Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
Vom Netzwerk:
Schneewittchen gezeichnet wurde, konnte man sich entsprechende Skizzen anschauen. Man wurde von Künstlern, Trickfilmzeichnern und Layout-Gestaltern des Konzerns unterrichtet, die einem beibrachten, wie bei Disney gearbeitet wurde. Damals war der Markt im Trickfilmbereich noch nicht so breit gefächert wie heute, und neunzig Prozent der Studenten träumten davon, eines Tages bei Disney zu arbeiten.
    Am Ende jeden Jahres sollte man einen kleinen Trickfilm zeichnen, der dann von einem Prüfungsausschuss begutachtet wurde. Die Leute von Disney sahen sich alle Filme an und rekrutierten die talentiertesten Studenten vom Fleck weg – egal ob es sich nun um Anfänger handelte oder um Absolventen. Wenn jemand Talent zeigte, wurde er ausgewählt. Es herrschte also von Anfang an ein starkes Konkurrenzdenken, und man spekulierte darüber, wer als Nächstes den Sprung schaffen würde. Das Studium war sehr intensiv, und jedes Jahr hielt neue Überraschungen bereit. Ich war dort drei Jahre – und ob ich ein viertes durchgehalten hätte, weiß ich nicht. Im letzten Jahr war ich Dauergast im Finanzhilfebüro, weil sie mir mein Stipendium gestrichen hatten. Im Verlauf des Studiums wurde die Konkurrenz immer stärker, und die Filme wurden komplizierter. Es waren zwar immer noch Fingerübungen, jetzt aber mit Geräuschen und Musik. Der letzte Film, den ich machte, trug den Titel STALK OF THE CELERY MONSTER . Ein albernes Filmchen, aber ich wurde ausgewählt. Nach einem ziemlich mageren Jahr hatte ich am Ende Glück, weil Disney wirklich händeringend Leute suchte.



I m Jahr 1979 begann Burton als Trickfilmzeichner für Disney zu arbeiten und wirkte an dem Film Cap und Capper mit.
    Disney und ich passten schlecht zusammen. In meinem ersten Jahr war ich so niedergeschlagen wie nie zuvor in meinem Leben. Mein Chef war Glen Keane, ein großartiger Zeichner, der sehr nett war und sein Handwerk wirklich hervorragend verstand. Er hat mir sehr geholfen. Aber es war trotzdem eine ziemliche Quälerei, weil ich die ganze Zeit diese niedlichen Fuchsszenen zeichnen musste. Und die Disney-Füchse habe ich einfach ums Verrecken nicht hinbekommen. Es ist mir nicht einmal annähernd gelungen, den Disney-Stil nachzuahmen. Meine Füchse sahen alle aus, als wären sie unter die Räder gekommen. Deshalb durfte ich mich zum Glück an ein paar der Totalen versuchen, in denen die Figuren nur von fern zu sehen waren. Aber es war trotzdem furchtbar, wie chinesische Wasserfolter. Vielleicht lag es auch an dem Film an sich. Wenn man drei Jahre lang einen niedlichen Fuchs mit der Stimme von Sandy Duncan zeichnen muss, ist es schwierig, sich damit zu identifizieren. Mir fehlte es an der nötigen Geduld. Ich hab es einfach nicht gepackt – und das war wahrscheinlich auch gut so.
    Das Merkwürdige an Disney ist: Einerseits suchen sie nach Künstlern – allerdings nur, um sie in zombiehafte Fabrikarbeiter ohne jedePersönlichkeit zu verwandeln. Nur bestimmten Menschen ist es gegeben, diese beiden Seiten des Gehirns miteinander zu vereinen. Ich war damals emotional sehr labil und konnte deshalb keine gute Arbeit leisten. Ich lernte sogar, im Sitzen zu schlafen, mit dem Zeichenstift in der Hand. Es war wirklich grauenhaft. Eine Zeit lang schlief ich nachts acht bis zehn Stunden, ging dann zur Arbeit und schlief zwei weitere Stunden am Vormittag und zwei am Nachmittag im Sitzen. Dabei hatte ich immer den Stift in der Hand, für den Fall, dass jemand hereinkam.
    Verschiedene Tiere …
    Damals war ich wirklich seltsam. Ich wusste, dass ich Probleme hatte. Von anderen wurde ich immer als etwas verschroben wahrgenommen. Gelegentlich versteckte ich mich in einem Schrank und weigerte mich, herauszukommen, oder ich saß auf oder unter meinem Schreibtisch und machte alle möglichen merkwürdigen Sachen. Einmal habe ich mir selbst einen Weisheitszahn entfernt und eine Blutspur in den Korridoren hinter mir hergezogen. Aber diese Phase habeich inzwischen überwunden – nun, zumindest verstecke ich mich nicht mehr in Wandschränken. Damals hielten alle Abstand zu mir, ließen mich aber dennoch gewähren. Ich muss wohl trotzdem noch genug geleistet haben, sodass ich nicht gefeuert wurde. Alles musste immer sehr schnell gehen. Aber weil ich die Zeichnungen sowieso nicht richtig hinbekommen habe, war es auch egal, wie viel Zeit ich darauf verwendete. Wahrscheinlich war es sogar besser, dass ich schnell arbeiten musste.
    … verbinden sich zu einer neuen Kreatur
    Zugleich machte

Weitere Kostenlose Bücher