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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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die Handlung eingebettet sind. Ich erzählte ihm die Geschichte, und er schrieb Songs dazu. Das Songschreiben geht bei ihm sehr schnell, zumindest der erste Entwurf. Wir hatten also erst einen Handlungsabriss und die Songs und haben dann ein Drehbuch entwickelt. Damals passierten so viele Dinge gleichzeitig – das hat die Sache nicht unbedingt einfacher gemacht. Da wurden zugleich die Storyboards gezeichnet und die Einzelheiten des Drehbuchs ausgearbeitet. Es war nicht unbedingt die ideale Vorgehensweise, aber wir wollten ja auch etwas vollkommen Neues erschaffen. Was ich bis dahin an Stop-Motion-Filmen kannte, war mir entweder nicht spannend genug oder zu bizarr. Als Kind hatte ich mal einen gesehen, der mir gefallen hatte. Er trug den Titel Frankensteins Monster-Party . NIGHTMARE war also nicht der erste Stop-Motion-Monsterfilm mit musikalischen Einlagen, wie oft angenommen wird.
    Skizzenzu NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS
    Ich bin mit Danny die Handlung durchgegangen und habe ihm alles erklärt. Weil wir schon so oft zusammengearbeitet hatten, war es nicht so schlimm, dass wir keine Ahnung hatten, wo das Ganze hinführen sollte. Zumindest kannten wir einander so gut, dass wir einfach drauflosarbeiten konnten. Danny hatte die Songs innerhalb weniger Monate fertig. Manchmal konnte er mir nach einem Treffen schon am nächsten Tag oder in der nächsten Woche etwas vorspielen. Dann holte ich Caroline dazu. Es war also ein langsamer Entstehungsprozess, an dem Henry, Danny, Caroline und ich und natürlich auch die anderen wunderbaren Künstler alle gleichermaßen beteiligt waren.
    Burton und Elfman hatten beim Komponieren der Stücke für den Film keinen speziellen Musikstil im Auge, sondern ließen sich eher von der Handlung inspirieren. Ein Song, der vom Oogie Boogie Man gesungen wird, erinnert jedoch an eine Figur aus den Betty-Boop-Zeichentrickfilmen von Max Fleischer, der Jazz-Sänger Cab Calloway seine Stimme geliehen hatte.

    Bei den ersten Zeichnungen von Jack haben mich die schwarzen Löcher anstelle der Augen sehr fasziniert. Ich fand es spannend, eine Figur mit Ausdruck zu erfüllen, die keine Augen hat. Sally ist erst später hinzugekommen. Damals habe ich mich, auch wegen Catwoman, für Nähte als Symbol interessiert. Es geht um das psychologische Thema des Zusammengeflicktseins. Das Gefühl, keinen inneren Halt zu haben, sondern sich gewissermaßen ständig zusammenreißen zu müssen, fand ich faszinierend. Diese Symbole haben also weniger mit Frankenstein zu tun als mit diesem psychologischen Hintergrund.
    Die Cab-Calloway-Szene war dagegen eine direkte Anspielung. Da habe ich mit Danny in nostalgischen Erinnerungen geschwelgt. In den Betty-Boop-Zeichentrickfilmen gibt es so eine merkwürdige Figur – ich weiß nicht mal, wie sie heißt. Irgendwann fängt sie völlig unvermittelt an zu singen, und ich erinnere mich daran, wie überrascht ich als Kind war. Viele der Bilder in meinen Filmen gehen eher auf bestimmte Gefühle zurück und weniger auf etwas Konkretes.
    Nicht wenige Leute sehen an meinen Filmen nur die visuelle Oberfläche, ohne etwas von der Bedeutung zu ahnen, die diese Bilder für mich haben. Und je absurder die Bilder sind, desto stärker ist in der Regel meine emotionale Verbindung zu ihnen. Das ist das Faszinierende am Medium Film. Es nimmt Bezug auf unsere Träume und spricht unser Unterbewusstsein an. Filme sind eine Art Therapie für das Unterbewusstsein, vergleichbar mit Märchen. Die Hundefrau oder der Eidechsenmann in den indianischen Legenden sind auch nicht wörtlich zu verstehen. Und genauso ist das beim Film. Ich habe mich mit diesem Thema nie wirklich eingehend befasst, aber ich finde es sehr reizvoll. Die amerikanische Kultur hat keinen Sinn für Mythen und Legenden. Das Beste, womit Amerika dienen kann, ist der Mythos von Johnny Appleseed – und der ist ziemlich weichgespült und verwaschen.
    NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS war Burtons dritter Film, der in der Weihnachtszeit spielt.
    »Weihnachten – das Thema ist für mich erledigt.«
    Ja, und ich glaube, damit ist das Thema für mich auch erledigt. Während meiner Kindheit in Burbank waren Halloween und Weihnachten immer eine besondere Zeit für mich. Wenn man in einer so nichtssagenden Umgebung aufwächst, braucht man Rituale wie Weihnachten, um sich heimisch zu fühlen. In anderen Ländern gibt es viel mehr Rituale, aber Amerika ist noch ein relativ junges Land und auch ziemlich puritanisch. Wenn man wie ich in einer Vorstadt

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