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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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versuchen, den Brand zu löschen. Noch einen moralischen Rat auf Lager, compañero? «
    Der Rat war dann eher praktischer Natur. Elena tippte dem Fotografen auf die Schulter und lächelte ihn verführerisch an. »Hör mal, kannst du ein Foto von mir machen?«, säuselte sie. »Ich wollte immer schon mal was Künstlerisches machen.« Und dann präsentierte sie ihm ihre nackten Brüste.
    »Warum nicht, Süße«, rief der Fotograf erstaunt aus und hob die Kamera, um sich die Gelegenheit nicht entgehen zu lassen.
    Der Tritt in die Hoden ließ ihn in die Knie gehen. Er konnte vor Schmerz nicht einmal schreien. Die Polizisten, die mit dem Rücken zu ihm standen, drehten sich um, damit sie zusehen konnten, wie Elena den Reporter fertig machte. Der nächste Schlag traf ihn am Solarplexus. Er verdrehte die Augen. Die Kamera flog durch die Luft und landete in Lucys Händen, die sie auf den Boden warf und mit einem Schuss vernichtete. Die Polizisten wollten protestieren, aber es war zu spät.
    Elena, die ihre Brüste wieder bedeckt hatte, verpasste dem Fotografen, der sich immer noch am Boden wand, eine Ohrfeige. Dann nahm sie alles Fotomaterial, das sie in seinen Taschen finden konnte, und vernichtete es vor den Augen der Behörde. »Geiles Schwein. Ich werde dich wegen sexueller Nötigung anzeigen.«
    Jimmy hob das Gewehr und zielte wie zufällig auf die beiden Polizisten.
    Der Ältere erkannte, dass es besser war, sich in die Prügelei nicht einzumischen, und so fragte er, während er weiter den Tatort inspizierte: »Warum verschwindet ihr nicht von hier? Wir kümmern uns darum. Und am Nachmittag kommt ihr aufs Revier und macht eure Aussagen. Was meinst du, Jaime?«
    »Sehe ich auch so.«
    Die vier stiegen in den Geländewagen.
    »Ich will noch nicht zurück«, sagte Lucy. »Lass uns weiterfahren.«
    »Ja«, sagte Elena, deren Kampfeslust noch nicht befriedigt war. »Schnappen wir uns diese kannibalischen Hunde.«
    Jimmy und Morgado sahen sich wortlos an. Der oberste Rabe ließ den Wagen an und fuhr weiter in den Canon hinein.
     
5
     
    »Keine Spur. Wie Seelen, die der Teufel geholt hat«, sagte Jimmy.
    »Hunde haben keine Seele«, erklärte ihm Elena.
    »Nun, wir auch nicht, wenn es darum geht«, widersprach ihr Lucy. »Oder glaubst du noch an die Geschichte mit den Engelchen, die dir die klebrigen Priester im Religionsunterricht erzählt haben?«
    »Ich glaube, nur Frauen haben eine Seele«, erwiderte Elena, die sich mehr und mehr in ihre Rolle als Superheldin hineinsteigerte. »Männer haben nur einen Körper. Nichts als Schale.«
    »Sieh an«, sagte Jimmy, »da sind wir mit eingefleischten Feministinnen unterwegs. Wie findest du das, Morgado?«
    Morgado wusste nicht, was er von diesem metaphysischen Gespräch halten sollte. »Bist du sicher, dass wir keine Seele haben?«, fragte er Elena.
    Sie senkte den Blick. Jetzt war sie wieder ganz das verführerische, scheue Mädchen und nicht mehr die Amazone von vorhin. »Natürlich habt ihr eine, aber sie ist nicht im Kopf und auch nicht im Herzen.«
    »Stimmt«, spottete Lucy, »und ihr Standvermögen ist begrenzt.«
    In dem Moment wurde das Gespräch unterbrochen. Der Canon war labyrinthischer, als es auf den ersten Blick aussah. Er führte wieder mitten in die Laguna Salada zurück.
    »Seht mal«, sagte Jimmy und zeigte zum Himmel. Alle sahen es zur gleichen Zeit: Geier und Raben.
    »Noch eine Leiche?«, fragte Morgado.
    »Was sonst?«, erwiderte Elena.
    Aber es war nur einer der im Kampf verletzten Hunde. Er taumelte ganz langsam im Zickzack. Eine der Hinterpfoten blutete stark.
    »Halt an. Ich werde ihn erlösen.«
    Der Hund blieb stehen. Er zeigte keine Angst und jaulte auch nicht, als sie die Pistole auf ihn richtete. Ein Gnadenschuss, und sein Leiden war beendet.
    »Steig ein. Lass uns nach Hause fahren«, sagte Jimmy.
    Aber Lucy blieb mitten in der ausgedörrten Ebene in der sengenden Sonne stehen.
    »Steig ein«, wiederholte Jimmy. »Die Hitze ist mörderisch.«
    Lucy kniete sich neben den Hund und fing an wie wild zu graben.
    »Welcher Affe hat die denn gebissen?«
    Morgado begriff als Erster, dass etwas nicht stimmte.
    Er öffnete die Wagentür und ging auf Lucy zu. Da lag der tote Hund, alle viere von sich gestreckt, die Seele zu den himmlischen Mächten bellend. Und da war Lucy. Sie scharrte und scharrte mit der Pistole und der bloßen Hand, rund um einen aus dem Boden herausschauenden Schädel herum. »Warte!«, rief er. »Ich helfe dir.«
     
6
     
    Es war

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