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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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seinen persönlichen Bezug zu einem Film genauer analysieren kann, ist Sweeney Todd schon jetzt seine absolute Lieblingsfigur.
    Ich kann mich mit ihm identifizieren, weil ich mich auch manchmal so fühle. Er ist sehr nach innen gekehrt, lebt in seiner eigenen Welt, was in seinem Fall nichts Gutes bedeutet, weil ihn all die aufgestauten Gefühle in den Wahnsinn treiben. Was natürlich eine eher oberflächliche Betrachtungsweise ist. So habe ich das nie gesehen. Er trägt den Wahnsinn zwar in sich, aber seine Beweggründe sind für mich ganz klar nachvollziehbar. Er ist eine gequälte Seele, die eine Menge durchgemacht hat – das gefällt mir so an ihm. Er spricht nicht viel, sondernstarrt nur aus dem Fenster und brütet vor sich hin. Das ist das Schöne an Filmen mit einem stark visuellen Stil – die Bilder sind sehr symbolisch, sie drücken Gefühle und innere Zustände aus. Man betrachtet sie wie ein Gemälde. Ich habe einmal zu Johnny gesagt: »Wenn ich Schauspieler wäre, würde ich genau diese Rolle spielen wollen. Man muss nicht viel reden, nur aus dem Fenster schauen. Perfekt! Der Gesang ist allerdings eine andere Sache.«

    Nachdem er seinen Sweeney gefunden hatte, wandte sich Burton der Rolle der Mrs Lovett zu. Helena Bonham Carter, mit der Burton im echten Leben liiert ist und die in PLANET DER AFFEN mitgespielt und auch einige kleinere Rollen in BIG FISH und CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK übernommen hat, ist seit ihrer Jugend ein Fan des Musicals und wollte deshalb unbedingt die Rolle haben. Für Burton war die Entscheidung jedoch nicht unproblematisch, weil er sich nicht nachsagen lassen wollte, er hätte Bonham Carter die Rolle nur gegeben, weil sie seine Lebenspartnerin ist.
    Ich war ziemlich nervös, weil es eine große Rolle ist. Und nicht nur ich, sondern auch Sondheim musste mit der Wahl zufrieden sein. Eine solche Rolle erfordert schon einiges an schauspielerischem Können.
    Jahre bevor Burton Bonham Carter das erste Mal begegnet war, hatte er eine Aquarellskizze von Sweeney Todd und Mrs Lovett angefertigt, und als sie ihm während den Vorbereitungen zum Film erneut in die Hände fiel, stellte er fest, dass die beiden Figuren Depp und Bonham Carter erstaunlich ähnlich sahen.
    Ich wusste, dass Helena vom Aussehen her sehr gut passte. Ich konnte mir die beiden sofort zusammen vorstellen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich mir noch andere Schauspielerinnen ansehen sollte. Allerdings wollte ich auch nicht zu viele einladen, weil es nicht besonders angenehm ist, irgendwo vorsingen zu müssen.
    Burton flog nach New York, um sich eine Reihe möglicher Mrs Lovetts anzuschauen, die alle das Stück »The Worst Pies in London« vorbereiten s ollten. Als er nach Großbritannien zurückgekehrt war, beschloss er, die Entscheidung noch etwas aufzuschieben.
    Ich war wirklich hin- und hergerissen und habe deshalb die Entscheidung erst mal ein paar Wochen aufgeschoben. Dann habe ich mir alle Aufnahmen noch einmal angeschaut, mit Helenas ganz am Schluss. Ich war ernsthaft bereit, jemand anderem den Vorzug zu geben, aber zu meiner Überraschung hat mir ihre Darbietung einfach am besten gefallen. Dann habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich das dem Studio gegenüber durchsetzen könnte, weil die Besetzung – anders als bei Johnny – doch etwas heikel war.
    Letzten Endes musste wie bei der Rolle des Sweeney Todd Sondheim seine Zustimmung geben. Der Komponist sah sich die Aufnahmen aller Kandidatinnen an und entschied sich unabhängig von Burton ebenfalls für Bonham Carter.
    Die Figur hat wie Sweeney etwas sehr Trauriges, Emotionales und Wahnhaftes an sich. Deshalb passen die beiden auch so wunderbar zusammen. Es geht in dem Film in erster Linie um ihre Beziehung zueinander. Sie sind so ein merkwürdiges Paar – ich kann sie mir fast in einem Wachsmuseum als Ausstellungsstück vorstellen. Es war sehr wichtig, dass sie visuell zueinander passen, damit man ihnen dieses seltsame Bündnis auch abnimmt. Sie sehen beide sehr blass und verlebt aus.
    Wie bei den meisten Musicalfilmen wurden Musik und Songs vor den Dreharbeiten aufgenommen, damit die Schauspieler am Set zu den Aufnahmen mitsingen konnten. Nach Burtons Empfinden schuf die Musik am Set eine Stummfilmatmosphäre und hatte damit einen enormen Einfluss auf die Ästhetik des Films.
    Durch die Aufnahmen erhielt das Ganze einen Rhythmus, was besonders Johnny sehr gefiel. Man hatte fast das Gefühl, Lon Chaney vor sich zu sehen. Wenn sich die Leute

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