Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
aber da war es etwas anderes, weil der Film nicht so teuer war.
Wenn man zum ersten Mal einen Film von dieser Größenordnung dreht, ist das irgendwie surreal. Man hat keine Angst, weil man noch nicht weiß, was einen erwartet. Die kommt erst, wenn man es ein- oder zweimal gemacht hat. Das ist wie eine Art Konditionierung. Wenn man jemandem einen elektrischen Schlag verpasst, weiß er beim ersten Mal auch noch nicht, was auf ihn zukommt. Aber danachist er vorgewarnt. Mit den Big-Budget-Produktionen verhält es sich ähnlich.
Zum Glück empfand ich keine allzu große Ehrfurcht vor Jack Nicholson. Er war wirklich großartig und sehr hilfsbereit. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden – und das war schon die halbe Miete. Er war absolut cool. Wenn es bei den Dreharbeiten Probleme gab und das Studio ausgeflippt ist, hat er mir oft geholfen. Er hatte einen sehr beruhigenden Einfluss und hat immer gesagt: »Hol dir, was du brauchst, und dann zieh dein Ding durch.« Als Schauspieler ist er wirklich fantastisch. Man kann sechsmal dieselbe Szene mit ihm drehen, und sie wird jedes Mal anders. Er hat etwas äußerst Faszinierendes an sich. Man wünscht sich fast, man könnte alle sechs Aufnahmen im Film unterbringen. Es macht großen Spaß, ihm bei der Arbeit zuzusehen.
Mit Charles McKeown haben wir an der Figur des Joker gefeilt. Schließlich brauchte der Joker auch ein paar Witze. Nicht, weil der Film humorvoller werden sollte, sondern weil es eben zur Figur gehört. Darüber sollte sie sich definieren. Ich finde den Joker bei BATMAN die beste Figur, neben Catwoman. Mir gefällt die Idee, dass sich jemand in einen Clown verwandelt und dabei verrückt wird. Der Film ist wie ein Duell der Freaks. Es ist ein Kampf zwischen zwei furchtbar entstellten Menschen. Das liebe ich so daran. Mir war von Anfang an klar, dass das alles irgendwie merkwürdig ist, aber das hat mich nicht weiter gestört. Der Joker ist eine tolle Figur, weil er einem große Freiheiten lässt. Er steht außerhalb der Gesellschaft und wird von ihr als Freak betrachtet, deshalb kann er tun und lassen, was er will. Für den Joker und Beetlejuice ist das sogar noch befreiender als beispielsweise für Edward mit den Scherenhänden oder Pee-Wee. Die Gesellschaft schreckt vor ihnen zurück. Sie verkörpern die dunkle Seite der Freiheit. Absurderweise hat der Wahnsinnige in unserer Gesellschaft die meiste Freiheit, weil er nicht an ihre Gesetze gebunden ist.
Kim Basinger als Vicki Vale
Ursprünglich haben wir versucht, auch Robin in das Drehbuch mit einzubauen und eine glaubhafte Beziehung zwischen ihm und Batman zu entwickeln. In der Fernsehserie wird ja nie erklärt, wo Robin eigentlich herkommt, er ist einfach da. Sam und ich haben eine ganze Weile über dieser Idee gebrütet. Ich bin froh, dass wir uns dann doch dagegen entschieden haben. Es wäre sehr kostspielig geworden, und letztlich ist es uns nicht weiter schwergefallen, uns von der Figur zu trennen. Auch hier habe ich wieder versucht, mich in einen Mann hineinzudenken, der sich als Fledermaus verkleidet. Er ist ein Einzelgänger, ein einsamer Mensch. Ihm noch jemanden an die Seite zu stellen, hätte einfach nicht gepasst. Beim nächsten BATMAN -Film war das nicht anders, obwohl wir es da auch wieder versucht haben. Aber es wäre einfach zu viel gewesen.
Wie bei PEE-WEES IRRE ABENTEUER und BEETLEJUICE beauftragte Burton Danny Elfman damit, die düstere, orchestrale Filmmusik für BATMAN zu schreiben. Dieses Mal wurde Elfmans Soundtrack-Album jedoch noch um eines von Prince ergänzt, der ursprünglich zwei Songs zu dem Film beisteuern sollte.
Wir brauchten zwei Songs – einen für die Szene, in der der Joker ins Museum kommt, und einen für die Parade. Während der Dreharbeiten habe ich für beide Szenen Musik von Prince verwendet. Doch dann geriet diese Sache irgendwie außer Kontrolle. Prince hat der Film so gut gefallen, dass er eine Reihe von Songs dafür geschrieben hat. Und Guber und Peters hatten die Idee, das Leitmotiv zu den Liebesszenen von Michael Jackson schreiben zu lassen und das Leitmotiv des Jokers von Prince. Danny sollte dann zwischen den beiden vermitteln. Bei einem Film wie Top Gun funktioniert das vielleicht, aber meine Filme sind anders. Sie verlangen nach etwas mehr Raffinesse. Nicht alle diese Songs passten zum Film. Das hat nichts mit der Musik von Prince an sich zu tun, sondern eher mit meiner Unfähigkeit, sie in den Film einzubinden. Für sich genommen haben mir die
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