäude stammt aus den Siebzigerjahren. Die Architekten haben gute Arbeit geleistet. Was möchtet ihr trinken?«
    »Einen Kaffee bitte«, sagte Morgado.
    Der Arzt und der Biker sahen ihn mitleidig an, aber sie sagten nichts.
    »Und du, Jimmy?«
    »Ein Mexicali. Wenn du noch eins hast.«
    »Ich habe vergangene Woche in Yuma welches geholt. Keine Sorge.«
    »Mexicali-Bier? Das gibt es noch?«
    »Ja, Morgado«, erklärte ihm Jimmy. »Die Gringos haben das Patent und das Franchising gekauft und produzieren es im Mittleren Westen.«
    »Wie finden Sie das, Rechtsanwalt? Das Bier, auf das wir in Mexicali so stolz waren, müssen wir jetzt von der anderen Seite importieren.«
    Morgado dachte nach. »Ich würde gerne probieren, ob es wie das Original schmeckt.«
    Der Arzt gab ihm eine offene Flasche. »Probieren Sie und sagen Sie uns, ob es genauso schmeckt oder nicht.«
    Morgado nahm misstrauisch einen Schluck. Und dann einen weniger zögerlichen. Und dann einen ganz langen. Es war derselbe Geschmack, wie er ihn von vor dreißig Jahren in Erinnerung hatte. »Genau gleich«, sagte er schließlich. »Verdammte Gringos. Sie kopieren das Beste von uns und verkaufen es uns zum doppelten Preis.«
    »Möchten Sie den Kaffee noch?«, fragte der Arzt.
    »Nein. Ich bin bestens versorgt.«
    López Hidalgo setzte sich in seinen Sessel und öffnete den Schuhkarton. Er sah sich die Hülsen und die anderen Gegenstände ganz genau an. Dann tat er dasselbe mit dem Inhalt der Werkzeugkiste. »Die Knochen. Da kann ich euch helfen. Was die Hülsen und die anderen Sachen angeht, da bin ich kein Experte.«
    »Erkennst du das Kaliber?«, fragte Jimmy.
    »Eine 45er. Aber eine alte.«
    »Du sammelst doch Waffen. Komm, Saúl, gib uns eine erste Einschätzung.«
    Wie ein Juwelier setzte er seine Speziallupe auf und betrachtete die Hülsen. »Ich weiß nicht, sie erinnern mich an die Patronen, die mein Onkel Lorenzo benutzt hat.«
    »War er Jäger?«
    »Er hat Verbrecher gejagt. In den Fünfziger-, Sechzigerjahren. Ich glaube, die Hülsen stammen aus dieser Zeit.«
    Dann untersuchte er den Füller, legte ihn aber sogleich beiseite, um sich dem Stück Metalllineal zuzuwenden. Nirgendwo waren Fingerabdrücke zu entdecken, er konnte so viel Kontrastmittel aufsprühen, wie er wollte. Mit skeptischem Blick untersuchte er weiter das Lineal. »Das ist weit interessanter«, sagte er nach einer Weile.
    »Was meinst du, Saúl?«
    »Schau: Hier steht Sterlink Zap. Das ist eine fusionierte Gesellschaft. Ich habe viele Instrumente von ihnen. Und die Fusion von Sterlink und Zap liegt nicht länger als zehn Jahre zurück. Das Lineal ist nicht älter als zehn Jahre. Hilft euch das weiter?«
    Morgado schüttelte den Kopf. »Nein, Doc, das macht die Sache eher komplizierter.«
     
8
     
    Doktor Saúl López Hidalgo verabschiedete sich im Wartezimmer seiner Klinik von ihnen. »Habt Geduld! Diese Dinge dauern. Gebt mir eine Woche, mehr nicht, und ich werde euch Genaueres über die ›Werkzeugkiste‹ sagen können.«
    Morgado hatte den Schuhkarton bei sich. »Danke für Ihre Gastfreundschaft, Doc.«
    »Lasst euch mal wieder blicken.«
    Im Auto öffnete Jimmy den Schuhkarton. Er nahm das Stück Lineal heraus und sah es sich an. Dann die Patronenhülsen. »Das nehme ich mit. Wenn ich was herausfinde, dann bei den Alten aus dem Stamm der Raben. Dem Urgestein.«
    Morgado faltete das Blatt Papier auf und hielt es gegen das Licht. »Nichts zu sehen. Kein

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