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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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Talent, das zwar nicht typisch Disney war, aber trotzdem unterstützt werden musste. 1982 bewilligte Wilhite Burton 60 000 Dollar für die Produktion von VINCENT – einem Stop-Motion-Kurzfilm auf der Grundlage eines Gedichtes, das Burton im Stile seines Lieblingskinderbuchautors Dr. Seuss verfasst hatte.
    Ich war seit etwa anderthalb oder zwei Jahren bei Disney – genau weiß ich es nicht mehr. In dieser Zeit hatte ich an Taran und der Zauberkessel mitgewirkt und an einem Film namens Trick or Treat , für den es, glaube ich, nicht einmal einrichtiges Drehbuch gab, nur ein vages Konzept: ein Spukhaus, Kinder, Halloween. Ich hatte diese VINCENT -Geschichte geschrieben, und ich langweilte mich. Beinahe hätte ich gekündigt, weil ich es einfach nicht mehr ertrug. Aber dann erhielt ich Unterstützung von ein paar Leuten. Sie haben mir ein bisschen Geld in die Hand gegeben, um VINCENT zu drehen. Offiziell sollte es ein Stop-Motion-Test werden. Das war wirklich sehr nett von ihnen und hat mich eine Weile bei der Stange gehalten.
    Trick or Treat
    Ich hatte VINCENT ursprünglich als Kinderbuch geschrieben und wollte es als Zeichentrickfilm umsetzen. Aber dann erhielt ich die Gelegenheit, daraus einen Stop-Motion-Film zu machen. Diese Tricktechnik hat mich sehr interessiert, weil ich das Gefühl hatte, dass sie den Figuren der Geschichte eine gewisse Würde und Materialität verlieh, sie authentischer machte. Und dass der Film real wirkte, war mir wirklich wichtig.
    Der Rabe – Duell der Zauberer
    Zusammen mit dem Trickfilmzeichner Rick Heinrichs, dem Stop-Motion-Spezialisten Stephen Chiodo und Kameramann Victor Abdalov arbeitete Burton zwei Monate lang an dem fünfminütigen Film. VINCENT wurde in Schwarz-Weiß gedreht, im Stil der deutschen expressionisti s chen Filme der 1920er-Jahre, und erzählt die Geschichte des siebenjährigen Vincent Malloy, eines etwas verstörten Kindes, das sich für Vincent Price hält. Vincent gleitet zwischen der banalen Realität seines Lebens in der Vorstadt und seiner Fantasiewelt hin und her und versetzt sich gedanklich in eine Reihe von Situationen, die von den Vincent-Price- und Edgar-Allan-Poe-Filmen inspiriert sind, die Burton als Kind so stark beeindruckt hatten. Unter anderem führt Vincent Experimente an seinem Hund durch – ein Motiv, das Burton in seinem nächstem Projekt FRANKENWEENIE wieder aufnehmen sollte – und stellt sich vor, seine Tante in heißes Wachs zu tauchen. Der Film endet damit, dass Vincent im Dunkeln am Boden liegt und aus dem Gedicht Der Rabe von Edgar Allan Poe zitiert.

    VINCENT
    Vincent Price, Edgar Allan Poe, Monsterfilme – das alles hat mich stark beeinflusst. Wenn man mit ansieht, wie jemand anders furchtbare Qualen erleidet, ist das wie eine Therapie. Und genau das war VINCENT für mich. Der Film gleitet ständig zwischen der wirklichen Welt und Vincents Realität hin und her. Die Hauptfigur hält sich für Vincent Price, und man sieht die Welt durch seine Augen.
    Die Leute bei Disney dachten, Vincent würde am Ende sterben. Aber er liegt einfach nur da. Wer kann schon sagen, ob er tot ist oder einfach nur träumt? Sie haben sich ein fröhlicheres Ende gewünscht, dabei fand ich es eigentlich gar nicht so düster. Mir gefällt es besser, wenn Filme ein offenes Ende haben. Ein erzwungenes Happy End hat für mich immer etwas Psychotisches. Sie wollten, dass am Ende des Films das Licht angeht, der Vater hereinkommt und sagt: »Komm, lass uns zu einem Football- oder Baseballspiel gehen.« Das war meine erste Erfahrung mit dem Happy-End-Syndrom.
    In VINCENT gibt es keine direkten Bezugnahmen auf bestimmte Filme, zum Beispiel auf irgendwelche Poe-Verfilmungen. Es war eher so, dass ich mit diesen Filmen aufgewachsen bin und sie immer sehr gemocht habe. Zwar geht es an einer Stelle darum, dass jemand lebendig begraben wurde. Außerdem führt die Hauptfigur ein paar Experimente durch, und die Sache mit dem Wachs spielt auf Das Kabinett des Professor Bondi an. Aber in erster Linie wollte ich die Stop-Motion-Technik ausprobieren.

    Wenn man VINCENT sieht, fällt sofort auf, dass die Titelfigur, ein bleicher Junge mit schwarzen, wild abstehenden Haaren, große Ähnlichkeit mit Burton selbst aufweist.
    Ich entscheide mich nie bewusst dafür, eine Zeichnung anzufertigen, die mir ähnlich sieht. Aber natürlich trägt die Figur gewisse Charakterzüge, die auch ich besitze. Das ist bei mir immer so. Selbst zu Figuren wie Batman, die auf den ersten Blick eher

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