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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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nächsten Morgen wird an derselben Stelle ein Kürbis gefunden, was darauf schließen lässt, dass hier doch keine übernatürlichen Kräfte am Werk waren. In Walkers Drehbuch (dem der Dramatiker Tom Stoppard den letzten Schliff verlieh) wird Crane zu einem New Yorker Polizeiwachtmeister, dessen Glaube an neue Ermittlungstechniken und wissenschaftliche Methoden seinen Vorgesetzten ein Dorn im Auge ist. Sie schicken ihn deshalb ins Hudson Valley in die Kleinstadt Sleepy Hollow. Dort soll er seine Theorien auf die Probe stellen und eine Reihe von Mordfällen untersuchen, bei denen die Opfer mit abgetrenntem Kopf aufgefunden wurden. Im Laufe seiner Ermittlungen muss Crane feststellen, dass der kopflose Reiter als übernatürliches Wesen tatsächlich existiert. Irvings Erzählung wurde bereits einige Male verfilmt, unter anderem als Zeichentrickfilm von Disney unter dem Titel Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte (1949) mit Bing Crosby als Erzähler und 1980 als Fernsehfilm mit Jeff Goldblum in der Hauptrolle.
    Der hessische Reiter

    Den Fernsehfilm kannte ich nicht. Der Zeichentrickfilm von Disney hat mir dagegen schon immer gefallen. Die Verfolgungsjagd darin ist unheimlich spannend. Einer unserer Lehrer auf der CalArts hat an dieser Szene mitgearbeitet und uns damals Skizzen mitgebracht – das war sehr aufregend und ganz sicher einer der Gründe, warum ich für Disney arbeiten wollte. Die Entwürfe, die Farben, das Design – das war alles wirklich schön. Der Film hatte eine tolle Dynamik, und er hat die Atmosphäre des New Yorker Nordens sehr gut eingefangen. Er bot eine interessante Mischung aus Humor und Horror.
    Das Drehbuch von Walker ging in dieselbe Richtung. Lustigerweise gefallen einem manchmal sogar die negativen Dinge an einem Drehbuch, zum Beispiel die platten Sprüche, die man aus schlechten Horrorfilmen kennt. Da muss ein Mädchen mit ansehen, wie ihr Vater enthauptet wird. Und ein Arzt sagt dazu: »Das hat bestimmt wehgetan.« An den Sprüchen haben wir noch ein bisschen gefeilt. Aber sonst war alles da. Und die Namen haben mir auch gefallen: Ichabod Crane, Van Tassel …
    B urtons Filme waren stets von seiner starken Identifizierung mit der Hauptfigur geprägt. SLEEPY HOLLOW ist ebenfalls ein persönlicher Film, auch wenn es hier nicht so offensichtlich ist.
    Gespaltene Figuren haben mich schon immer fasziniert. Ichabod passt also ins Bild – er ist sehr intelligent, hat aber einen gewissen Tunnelblick. Im Drehbuch wurde Ichabod als jemand beschrieben, der sehr stark vergeistigt ist und darüber den Sinn für die Wirklichkeit verloren hat. Ihm eine Figur ohne Kopf gegenüberzustellen ergibt eine wunderbare Dynamik.
    Ichabod Crane, gespielt von Johnny Depp, ist nicht nur in Sleepy Hollow ein Außenseiter, sondern auch in seinem Beruf.
    An Horrorschauspielern wie Vincent Price oder Peter Cushing mochte ich immer besonders, dass sie irgendwie losgelöst wirken. Selbst wenn sie die Hauptrolle in einem Film spielten, hatte man den Eindruck, dass sie sich dem Zuschauer irgendwie entziehen. Man sieht ihnen an, dass sie intelligent sind. Was in ihrem Kopf vorgeht, weiß man trotzdem nicht. Sie sind von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben. Man spürt ihre Einsamkeit und merkt auch, dass sie Probleme haben und in ihrer eigenen Welt leben. Gleichzeitig wirken sie deswegen sehr sympathisch. Genau dieser Charakterzug prägt auch die Hauptfigur in SLEEPY HOLLOW , und das hat mich am Drehbuch am meisten angesprochen. Johnny bringt das im Film sehr gut rüber.
    Eine Produktionsskizze von Burton …
    Burton gibt zu, dass er manchmal auch das Gefühl hat, in seiner eigenen Welt zu leben.
    … die als Inspiration für Ichabod Cranes komplizierte Sehapparatur diente
    Man hat Phasen, in denen man versucht, offener zu sein, und andere, in denen man sich lieber vor der Welt zurückzieht. Ich tendiere eher zu Letzterem. Ich bin gern kreativ. Das war das Schöne an diesem Film – er bot mir die Gelegenheit, wieder kreativ zu sein. Ich war einfach froh, wieder etwas auf die Beine zu stellen und mich auf etwas konzentrieren zu können. Das gibt einem Kraft und macht einen glücklich.
    In letzter Zeit habe ich mich kaum noch um die Studiopolitik gekümmert. Ich halte mich da lieber raus und mache mein Ding. In der Filmbranche geht es ständig auf und ab – erst wollen sie dich, dann bist du out und kurz darauf wieder total angesagt. Am Anfang, als einen noch keiner kannte, war es fast einfacher. Da konnte man sich

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