Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
Karriere verfolgt. Erfahrungen wie diese machen es einem leichter, sich mit den Figuren in einem Film zu identifizieren.
Obwohl Burton mit der Motion Picture Association of America ( MPAA ) und den Studios oft im Clinch darüber lag, ob seine Filme für Kinder zu d üster seien, hatte er bei diesem Film keine Probleme. Weder wurde der Erzählton als zu düster noch Johnny Depps Darbietung als zu schräg oder zu gruselig aufgefasst.
Die meisten Diskussionen wurden schon vor den Dreharbeiten geführt. Es ging eigentlich nur um Kleinigkeiten, nichts Grundlegendes. Zum Beispiel hatte das Studio ein Problem mit einer Dialogzeile. Wonka sagt da: »Das am wenigsten schreckliche Kind wird gewinnen.« Die Leute vom Studio fanden das nicht politisch korrekt, obwohl es auch im Buch genau darum geht. Während der Arbeit am Film gab es dann keine Einwände mehr. Das Studio war sehr kooperativ. Es wird abzuwarten sein, ob die Zuschauer den Film zu düster finden. Bei BATMANS RÜCKKEHR lag das Verhältnis bei fünfzig zu fünfzig – die Hälfte der Zuschauer fand den Film düsterer als den Vorgänger, bei der anderen Hälfte war es genau umgekehrt. Daran sieht man, dass es eher etwas mit der Einstellung der Leute zu tun hat und weniger mit dem Film an sich.
Skizze eines Oompa Loompas im Fernsehraum
Wir haben uns bei CHARLIE ziemlich genau an die Buchvorlage gehalten. Eigentlich ist das Buch sogar schlimmer, weil es vieles der Vorstellungskraft des Lesers überlässt. Dem einen oder anderen mag die Eichhörnchenszene zu gruselig sein. Aber sie entspricht genau der Szene im Buch. In den Originalzeichnungen sieht man sogar, wie die Eichhörnchen das Mädchen in ein Loch im Boden werfen.
Mit der MPAA hatte ich schon immer meine Probleme. Ich habe das Gefühl, dass da eine gewisse Doppelmoral herrscht. In manchen Filmen darf jemandem der Kopf abgehackt werden, in anderen nicht. Und meine Filme scheinen dabei immer den Kürzeren zu ziehen. Seit FRANKENWEENIE werden mir da immer irgendwelche finsteren Absichten unterstellt, die gar nicht wirklich vorhanden sind.
S eit NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS hatte Burton nach einem neuen Projekt für die Stop-Motion-Technik gesucht. Allerdings hatte sich im Laufe der Jahre im Bereich der Filmanimation einiges verändert, nicht nur was die Qualität computergenerierter Bilder anging. Vorreiter dieser Technologie waren die Pixar Animation Studios, die 1986 von John Lasseter, Steve Jobs und Edwin Catmull gegründet wurden. Die ersten sechs Filme des Studios – Toy Story , Das große Krabbeln und Toy Story 2 unter der Regie von John Lasseter, Die Monster AG und Findet Nemo sowie der Film Die Unglaublichen – The Incredibles von Brad Bird, der mehrere Oscars gewann – spielten weltweit mehr als drei Milliarden Dollar ein und sorgten dafür, dass in Hollywood das Interesse an der traditionellen Animation weiter zurückging.
Komischerweise heißt es immer, die Weiterentwicklung des Computers sei für diesen Trend verantwortlich, aber in Wahrheit macht Pixar einfach gute Filme. Es liegt also nicht am Medium per se. Viele der Leute von Pixar kenne ich noch aus meiner Studienzeit, zum Beispiel John Lasseter und Brad Bird – beides sehr innovative und kreative Künstler. Ich bin kein großer Fan von Computeranimation, weil mich die Bilder ästhetisch oft nicht überzeugen. Pixar dagegen gelingt es, charmante Bilder zu erschaffen. Ihre Figuren sind viel ansprechender als die von anderen Firmen. Aber das ist mein persönliches Empfinden.
Ich weiß nicht mehr, wer es war, der die traditionelle Filmanimation für tot erklärt hat. War es Jeffrey Katzenberg oder jemand von Disney? Jedenfalls ist das Quatsch! Früher oder später wird bestimmt wieder jemand einen tollen Film mit traditioneller Animation machen. Der Gigant aus dem All von Brad Bird war zum Beispiel ein guter Film, der bloß unter schlechtem oder mangelndem Marketing gelitten hat. Wenn er erfolgreich gewesen wäre, hätte sicher keiner behauptet, die klassische Animation sei tot.
NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS beruhte auf einem Gedicht, das Burton nach der Fertigstellung von VINCENT geschrieben hatte. Die Idee zu CORPSE BRIDE wurde dagegen von außen an ihn herangetragen – durch Joe Ranft, einen talentierten Drehbuchautor und Storyboardzeichner, der im Trickfilmbereich gearbeitet und sich auch als Synchronsprecher einen Namen gemacht hatte (zum Beispiel in Die Schöne und das Biest , NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS und Toy Story 2 ). In den
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