Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
zufrieden mit dem Drehbuch, das ich zusammen mit Sam Hamm verfasst hatte. Trotzdem hatte auch er ein paar Bedenken. Michael Keaton ist sicher nicht das direkte Abbild von Bruce Wayne, aber man muss sagen, dass Jack Nicholson als Joker rein vom Äußerlichen her auch nicht die naheliegendste Wahl war. In den Comics ist der Joker viel hagerer. Die Leute haben sich trotzdem darauf eingestellt. Die Welt von Batman ändert sich doch sowieso jede Woche. Wenn es den Comicautoren in den Kopf kommt, schreiben sie mal eben Robins Hintergrundgeschichte um. So etwas wie eine letztgültige Wahrheit gibt es dort nicht. Ich habe mich immer gegen dieses eingleisige Denken gewehrt, das in Hollywood weit verbreitet ist. Mir kam es darauf an, dass der Film dem Geist des Comics von Bob Kane treu bleibt. Michael hat diese wilde Energie im Blick, die ihn förmlich dazu zwingt, ein Fledermauskostüm zu tragen. Man könnte auch sagen: Wenn er mal eine Therapie gemacht hätte, bräuchte er das nicht. Das Fledermauskostüm ist seine Therapie.
Natürlich kann man es nie allen Leuten recht machen. Zum Glück trafen Comics mittlerweile auf viel breitere Akzeptanz als früher. Sie waren düsterer geworden. Batmans psychologische Hintergründe wurden ausgelotet. Für mich war das alles völlig klar: Die Fernsehserie war sehr trashig, und genau dagegen rebellierten die neuen Comics. Ich musste nur der Figur treu bleiben – dieser ganzen Absurdität, die in ihr steckt.
Zum Beispiel fand ich interessant, dass es hier ein ganz normaler Mensch ist, der sich in dieses abgeschmackte Kostüm kleidet. Das erste Treatment, das Drehbuch von Mankiewicz, war im Grunde ein Neuaufguss von Superman . In lockerem, humorvollem Ton wird erzählt, wie Bruce Wayne zu einem Kämpfer gegen das Verbrechen wird. Es wird gar nicht darauf eingegangen, warum Batman dieses Kostüm anzieht. Er tut es für eine gute Sache, und damit basta. Aber so kann man das meiner Meinung nach nicht machen. Bis dahin hatte ich noch keine wirklich gute Comicverfilmung gesehen. Superman war nicht schlecht gewesen, aber die besondere Atmosphäre des Comics konnte auch dieser Film nicht einfangen.
Jack Nicholson als Joker
Das Drehbuch von Mankiewicz hat mir gezeigt, dass man Batman nicht wie Superman behandeln kann und auch nicht so, wie es in der Fernsehserie geschehen ist. Wir haben es hier mit einem Mann zu tun, der sich als Fledermaus verkleidet – das ist und bleibt seltsam –, und das muss man thematisieren. Wenn man einen fröhlichen Film drehen will, macht man Superman oder etwas in der Art, aber nicht BATMAN .
Mit der Fernsehserie war es etwas anderes, mit der bin ich aufgewachsen. Ich weiß noch, dass ich immer nach Hause gerannt bin, um ja keine neue Folge zu verpassen. Aber die war gelaufen, das mussteman nicht wiederholen. Und als der Film langsam Gestalt annahm, gab es diesen längst fälligen Aufschwung im Comicbereich. Auch wenn ich keine Comics lese, bin ich mir stets dessen bewusst, dass sie ein wichtiger Teil der amerikanischen Mythologie sind.
BATMAN wurde im Winter 1988/89 in den Pinewood Studios in England gedreht. Das gesamte Studiogelände wurde für fünfeinhalb Millionen Dollar in ein Abbild von Gotham City verwandelt. In Sam Hamms Drehbuch wurde die Stadt folgendermaßen beschrieben: »Es schien, als sei die Hölle durch das Pflaster nach oben gestiegen und hätte sich überall ausgebreitet.« Die Kulissen wurden von dem britischen Szenenbildner Anton Furst gestaltet, der zuvor an Die Zeit der Wölfe und Full Metal Jacket gearbeitet hatte und den Burton schon für BEETLEJUICE engagieren wollte.
Wenn man einen großen Film drehen will, macht man das entweder in L . A . oder in London, weil es dort die entsprechenden Studios gibt. Damals stand der Dollar zwar eher schlecht, aber Pinewood war nicht ausgebucht und hatte ein weitläufiges Außengelände, das wir nutzen konnten. Insofern war es sinnvoll, dort zu drehen. Die Figuren des Films waren so eigentümlich, dass ich der Meinung war, wir müssten ihnen eine ganz eigene, künstliche Umgebung schaffen. Superman wurde in New York gefilmt. Das hat meiner Meinung nach dazu beigetragen, dass der Film die Atmosphäre des Comics nicht richtig wiedergeben konnte. Ich war froh darüber, den Film in Pinewood zu drehen, weil wir dadurch etwas Abstand zu den Kontroversen rund um das Casting und zu dem ganzen Hype gewinnen konnten. Es reduzierte den Druck, dem wir ausgesetzt waren. Natürlich hat die britische Presse auch
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