Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
gar kein besonders gutes Vorbild – damals ging alles wild durcheinander. Aber wenn man schon mal eine Zusage von einem Studio hat, muss man eben sehen, dass man vorankommt.
Ich ließ also mehrere Drehbücher schreiben und verschiedene Leute daran arbeiten. Zunächst verfasste Caroline Thompson eine Version. Wir hatten jedoch eine Meinungsverschiedenheit, die sich nicht beilegen ließ. Daraufhin kamen Pamela Pettler und John August mit an Bord. Pamela gelang es, die ganze Geschichte auf den Punkt zu bringen. Und mit John hatte ich schon bei BIG FISH zusammengearbeitet – er schafft es, einen immer wieder zu überraschen. Er hat dem Drehbuch den letzten Schliff verliehen.
Es war nicht leicht, das richtige Gleichgewicht aus Humor und Gefühl zu finden. Dass es sich um eine Dreiecksbeziehung handelte, hat die Sache auch nicht einfacher gemacht. Da besteht immer die Gefahr, dass eine der Figuren ins Hintertreffen gerät. Es war wichtig, denBlickwinkel aller drei Figuren – Victor, Emily und Victoria – gleichwertig darzustellen. Victor sollte nicht wie ein fieser Mistkerl wirken und die Mädchen nicht wie gemeine Zicken. Es hat eine Weile gedauert, aber am Ende haben wir es ganz gut hinbekommen. Man kann die Gefühle aller drei Figuren nachvollziehen und verzeiht ihnen ihre diversen Psycho-Spielchen.
Victor Van Dort und die Leichenbraut
Animator Mike Johnson hatte bereits an NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS und JAMES UND DER RIESENPFIRSICH mitgearbeitet. Darüber hinaus hatte er 1996 einen eigenen Kurzfilm mit dem Titel The Devil Went Down to Georgia und eine Folge der von Eddie Murphy gesprochenen Fernsehserie The PJs (1999) gedreht. Weil Burton seine Arbeit gefiel, engagierte er ihn als Co-Regisseur für CORPSE BRIDE .
Es gab nur wenige Leute, die für den Job infrage kamen. Ich wollte jemanden, der sich im Animationsbereich auskannte, also in dieser Hinsicht nicht völlig unbeleckt war. Damals kannte ich Mike noch nicht persönlich, aber er war mir von einigen Leuten empfohlen worden,und ich hatte ein paar seiner Arbeiten gesehen. Außerdem hatte er schon mal für eine Folge bei einer Fernsehserie Regie geführt, war also in der Lage, so etwas durchzuziehen. Natürlich sind das alles nur Anhaltspunkte, aber er schien seinen Job sehr ernst zu nehmen und brachte einiges an Erfahrung mit.
In der Serie The PJs , die von den Vinton Studios unter der Leitung von Will Vinton produziert wurde – Pioniere der Knetanimation, die vor allem im Werbebereich sehr erfolgreich sind –, kam eine revolutionäre neue Technik mit der Bezeichnung Foamation zum Einsatz. Ursprünglich wurde darüber geredet, dass CORPSE BRIDE im Hauptsitz der Firma in Portland, Oregon, gedreht werden sollte. Der Gedanke an eine Zusammenarbeit wurde jedoch bald wieder fallen gelassen.
Es hat nicht funktioniert, die Chemie stimmte einfach nicht. Das lag nicht an dem Studio oder den Leuten dort – sie leisten wirklich hervorragende Arbeit. Manchmal findet man eben keinen Draht zueinander.
Nachdem ich die Zusammenarbeit mit dem Studio beendet hatte, hatte ich das Glück, an Allison Abbate zu geraten, die schon bei NIGHTMARE mitgewirkt und Der Gigant aus dem All produziert hatte. Sie hatte Erfahrung mit Animationsfilmen.
Burton fertigte einige Zeichnungen zu den Figuren an und reichte diese an den spanischen Charakterdesigner Carlos Grangel weiter, der lange Zeit für DreamWorks gearbeitet hatte und an Filmen wie Der Prinz von Ägypten (1998) und Große Haie – Kleine Fische (2004) beteiligt gewesen war. Bei genauerer Betrachtung von CORPSE BRIDE gewinnt man den Eindruck, dass die männliche Hauptfigur Victor eine erwachsene Version von Vincent aus dem gleichnamigen frühen Kurzfilm darstellen könnte.
Das ist mir hinterher auch aufgefallen. Man versucht immer, einen persönlichen Bezug zu einem Projekt herzustellen, um sich in die Figuren hineinzudenken. Anfangs habe ich ein paar Skizzen von Victor und von Victorias Eltern Finis und Maudeline angefertigt. Danach kam die Sache richtig ins Rollen. Carlos hat sich meine Zeichnungenvorgenommen und sie weiter ausgeschmückt. Er hat dabei immer versucht, den ursprünglichen Skizzen möglichst treu zu bleiben. Er stellte quasi die Verbindung zwischen mir und den Puppenherstellern dar – MackKinnon and Saunders in Manchester. Mit ihnen hatte ich früher schon zusammengearbeitet. Sie haben einige der Puppen für MARS ATTACKS! angefertigt und auch bei diesem Projekt wieder großartige Arbeit geleistet. Es
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