Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
ziemlich viel berichtet, aber das hat mich nicht so gestört. Die Leute waren toll. Ich habe eine Menge großartige Künstler kennengelernt und viele Freundschaften geschlossen. Es war eine schöne Zeit.
Das Design der Kulissen ist mir sehr wichtig. Es gibt nur wenige Set-Designer, deren Arbeit mich wirklich begeistert. Anton gehört dazu. Die Zeit der Wölfe hat mir sehr gut gefallen. Ich hielt ihn für einen der originellsten Szenenbildner überhaupt. Ich hatte ihn schon vor BEETLEJUICE kennengelernt und gehofft, ihn zu einer Zusammenarbeit bewegen zu können, aber damals hatte er gerade einen anderen Auftrag. Wegen meines Hintergrunds als Zeichner habe ich einen relativ kritischen Blick, was das Set-Design anbelangt. Jemanden wie Anton mit im Boot zu haben ist ein großer Luxus. Das ist für mich sehr aufregend, und ich habe immer viel Wert darauf gelegt, eng mit den Szenenbildnern meiner Filme zusammenzuarbeiten.
Bei der Arbeit an Gotham City haben wir uns Fotografien von New York als Vorlage genommen. Damals war gerade Blade Runner herausgekommen. Ein solcher Film wird automatisch zum Trendsetter, und uns war von Anfang an klar, dass Gotham City mit Blade Runner verglichen werden würde, aber wir beschlossen, uns davon nicht einschüchtern zu lassen. Wir wollten ein stark stilisiertes New York zeigen, das über den gegenwärtigen Zustand hinausgewuchert ist. Alles sollte düsterer und enger werden, und deshalb entschieden wir uns dafür, in die Vertikale zu bauen und den comic-haften Eindruck zu verstärken. Das Ganze erinnerte an eine Opernkulisse und war irgendwie zeitlos, wie bei BEETLEJUICE .
Ich gehe immer zuallererst von der Hauptfigur des Films aus. Die Figur Batman liebt die Dunkelheit und die Schatten, deshalb wird die Stadt im Film hauptsächlich bei Nacht gezeigt. Es gibt wenige Szenen bei Tageslicht. Unsere Grundüberlegung war: Das Set-Design soll vor allem dazu dienen, die Figuren zu konturieren.
Abgesehen von der Wahl des Schauspielers für die Rolle des Batman, waren Comicfans auch erbost über die Umgestaltung des Kostüms durch Kostümbildner Bob Ringwood. Er veränderte die Farbe von Blau zu Schwarz und integrierte künstliche Muskeln in den Anzug.
Wir haben uns einfach Folgendes gefragt: »Dieser Mann sieht nicht wie Arnold Schwarzenegger aus. Warum also macht er das?« Er versucht, ein bestimmtes Bild von sich zu schaffen. Er will etwas werden, was er eigentlich nicht ist. All unsere Entscheidungen beruhten auf dieser Überlegung. Was will er damit erreichen? Warum verkleidet er sich als Fledermaus? Er versucht, den Verbrechern Angst einzujagen, ihnen etwas vorzumachen, um sie einzuschüchtern. Damit wollten wir die Figur menschlicher erscheinen lassen.
O bwohl Warner mit Hamms ursprünglichem Drehbuch zufrieden war, wurde es von zwei anderen Autoren noch einmal überarbeitet – Warren Skaaren, der schon bei BEETLEJUICE mitgewirkt hatte, und Charles McKeown, der zusammen mit Terry Gilliam das Drehbuch zu Die Abenteuer des Baron Münchhausen verfasst hatte. Und auch während der Dreharbeiten wurden einige Szenen noch umgeschrieben.
Ich weiß nicht genau, wie es dazu kam. Anfangs hatten wir ein Drehbuch, das auf allgemeine Zustimmung stieß, auch wenn uns klar war, dass es noch ein bisschen überarbeitet werden musste. Und obwohl alle das Drehbuch gut fanden, war das Studio trotzdem der Meinung, es müsste noch einmal komplett umgeschrieben werden. Der Film war eine große Produktion, die für Warner eine enorme Investition darstellte. Da habe ich schon verstanden, dass es ihnen wichtig war, dass wir alles richtig hinbekommen. Aber letztlich wurde ein endloses Gewese um das Drehbuch gemacht, das bis in die Dreharbeiten hineinreichte.
Es gab so viele Änderungen an der Handlung, dass wir irgendwann völlig den Überblick verloren. Wir drehten eine Szene, in der Jack die Treppe zum Glockenturm hinaufsteigen sollte, und keiner von uns wusste, warum. Er hat mich damals gefragt: »Warum soll ich diese Treppe hinaufsteigen?« Und ich habe gesagt: »Ich weiß es nicht. Lass uns darüber reden, wenn du oben angekommen bist.« Natürlich versucht man immer, bestimmte Dinge noch zu verbessern. Aber bei diesem Film hatte ich eher das Gefühl, dass wir alles immer schlimmer machten. Und das erzeugt einen Druck, der der Sache nicht förderlich ist, weil man sich auf ungute Weise selbst infrage stellt. Ich improvisiere ja gern mal, aber nicht so. Bei BEETLEJUICE waren wir auch nicht so festgelegt,
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