Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
nach blauem Himmel mit weißen Wolken.
H inter der Kamera stand Thomas Ackerman, der auch schon FRANKENWEENIE gedreht hatte. Rick Heinrichs fungierte als VFX -Berater. Wie Burton hatte Heinrichs am CalArts seinen Abschluss gemacht, um anschließend eine Anstellung bei Disney zu erhalten. Seit VINCENT hatte er regelmäßig mit Burton zusammengearbeitet.
Wir haben uns bei Disney kennengelernt. Rick war Bildhauer. Und ich habe ständig merkwürdige Zeichnungen angefertigt, von denen sich niemand vorstellen konnte, dass sie je in einem Film Verwendung finden würden. Rick ist einer der besten Bildhauer, die ich kenne. Er war der Einzige, dem ich zutraute, meine Ideen und Zeichnungen auf ein dreidimensionales Medium zu übertragen. Er wollte gern Artdirector werden. Später hat er an EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN mitgewirkt, übernahm die künstlerische Leitung bei BATMANS RÜCKKEHR und war VFX -Berater bei NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS . Aber ich glaube, es war für uns beide gut, dass sich unsere Wege danach getrennt haben. Das war wie mit Dean Martin und Jerry Lewis – Rick wurde zu stark mit meinen Filmen assoziiert. Er musste dringend seinen Horizont ein bisschen erweitern. Aber wer weiß? Vielleicht findet sich in Zukunft wieder Gelegenheit zu einer Zusammenarbeit zwischen uns.
BEETLEJUICE hatte ein Budget von 13 Millionen Dollar, wobei nur eine Million davon für die Spezialeffekte vorgesehen war. Lächerlich wenig angesichts der vielen Effekte, die vom Drehbuch verlangt wurden, darunter Stop-Motion-Technik, Puppentrick, Masken, Blue Screens und optische Illusionen. Burton hatte jedoch schon immer ein Faible für billige, leicht zu durchschauende Illusionen. Sie entsprachen eher der Atmosphäre des Drehbuchs und der Arbeitsweise bei seinen frühen Filmen wie HANSEL AND GRETEL und PEE-WEES IRRE ABENTEUER . Außerdem erinnerten sie an die Godzilla -Filme, die ihn als Kind begeistert hatten.
Wir wollten, dass die Effekte billig aussahen, und das ist uns auch gelungen. Ich habe versucht, pragmatisch an die Sache heranzugehen und nicht so viel Aufhebens darum zu machen. In meiner Jugend hatte ich die Harryhausen-Filme gesehen und tschechische Kinderfilme wie Die Erfindung des Verderbens und Baron Münchhausen . Die Spezialeffekte dort haben etwas sehr Solides, das mich an traditionelle Handwerkskunst erinnert.
Die Maitlands verwandelt
Der Eindruck des Handgemachten wird besonders in den Szenen deutlich, in denen sich Geena Davis’ und Alec Baldwins Gesichter verwandeln – sie wirken eher übertrieben als gruselig.
Wir haben versucht, den Gruseleffekt zu verringern, indem wir die Szenen so glaubwürdig wie möglich erscheinen lassen. Wobei ich meine ganz persönlichen Vorstellungen davon habe, was innerhalb der Welt des Films glaubwürdig ist. Das ist sehr subjektiv.
Bei BEETLEJUICE hat es funktioniert. Als ich diese Philosophie dann auf BATMAN übertragen habe, war das dagegen ein Fehler. Es hat die Leute verwirrt. Mir gefällt die Szene, in der der Joker mit seinem Riesenrevolver Batmans Flugzeug vom Himmel holt. Aber das ist eine Frage der subjektiven Wahrnehmung. Bei einem Film mit riesigem Budget haben die Leute andere Erwartungen. Bei BEETLEJUICE und PEE-WEE ist mein Konzept aufgegangen, das heißt jedoch nicht, dass man es auch umstandslos auf einen großen Blockbuster übertragen könnte.
BEETLEJUICE enthält einige Bilder, die in Burtons Filmen immer wieder auftauchen: eine Modellstadt, Figuren mit schwarz-weiß gestreiften Kostümen und ein Friedhof.
Direkt neben meinem Elternhaus, etwa einen Häuserblock entfernt, lag ein Friedhof, wo ich oft gespielt habe. Ich kann nicht genau sagen, warum so viele Friedhöfe in meinen Filmen auftauchen, außer, dass das eben in mir drinsteckt. Der Friedhof in meiner Kindheit war ein ruhiger, angenehmer Ort, der zugleich etwas Aufregendes und Dramatisches an sich hatte. So wie viele Kinder war ich vom Tod fasziniert. Es gab dort vor allem flache Gräber, aber auch ein Mausoleum mit merkwürdigen Türen an der Seite. Zu allen Tages- und Nachtzeiten habe ich mich dorthin geschlichen, um zu spielen oder einfach nur umherzustreifen. Ich habe mich dort immer sehr wohl gefühlt.
Was die Modellstädte angeht: Als Kind habe ich oft Bilder von fliegenden Untertassen gezeichnet, die eine Armee angreifen. Sie waren sehr detailliert, fast wie Miniaturmodelle. Als wir diese Super-8-Filme gedreht haben, haben wir auch Modelle verwendet. In vielen Filmen, die ich als Kind
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